orenoa schrieb:Aktuell ist dort so ziemlich alles in Eigenverantwortung.
Wie gesagt, der schwedische Ministerpräsident macht ja sehr deutlich, dass der vermeintliche schwedische "Sonderweg" im Ausland meist falsch dargestellt wird, der Tagesspiegel ist so ein Beispiel dafür. Dem Ministerpräsidenten glaube ich mehr als einem Journalisten, der eine Agenturmeldung in ein paar Minuten etwas überarbeitet, ohne Kenntnisse von dem Land zu haben.
Auch im britischen Englisch ist der Begriff "to advise" (einen Ratschlag geben) häufig, etwa im Kontext von Bußgeldern. Klar, es wird der Ratschlag gegeben, dass man zahlen soll, zugleich der Ratschlag, dass im Fall der Nichtzahlung sich das Bußgeld alle 2 Wochen verdoppelt, Möbel konfisziert werden usw. Hier liegt also ein semantischer, aber kein faktischer Unterschied vor.
Auch in Deutschland wird kein Bußgeld verhängt, wenn man sich nicht die Hände wäscht. Im Grunde beißt sich die Katze aber in den Schwanz, denn wenn die "Empfehlungen" nicht eingehalten werden (der Ministerpräsident macht das deutlich), dann müsste notwendigerweise die nächste Stufe eintreten. Also muss man sich an die Empfehlung halten oder es wird verschärft.
Der Unterschied ist natürlich, dass mir aus Schweden nicht so etwas wie sog. "Querdenker" bekannt ist, gäbe es die in Deutschland nicht, wären sicherlich auch keine Bußgelder verhängt worden. Dann wäre im Prinzip alles so wie in Schweden, vielleicht mit Ausnahme, dass im April dort Geschäfte grundsätzlich offen, aber eben kaum besucht wurden - und die Sterbewelle dafür auch deutlich höher.
Besuchsverbote in Altenheimen oder Veranstaltungen von 50 Personen sowie Begrenzungen von Menschen pro qm wurden aber auch in Schweden als Gesetze verabschiedet.