yong schrieb:Das verstehe ich ja, nur sollte man sich und dem Leben einfach mehrere Chancen geben. Ein Beispiel: Wie viele Leute bringen sich aus Liebeskummer um? Die Zeit nimmt den Schmerz. Wer früher die große Liebe war ohne die man keinen Atemzug nehmen konnte, ist heute der lächerliche Vollhonk oder die fiese Tussi- Menschen von denen man sich ekelt und man beim besten Willen nicht weiß was man je an ihnen gefunden hat.
Wenn alles so einfach wäre. Wenn wir das Beispiel Liebeskummer nehmen, dann muss man das Ganze auch noch mal etwas tiefer betrachten.
Wie viele Menschen gibt es, die sich alle unterscheiden? Man stellt es sich so vor: Paar trennt sich, dann trauert man ein wenig, Freunde helfen einem, die Eltern ebenso und nach einer Zeit geht es wieder. Aber wie realistisch ist dieses Szenario? So realistisch, wie es bei Leuten funktioniert, die Freunde haben, Eltern haben.
Es gibt aber Menschen, die haben das nicht. Menschen, die sich alleine fühlen. Dann lernen sie jemanden kennen und plötzlich fühlt man Leben. Man versteht, dass alles plötzlich Sinn macht. Und dann ist es weg. Liebeskummer mag ja schlimm sein, wenn man wenigstens noch welche hat, mit denen man das “austherapieren“ kann, aber sei mal alleine, während man nur noch Sehnsucht fühlt, Schmerz und der Sinn plötzlich weg ist...
Es ist nicht nur ein Unterschied in der Intensität, nein, das vergiss mal wieder.... Nein, es zieht sich gnadenlos in die Länge.
Weißt du, warum Frauen meist unter normalen Bedingungen schneller über einen Mann hinweg sind? Weil sie reden. Sie reden immer wieder, bis irgendwann der Bedarf vorüber ist. Hab mal niemanden zum Reden, hab mal niemanden, der dir in einer anderen Form Zuneigung gibt, hab mal niemanden, der das Loch füllt. Ein Loch, das nach einem neuen Sinn im Leben, das gerade wieder zerronnen ist, größer geworden sein dürfte.
Oder wie viele Menschen gibt es, die zwar Freunde haben, aber dennoch sehr sensibel sind, die mit Schmerz und Verlust nicht umgehen können?
Das Leben geht weiter? Wen interessiert das Leben in nem Jahr, wenn man sich 11 Monate davor richtig beschissen fühlt, sich ständig an den Scherben der zerbrochenen Welt schneidet? Deswegen bringen Menschen sich um. Weil sie es nicht ertragen. Für sie zählt der Moment, nicht das, was irgendwann einmal sein könnte.
Unverständnis tritt immer da auf, weil Menschen von sich auf andere schließen. Aber mir ist seit jeher bekannt: Kein Mensch ist wie der andere. Und nicht nur das. Nein, kein Mensch lebt mit den gleichen Bedingungen wie der andere.
yong schrieb:Wem bringt ihr Tod etwas? Ihr erst recht nicht. Gerade wenn junge Menschen "freiwillig" aus dem Leben scheiden, empfinde ich dies als enormen Verlust, denn jedes gesunde Leben verdient es gelebt zu werden.
Du kannst gar nicht wissen, ob ihr Tod ihr was bringt. Wieso solltest das gerade du entscheiden?
Dass sie nicht gesund ist, ist wohl klar und deutlich zu vernehmen, wenn sie wirklich das durchgemacht hat, was da geschrieben steht. Dass mit Gesundheit immer nur auf den Zustand des Körpers angespielt wird, ist für mich ein Unding. Ihr Tod bringt ihr wahnsinnig viel, denn sie muss sich nicht ständig an grausame Dinge erinnern, sie muss es nicht immer und immer wieder fühlen und ein Leben, das bedeutet, nur zu kämpfen und zu vergessen, zu verdrängen oder versuchen, etwas zu verarbeiten, was schlecht zu verarbeiten ist, ist kein Leben, nur weil man atmet.
yong schrieb:So reden hier viele. Genau DAS ist der Grund weshalb es sich lohnt am Leben zu bleiben.
Jeder Mensch hat mal eine schlechte Phase und es ist absolut keine Kunst, sie lebend zu überstehen. Wenn Menschen sich umbringen, dann ist es nicht mal eben eine schlechte Phase, sondern ein weiterer tiefer Einschnitt im Leben, der das Fass zum überlaufen bringt. Wenn das Maß voll ist, ist es voll. Es kann sogar voll sein, ohne dass man sich umbringt. Manche sind obdachlos und raffen sich nicht mehr auf, andere ziehen sich vollständig zurück und raffen sich nicht mehr auf.