@DonUnbegabtEs kann sein, dass seit Anfang November in Deutschland die Zahl der akut Erkrankten nicht exponentiell steigt. Allerdings müsste man dazu alle Zahlen betrachten, nicht nur einige ausgewählte, da die Zahlen zwischen einzelnen Tagen sehr schwanken. Das wäre mir jetzt zu viel Arbeit. Wenn Du natürlich eine solche Rechnung hast, dann schaue ich mir das gerne an. Daher hatte ich auch danach gefragt.
Allerdings gibt es bereits seit Anfang November den lockdown in Deutschland, bereits davor gab es weitere Einschränkungen und Maßnahmen. Auch die Zahlen der Neuinizierten haben seit Anfang November weitgehend stagniert.
In Schweden ist die Situation ganz anders, dort ist der Anstieg der Neuinzierten aktuell exponentiell, deswegen wäre dort zu erwarten, dass mit einigen Wochen Verzögerung auch die Zahlen der Todesfälle im Zhg. mit Corona steigen.
Beitrag von Anaximander (Seite 1.211) Wenn sich sehr viele jüngere infizieren, könnte der Anstieg der Todeszahlen im Zhg. mit Covid (zunächst) allerdings auch etwas moderater ausfallen.
@FunkystreetIch hatte einiges zu dem Thema, ob Zuwanderung eine Belastung für das nationales Gesundheitssystem ist, im Brexit-Thread gepostet. Das war ja ein Argument von Leuten wie Nigel Farage.
Das stimmt aus folgenden Gründen nicht, und es gibt die folgenden Zahlen:
The proportion of migrants working in the NHS varies across staff groups and different regions. In June 2019, 13.3% of NHS staff in hospitals and community services in England reported a non-British nationality. Among doctors, the proportion is 28.4%.
Quelle:
https://www.health.org.uk/news-and-comment/blogs/immigration-and-the-nhs-the-evidenceDiese Zahlen muss man jetzt vergleichen mit dem Anteil der nicht-britischen Nationalitäten im UK in diesem Zeitraum:
In the year ending December 2019: 6.2 million people were living in the UK who had the nationality of a different country (9% of the total population)
Quelle:
https://commonslibrary.parliament.uk/research-briefings/sn06077/Daraus ergibt sich, dass nicht-britische Nationalitäten im britischen Gesundheitssystem überrepräsentiert sind, und zwar sowohl bei Ärzten als auch bei Pflegern. (Das gilt übrigens sowohl für EU als auch für Nicht-EU-Nationaliäten)
Dem Brexit lag die Idee zugrunde, die Zuwanderung besser zu steuern, so dass Fachkräfte in den Bereichen gewinnen lassen, wo sie gebraucht werden (wie eben dem Gesundheitssystem). Das genaue Gegenteil ist eingetreten.
NHS missing 10,000 nurses since Brexit as Europeans avoid moving to the UK
Quelle:
https://www.mirror.co.uk/news/politics/nhs-missing-10000-nurses-brexit-21694725Das ist mit ein Grund, warum das UK in der Covidkrise am schwersten betroffen ist, also die meisten Toten prozentual zur Bevölkerung zu beklagen hat, zumindest in Europa.
Für Deutschland finde ich die folgenden Zahlen:
Der Anteil von Zuwanderern unter den in Deutschland registrierten Ärztinnen und Ärzten betrug 2014 mehr als 8 Prozent, während sie in den nichtärztlichen Gesundheitsberufen etwa 15 Prozent der Erwerbstätigen stellten.
Allein die Zahl ausländischer Ärztinnen und Ärzte mit Migrationshintergrund hat sich in den letzten 23 Jahren vervierfacht, stieg von 10.653 auf 39.661.
Quelle:
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/meldungen/2015/prognos-studie.html (Archiv-Version vom 16.11.2016)2014 betrug der Anteil der ausländischen Bevölkerung in Deutschland 9,3%
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/14271/umfrage/deutschland-anteil-auslaender-an-bevoelkerung/Bei den Ärzten sind also Menschen mit Migrationshintergrund durchschnittlich vertreten, in den nichtärtzlichen Gesundheitsberufen sind sie deutlich stärker vertreten als die autochthone Bevölkerung Deutschlands.
Auch für die Zukunft wird erwartet, dass Zuwanderung unbedingt notwendig ist, um die Pflege in Deutschland aufrecht erhalten zu können:
Großer Zuwachs an Pflegepersonal mit Migrationshintergrund notwendig
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Deutschland von einem Pflegenotstand betroffen ist. Der demografische Wandel hat längst begonnen und der erhöhte Pflegebedarf steht dem jetzigen Mangel an Fachkräften bereits gegenüber. Pflegepersonal mit Migrationshintergrund wird demnach immer dringender in die Pflege eingebunden werden müssen, um die personellen Strukturen in den Heimen auch in Zukunft aufrecht halten zu können.
Quelle:
https://www.pflegeimmobilie-invest.de/wissen/aktuelles/aktuelles-detail/pflegepersonal-mit-migrationshintergrund.htmlIn der Covidkrise werden v.a. Pflegekräfte gebraucht. Die notwendige Verjüngung der work force ist also gar nicht das einzige Argument.
--> Zuwanderer halten das Gesundheitssystem am Leben. Das gilt besonders für die Covidkrise.