Pallas schrieb:Nochmal: Was würdest du anders machen? Kritik an den Zuständen kann ja jeder üben, aber wie sieht es mit Lösungsvorschlägen aus?
Hatte ich geschrieben, Du liest es aber nicht.
Ich erwarte von jedem Politiker, ÖD und Beamter normale (durchschnittliche) Leistung, momentan ist man da irgendwo bei gruselig, unterirdisch und die Selbstbeweihräucherung hat was von Verarsche.
Findest Du es nicht komisch dass obwohl "man es nicht besser hätte machen können" immer wieder was auftaucht was vollkommen irre ist?
Neues Beispiel, wir hatten hier auch die Totgeburt Corona App, vom Katzentisch kam "die Leute nutzen es nicht" bla bla...dabei habe ich eine Zeitung angeschaut:
Viele Labore nutzen die App nicht:
Mehr als 20 Millionen Menschen haben die offizielle deutsche Corona-Warn-App auf dem Handy. Im Labor von Michael Schleef aber spielt sie bislang keine Rolle. »Wir brauchten eine schnelle und unkomplizierte Lösung, als letztes Jahr die Nachfrage nach Corona-Tests stark anstieg«, erläutert der Facharzt für Laboratoriumsmedizin. Sein Münchner Labor, das im Januar nach Eigenangaben etwa 2500 Coronatests pro Tag auswertete, entschied sich zu Beginn der Krise gegen die Warn-App und für eine eigene Website.
Es war zu langsam:
Ähnliche Lösungen – ohne die App des Robert Koch-Instituts – gibt es auch in anderen Laboren. »Eine reibungslose und zeitnahe Implementierung der Befundübermittlung via Warn-App erschien uns unwahrscheinlich«
Es ist teuer und die Labore müssen selbst zahlen (sehr sinnvoll):
Eine Frage der Kosten
Viele Labore berichten, dass die Übermittlung der Ergebnisse per Corona-Warn-App teuer sei. Genauer: die Einrichtung der dafür nötigen Technologie. »Durch die Etablierung und Anpassung der Schnittstellen für die Ergebnisübermittlung an die Corona-Warn-App sind allen Laboren erhebliche Kosten entstanden, die von den Laboren selbst getragen werden mussten«, sagt Annett Dauchert vom Labor Berlin. Ähnliches hört man aus anderen Laboren.
Und dann der große Auftritt der Lügner, man beachte die Absätze, es kostet nichts aber es kostet, aha:
Das Gesundheitsministerium entgegnet auf Anfrage: »Für die Anbindung der Labore an die Corona-Warn-App-Infrastruktur entstehen den Laboren keine Kosten.« Jedoch seien Kosten für die Anpassung der internen IT-Systeme angefallen. Wie hoch diese seien, sei aber nicht verallgemeinerbar. Außerdem stünden dem Aufwand »angemessene Einnahmen der Labore« gegenüber.
Quelle:
https://www.spiegel.de/netzwelt/apps/corona-warn-app-warum-manche-labors-die-app-nicht-nutzen-und-start-ups-profitieren-a-e824204e-b1a6-4c86-a1cc-fd7b413cfa79Sascha Lobo (ist das auch einer vom Stammtisch?)
Was die Kanzlerin und ihr Kanzleramtsminister zuletzt über Corona-Tests und die Corona-Warn-App gesagt haben, ist geradezu unverschämt.
»There is some shit I will not eat«. Ich glaube, bei mir war dieser Punkt spätestens erreicht, als ich hörte, was Angela Merkel diese Woche in der Unionsfraktion gesagt hat: »Wir brauchen sicherlich den Monat März, um eine umfassende Teststrategie aufzubauen.«
...
Nicht im März 2020, sondern im März 2021 eine »umfassende Teststrategie aufzubauen« – das ist in meinen Augen nicht weniger als ein Ausweis von Staatsversagen. Mir ist inzwischen egal, ob eigentlich der kleinkleine Föderalismus, die bockige Ministerpräsidentenkonferenz, die bizarre Bürokratie, die kaputtgesparte Infrastruktur, die ständige Angst vor dem Geschrei Rechter und Rechtsextremer, die völlige Fehleinschätzung des Pandemieverlaufs, das parteipolitische Getöse zum allerfalschesten Zeitpunkt, der kreischende Schuldenbremsengeiz der GroKo oder das jahrzehntelange deutsche Digitalisierungsdebakel hinter diesem pandemischen Staatsversagen steckt. Es ist wahrscheinlich eine Mischung aus allem, ergänzt durch ein paar Überraschungsunfähigkeiten.
Zu Corona App:
Wenn zum Beispiel Kanzleramtsminister, Arzt und Digitalstratege Helge Braun bei Anne Will auf Kritik an der komplett vergurkten, verschleppten, verGroKoten Corona-Warn-App den Satz sagt: »Warum muss der Staat immer alles anbieten?« Wieder so ein Flippsatz. Der, gerade weil er aus der Hüfte geschossen war, eine geradezu gespenstische Eingeschnapptheit offenbart. Als ginge es nicht allein darum, die Pandemie in den Griff zu bekommen, und als sei deshalb ausschließlich dieser Maßstab anzulegen. Und Deutschland hat die Pandemie außerordentlich nicht im Griff.
Zu der Bereitschaft die Impfzahlen zu beschleunigen:
Das mit dem Impfstoff AstraZeneca »ist irgendwie nicht so gut gelaufen«, sagte der Chef der Ständigen Impfkommission, auch das ein Satz zum hauptberuflichen Ausflippen. Angeblich komme die Impfkampagne langsam in Fahrt, seit Ende Februar schafft Deutschland, täglich rund 180.000 Menschen zu impfen. Außer am Wochenende natürlich, meine qualifizierte Vermutung wäre, dass man bloß keinen Wochenendaufschlag gemäß der Impfarbeitsvergütungsrahmenverordnungsverordnung bezahlen möchte, Nachtaufschlag ohnehin nicht.
Zu den großartigen Leistungen die hier immer so gelobt wird:
Und ja, durch fortgesetztes Staatsversagen kann natürlich auch die Demokratie selbst beschädigt werden. Die Überzeugung, dass der Apparat im Großen und Ganzen angemessen funktioniert, ist bereits implodiert durch das multidimensionale Versagen bei Impfdebakel, Warn-App-Desaster, Testversagen, Schulnotstand, Pflegekatastrophe, Maßnahmenverwirrung, bösartige Großverbockung der Hilfen für Selbstständige und so fort.
Passt auch zum Forum:
Demnächst wird – ich möchte gern drum wetten – vonseiten der Bundesregierung, vielleicht von der Kanzlerin selbst oder vom baugleichen Vizekanzler, ein Satz fallen wie: »Wir sind alles in allem doch recht gut durch die Pandemie gekommen.«
Quelle:
https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/corona-staatsversagen-in-der-pandemie-saetze-zum-ausflippen-kolumne-a-7f9519ca-1994-48c5-81eb-607efce16cf5Phillipp Wittrock
Die neuen Corona-Beschlüsse zeigen: Kanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs haben kapituliert. Vor der Infektionsdynamik, vor dem öffentlichen Druck, vor dem eigenen Versagen.
Beispiel Impfen: Erst gab es zu wenig Impfstoff, jetzt bleibt er mancherorts liegen. Während andere Länder in Bars oder bei Ikea die Spritzen zücken, verweist man bei uns lieber auf seitenlange Impfverordnungen. Nun sollen bald die Hausärzte mitmachen, doch dass manche Länder wie NRW am Mittwoch bremsten, lässt für die Umsetzung nichts Gutes erahnen. Die Kanzlerin verspricht, beim Impfen künftig »alle Flexibilitäten« nutzen zu wollen, etwa die Verabreichung der beiden Dosen so weit wie möglich zu strecken. Auch soll es ein »kluges Nachrückermanagement« geben. Naheliegende Frage: Warum erst jetzt?
Beispiel Schnelltests (lesen Sie hier mehr darüber): Zum 1. März sollten sie kommen, kostenlos für alle, doch die Kanzlerin kassierte das Versprechen ihres Gesundheitsministers, weil es nicht zu halten war. Jetzt soll jede Bürgerin, soll jeder Bürger, von kommender Woche an Anspruch auf einen Gratistest pro Woche haben (vorgesehen waren auch schon mal zwei). Ob die wirklich bald flächendeckend zur Verfügung stehen, ist ungewiss. Zumal nun eine Task Force zur Testbeschaffung gegründet werden soll. Naheliegende Frage: Warum erst jetzt?
Fehlende Lüftungsanlagen in Schulen und Kitas, Digitalisierungsdefizite in Behörden und Bildungseinrichtungen, eine Corona-Warn-App, die Milliarden gekostet hat, aber kaum etwas bringt – die Liste des Versagens ließe sich fortführen. Und mit jedem Monat, den sich Deutschland durch diese Krise kämpft, verstärkt sich der Eindruck: Dieses Land ist viel zu oft einfach zu träge, zu bürokratisch, zu wenig kreativ.
Quelle:
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/corona-lockdown-gefuehl-schlaegt-verstand-a-2fdc7ee0-c675-48a4-8bf0-66b03186335dIch habe vor diesen Artikeln auf diesen Problemen hingewiesen, man hat sich persönliche Angriffe beschränkt (was mir wurst ist). Jetzt soll aber jeder in sich gehen und sich überlegen ob wirklich alles so gut ist wie man mir das unter der Nase schmiert (die Taktik: hat ja keiner gesagt dass es perfekt läuft ist Käse).