Masterh schrieb:Immerhin hast du als Geimpfter noch ungeimpfte Freunde. Wie sich manch einer hier aufführt lässt darauf schließen dass nicht alle Freundschaften überlebt haben.
Warum sollte ich den Kontakt zu jemandem aufgrund seines Impfstatus abbrechen? Ich frage aber auch nicht gezielt danach. Die Impfung ist für mich ehrlich gesagt auch nur eine Risikoabwägung gewesen, bei der ich am Ende zu dem Punkt kam, dass ich der Wissenschaft ohnehin genug vertraue um mich impfen zu lassen. Zudem kam es im Verlauf der Pandemie zu einigen Erfahrungen, die mir klar machten, dass die Impfung für mich sinnvoller erscheint ... als ungeimpft zu bleiben. Es ist nachvollziehbar, wenn Menschen Angst haben. Es ist für mich jedoch nicht nachvollziehbar, wenn man Wissenschaftler mit hahnebüchenen Aussagen in Frage stellt. Querdenker habe ich nicht im direkten Umfeld. Ob ich eine über 20 jährige Freundschaft beenden würde, weil jemand Querdenker ist ... weiß ich ehrlich gesagt nicht.
Mein bester Kumpel ist ungeimpft und haut halt nicht belegbare Sachen raus, um seine Angst oder Faulheit vor der Impfung, eins von beidem ist es bei ihm, zu rechtfertigen. Das belastet mich ehrlich gesagt schon, weil er zum einen auch sonst nicht besonders auf seine Gesundheit achtet und zum zweiten zur Risikogruppe gehört. Mit dem Kerl bin ich seit 1998 eng befreundet und hab schon viele geile Zeiten, Höhe- und Tiefpunkte durchgemacht ... mich verstritten, vorwurfsfrei ausgesöhnt usw. ... kurz gesagt, mich verbindet mit manchen Menschen die auch teils stupides Zeug äußern ein so enges Band, dass ich das nicht für ein temporäres Thema wie Corona opfere. Ich rede mit diesen Menschen darüber, versuche ihnen meinen Standpunkt zu erläutern und versuche, wie im Fall meines Freundes, auch ein wenig sie zur Impfung zu bewegen. Am Ende hat jedoch nur er das zu entscheiden. Wenn es nichts bringt, spreche ich das Thema nicht mehr an und wir reden nicht mehr darüber. Ich muss nicht auf Konfrontation gehen, wenn ich bereits weiß, dass es keinen Erfolg hat.
Von Menschen, die Corona per se relativiert haben, hab ich mich in der Pandemie dennoch etwas fern gehalten. Auch das war eine Risikoabwägung. Familie steht für mich an erster Stelle und eine Infektion mit den ersten Coronavarianten wäre für meine Großmutter mit Sicherheit ein Todesurteil gewesen. 2020 kam meine Tochter zur Welt und es ist mir wichtig, dass sie noch möglichst viel von ihren Urgroßeltern hat. Zu solchen Relativierern gehört mein Kumpel allerdings nicht.
Interessanterweise haben meine ungeimpften Freunde und Bekannten mich eher auf den Impfstatus angesprochen. Ob ich nicht Angst vor den Nebenwirkungen hätte und ob ich nicht gehört hätte, dass auf der Intensivstation des nächstgelegenen Krankenhauses nur noch Menschen mit Impfschäden lägen. Belegen konnte mir das nicht. Ich habe allerdings auch einige Menschen aus dem Gesundheitswesen im Bekanntenkreis, die mir genau das Gegenteil bestätigten.
Ich kenne aber auch jemanden, der von einem guten Freund von einer Geburtstagsparty mit den Worten: "genverändertes Gemüse kommt mir nicht ins Haus" ausgeladen wurde. So eine Freundschaft kann man sicher schwer aufrecht erhalten ...