Führt Corona zu mehr Herzinfarkten?
Klare Antwort, ja, es gibt dazu Studien mit eindeutigen Ergebnissen. Herzprobleme treffen vor allem Jüngere, die das zum Glück bei hinreichender medizinischer Versorgung meistens überleben. Hier ein Artikel mit Links zu entsprechenden Studien ->
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Long-Covid-Herzschaeden-nach-Corona-Erkrankungen,corona10668.htmlDie aktuellste Studie, die auch Omikron einschließt, verbirgt sich leider hinter einer Bezahlschranke, hier muss die Inhaltsangabe genügen ->
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/jmv.28187Solche Studien können naturgemäß nur den Unterschied zwischen Menschen mit und ohne überstandener Corona-Infektion ermitteln, die als Vergleichsgruppen zur Verfügung stehen. Ob es zusätzlich auch - im Sinne von vorher/nachher - ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko für uns alle gemeinsam gibt, etwa durch Bewegungsmangel während der Lockdowns oder unterlassene Vorsorgeuntersuchungen, dafür eignen sich solche Studien nicht. Das erfahren wir aber durch einen Blick in die Todesursachenstatistik von Destatis ->
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/11/PD21_505_23211.htmlhttps://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/12/PD22_544_23211.htmlDanach waren die Todesfälle durch Krebs sogar leicht rückläufig. An Herz-/Kreislauferkrankungen sind 2020 ungefähr 6800 Menschen mehr gestorben als 2019, 2021 waren es ungefähr 9400. Neben den Herzinfarkten umfasst das unter anderem auch Folgen von beispielsweise Diabetes. Ein Teil davon beruht auf einer veränderten Altersstruktur. Es gibt mehr alte Menschen und dadurch wären auch ohne Corona mehr Todesfälle mit diesen Ursachen zu erwarten gewesen. Es bleiben damit von der Größenordnung her für 2020 und 2021 mehrere Tausend Menschen pro Jahr, die wahrscheinlich durch indirekte Folgen von Corona an Herz-/Kreislauferkrankungen gestorben sind. Insgesamt nicht belanglos, aber auch sehr viel weniger als die direkte Anzahl von Corona-Toten, die für 20/21 bei 110000 lag.
Wenn man bei der Sonderauswertung-Sterbefälle von Destatis für 2022 die Monate Januar bis November (Dezember liegt noch nicht vor) zusammenrechnet, dann kommt man auf 946000 Tote, das ist bereits mehr als für das gesamte Jahr 2019 mit 939000 Toten. Die bis zu 100000 Toten, die für Dezember noch hinzukommen werden, entsprechen damit komplett der Übersterblichkeit von 2022, das damit - übrigens auch weltweit - zum schlimmsten Pandemiejahr überhaupt wird. Ein krasser Gegensatz zur allgemeinen Wahrnehmung, wo Omikron als harmlos und die Pandemie als beendet gilt.
Die offizielle Anzahl von Corona-Toten für 2022 liegt ungefähr bei 45000, bei einer Übersterblichkeit von 100000. Das beantwortet dann wohl die Frage von
@Pallas, wie ich darauf komme, dass die tatsächliche Anzahl von Corona-Toten ungefähr doppelt so hoch sein könnte.
Die These einer erhöhten Dunkelziffer bei Corona begründet sich von selbst. Die Schnelltests waren nicht mehr kostenlos. Es gab eine Durchseuchungsstrategie bei Leuten, die sich nicht impfen und ergo auch nicht testen lassen. Dazu bei uns allen ein nachlassendes Problembewusstsein und ein lascherer Umgang mit der Pandemie.
Wenn man dagegen behaupten will, dass die erhöhte Übersterblichkeit auf anderen Todesursachen beruht, wird das wesentlich schwieriger. Warum sollten die zusätzlichen Toten bei Herz-/Kreislauferkrankungen jetzt einen Sprung von ein paar Tausend auf ein paar Zehntausend vollführt haben? Auch ein paar Tausend Tote durch die Hitzewelle im Sommer und durch die Grippewelle im November und Dezember reichen da bei weitem nicht aus.
2020 und 2021 gab es eine derartige Erklärungslücke bei der Übersterblichkeit jedenfalls nicht. Da deckte sich alles ziemlich gut mit veränderter Altersstruktur und Corona. 2022 bleiben mehr als 50000 Tote, bei denen die Todesursache unklar ist. Wenn die Zahlen für das Jahr an einem der nächsten Dienstage bei Destatis vollständig veröffentlicht werden, dann werden die Diskussionen erst richtig losgehen. Die Querdenker werden von mehr als 50000 Impftoten reden. Wir sollten uns rechtzeitig überlegen, was wir darauf antworten können.
realradioactiveman