Rechtschreibung im Internet

@SeiraButterfly
Leider ist dieser Trend scheinbar nicht weg. Mein großer Sohn ( 19) schreibt so im großen Stil in WhatsApp und unter Freunden. Ich hab ihm inzwischen schon Verboten mir so zu schreiben. Da stehen einem ja die Haare zu Berge. :) Auch wird alles abgekürzt auf ein bis zwei Buchstaben. Nicht einmal "ja" wird ausgeschrieben. Dafür bekommt man dann ein "j"
Aber bei behördlichen Briefen und wo es darauf ankommt schreibt er auch richtig.
Mein jüngerer Sohn (13) schreibt mir in vollen Sätzen Nachrichten . Durch die LRS nicht immer Fehlerfrei trotz Autokorektur , aber er gibt sich da mehr mühe.

LunaMond schrieb:Leider ist dieser Trend scheinbar nicht weg

Beschränkt sich dann aber scheinbar auf Privatchats? Ich bin ja viel im Netz unterwegs und da sehe ich seit Jahren niemanden mehr so schreiben.
Ich bin froh, dass mir keiner so schreibt. Da würde dann selbst ich sagen: Ne, sorry, aber echt nicht. Ich kann viel tolerieren, aber das nicht. Schon gar nicht von Erwachsenen. Das ist für mich ähnlich schlimm, wie Menschen Ü30 die noch Jugendsprache sprechen (und teilweise auch schreiben). Die Jugend würde dazu heute sagen "Das ist ja cringe!" :D Das finde ich tatsächlich viel schlimmer, als einfache Rechtschreibfehler. Denn diese sind ja, meistens zumindest, keine Absicht.

SeiraButterfly schrieb:Beschränkt sich dann aber scheinbar auf Privatchats?

Ja. Da machen sie schon einen Unterschied. Zu beobachten ist es noch wenn sie online Spielen und sich während dessen z.b. über Discort schreiben. Also auch bei den Gamern. Vielleicht haben sie mit dem kürzen der Worte angefangen um wieder schnell spielen zu können.
Wir mussten es ja auch in der Jugend bei den SMS, weil nur eine begrenzte Anzahl von Wörtern möglich war. Und eine SMS teuer. So wurde aus "ich Liebe dich" I Love U z.b.

nairobi schrieb:Bei mir ist es kurios. Ich schreibe manche Wörter oft falsch, weil ich bestimmte Buchstaben vertausche.

Ähnliches kenne ich von mir auch: Mir zuckt beim Wort "Klempner" immer wieder der Finger und will auf die T-Taste drücken, oder aber "Silvester" würde ich wider besseren Wissens bis dato gerne mit y schreiben.

FlamingO schrieb:Mir zuckt beim Wort "Klempner" immer wieder der Finger und will auf die T-Taste drücken,

Warum nur schreibst du immer wieder und wieder Klempner (oder Klemtner oder was auch immer) 🤔 Wie kommt man dazu? Ist es eine Obsession?

Nemon schrieb:Warum nur schreibst du immer wieder und wieder Klempner

Na, weil es so richtig ist. Und ich das zwar weiß, aber dennoch - wie bei "Schnauze" - einen latenten Drang verspüre,
ein t reinzustopfen.

@FlamingO
Die Frage ist, warum das überhaupt schreibst. Wer schreibt denn ständig Klempner 👨‍🔧?

Nemon schrieb:Wer schreibt denn ständig Klempner 👨‍🔧?

Beispielsweise jemand, der im Klempnerwesen tätig ist und die Rechnungen erstellt.
Okay, das beantwortet deine Frage, so wie du sie dir stellst, nicht, ist mir bewusst - du möchtest wissen, ob ich ständig das Wort "Klempner" schreibe, nech? Nein, tue ich nicht, aber weil ich vor vielen Monden mal den Duden Wort für Wort durchging, und ich dort nun mal beim "Klempner" stutzte, ist die Schreibweise jenes Handwerkers in den Maschen meines Gedächtnisses hängen geblieben.

Am heutigen Tag habe ich so oft "Klempner" geschrieben wie noch nie. :note:

LunaMond schrieb:Vielleicht haben sie mit dem kürzen der Worte angefangen um wieder schnell spielen zu können.

Das hat eher den Hintergrund, dass man Online-Spiele nicht pausieren kann und man deshalb nicht, mitten im Kampf z.B., noch ewig lange an einer Antwort schreiben kann. Sonst hat man ganz schnell verloren.
Kenne das selber noch aus der Zeit, in der ich noch viel online gespielt habe. Ich hielt es aber für gewöhnlich so, dass ich dann eben gewartet hab, bis der Kampf vorbei war, bevor ich eine Nachricht beantwortet habe. Wenn man zusammen gespielt hat, hielt man sich eigentlich eh im Voice-Chat auf, da erübrigte sich das Schreiben natürlich.
Aber ich weiß, was du meinst, viele mit denen ich so geschrieben habe, haben auch diese ganzen Abkürzungen etc benutzt, wenn sie gerade nicht spielten. Wahrscheinlich aus Gewohnheit. Ich denke die meisten können es aber schon dann auch richtig, wenn es drauf ankommt.

Mh, des öfteren wurden ja auch Anglizismen kritisiert! Hier im Forum werden sie aber oft verwendet, und manchmal musste ich sie googeln, so zum Bsp. eine Sperrbegründung "derailment"

Ich finde das grad nicht schlimm, bin um ein Wort reicher geworden:-)

puzzlepiece schrieb:Mh, des öfteren wurden ja auch Anglizismen kritisiert! Hier im Forum werden sie aber oft verwendet, und manchmal musste ich sie googeln, so zum Bsp. eine Sperrbegründung "derailment"

Solange sie nicht überhand nehmen, finde ich es in Ordnung. Ich habe persönlich schon Menschen gesehen, da war fast jedes 2.-3. Wort englisch. Das finde ich dann übertrieben und viel zu viel. Mal eins ist ja okay. Aber nicht in jedem Satz mehrmals.

Kann aber verstehen, wenn das für Menschen, die kein englisch können, schon sehr nervig werden kann.

SeiraButterfly schrieb:Kann aber verstehen, wenn das für Menschen, die kein englisch können, schon sehr nervig werden kann.

Menschen, die kein Englisch können, müssten mittlerweile gut 100 Jahre alt sein, um kein Englisch in der Schule gehabt zu haben :P: Das hat aber in vielen Fällen nicht mehr viel damit zu tun. Einige Begriffe wären auch für Muttersprachler erklärungsbedürftig. Alles und jede Strömung oder Handlung im gesellschaftlichen Leben hat mittlerweile eigene Etiketten (Labels), die man gar nicht kennen kann, wenn man nicht ständig … ja was eigentlich? liest. Mir fällt leider gerade kaum was ein. „Blackfacing“ ist sicher bekannt. … vielleicht wisst Ihr, was ich meine, auch wenn mir gerade nichts mehr einfällt 😅
Hat viel mit Social Media zu tun.

nairobi schrieb:Sie erzählte mir dann mal "dem S. fehlen Bodenstoffe". Das hatte die Lehrerin ihnen erklärt.

Eine Lehrerin also, die mal was gehört zu haben glaubt, aber keine Ahnung hat, wovon sie redet. Das kenn ich nur zu gut.

nairobi schrieb:Bei einer Legasthenie oder auch Dyskalkulie muss aber eine spezielle Nachhilfe erfolgen, eine "normale" bringt da nicht so viel.

Ein Freund von mir und ein Kollege sind Legastheniker.
Der eine um die 30, der andere um die 55. Mein Kollege hat mich, als anfangs in der Fa. war, angepampt, wenn ich ihn korrigiert habe. Nach einigen Jahren kam er von selber an und fragte: "Kannse mir mal sagen wie man xyz schreibt?"

Mein jüngerer Freund war ganz ähnlich. Anfangs war es ihm gar nicht recht, wenn man ihn korrigierte, inzwischen bittet er darum, dass man seine Texte probeliest.

Bei beiden habe ich festgestellt, dass sie durch das ständige Wiederholen, wenn auch langsam, doch dazu lernen.

Gucky.

Do-X schrieb:Was spielt dieses "halt" für eine Rolle? Wofür benutzt man es? Das ist total sinnfrei!(?)

Es ist im Grunde ein Ersatzwort für "eben". Es ist eben so. Ich verwende "halt" auch sehr oft, was daher kommt, dass es im österreichischen Sprachgebrauch oft vorkommt.
Es kommt "halt" drauf an, in welcher Art Konversation man sich befindet. Hier, bei Allmy, versuche ich zum größten Teil Hochdeutsch zu schreiben. Wenn ich mich im Chat mit meiner besten Freundin befinde, schreibe ich schon mal das eine oder andere Wort im Dialekt.

nairobi schrieb:Oder solche Ausdrücke wie "yolo", "sheesh" etc. Vor allem, wenn Leute durch diese Teeniesprache jünger erscheinen wollen als sie sind. Das wirkt manchmal eher peinlich.

Da ich selber keine Kinder habe und mich auch seit einiger Zeit von sozialen Medien fern halte, gehen diese Ausdrücke zum Glück recht unbemerkt an mir vorbei. Und mir wären solche Worte auch noch nie bei einem Erwachsenen aufgefallen, Gott sei Dank! Denn da hast du völlig recht, das würde dann tatsächlich peinlich wirken.

Nemon schrieb:Menschen, die kein Englisch können, müssten mittlerweile gut 100 Jahre alt sein, um kein Englisch in der Schule gehabt zu haben

Ne. In der DDR wurde kein englisch unterrichtet. Meine Eltern sind 60 und 61 und hatten beide kein englisch. Und auf Förderschulen wird auch kein englisch unterrichtet. Und viele können trotz Unterricht kein englisch. Also da gibt es noch genug Leute, die es nicht können.

SeiraButterfly schrieb:In der DDR wurde kein englisch unterrichtet.

Das fiel mir dann nachträglich auch ein. Aber es bleibt dabei: "Englisch" ist hier groß zu schreiben ;)

SeiraButterfly schrieb:Und viele können trotz Unterricht kein englisch. Also da gibt es noch genug Leute, die es nicht können.

Ja, Englischunterricht ist keine Garantie, dass man englisch auch sprechen und verstehen kann. Es hängt auch stark von der schulischen Eigenmotivation und der Art des Unterrichts ab.

Noch zu meiner Schulzeit war der Englischunterricht relativ eintönig gewesen und war eigentlich nicht darauf ausgelegt, frei sprechen zu können. Wir hatten damals ein sogenanntes Sprachlabor, in dem wir über Kopfhörer eingespielte Satzmuster in endlosen Wiederholungen nachsprechen mussten. Ich erinnere mich noch daran, dass das damals ziemlich mechanisch ablief. Man lernte zwar irgendwelche Standardformulierungen, aber nicht, wie man sie in der freien Rede einsetzen hätte können. Ansonsten bestand der Unterricht aus Auswendiglernen langer Vokabellisten und Grammatikregeln. Da lernte man beispielsweise zwar bestimmte Wortbedeutungen, aber meistens ohne Kontext.

Dazu kam, dass die Englischlehrer allesamt keine Muttersprachler waren und einen starken deutschen Akzent hatten.

Richtig Englisch gelernt habe ich erst, als ich anfing, in englischsprachige Länder zu reisen.

martenot schrieb:Noch zu meiner Schulzeit war der Englischunterricht relativ eintönig gewesen und war eigentlich nicht darauf ausgelegt, frei sprechen zu können. Wir hatten damals ein sogenanntes Sprachlabor, in dem wir über Kopfhörer eingespielte Satzmuster in endlosen Wiederholungen nachsprechen mussten. Ich erinnere mich noch daran, dass das damals ziemlich mechanisch ablief.

Das klingt so nach Nord-Korea :D
Ich wundere mich manchmal, was User so alles aus ihrer Schulzeit berichten. Dabei ist das Bildungssystem doch, bis auf ein paar Ausnahmen, ziemlich stark standardisiert.

Nemon schrieb:Menschen, die kein Englisch können, müssten mittlerweile gut 100 Jahre alt sein, um kein Englisch in der Schule gehabt zu haben

SeiraButterfly schrieb:Ne. In der DDR wurde kein englisch unterrichtet.

das ist beides so nicht richtig :)

In der DDR war Russisch Pflicht. Jedoch darüber hinaus gabs sprachliche Wahlfächer - Englisch oder Französisch - je nach Schule.

Aber mit dem Englischunterricht ist es genau wie mit Deutsch - wer kein Interesse oder Lust hat, oder der Lehrer nicht richtig motivieren und den Unterricht interessant gestalten kann, da lernt man es nicht richtig und kann es dann entsprechend auch im Internet schlechter umsetzen. Abgesehen von denjenigen welche eine LRS haben (die sind außen vor).

Ich persönlich war zu faul, Vokabeln zu lernen, das fiel ja im Deutschunterricht zum Glück weg, deshalb war ich in diesem Fach viel besser als in Englisch :D