gastric schrieb:Und nun? Ist das fass immernoch kurz vorm überlaufen? Wie sieht es heute aus und nicht vor 6 jahren!
Danke für deinen Beitrag und den Link. Denn du unterstützt mich damit in zwei wesentlichen Punkten:
1.) Meine These vom Paradigmenwechsel, der sich auch hier schon ein Stück weit erkennen lässt, und Ernährungsmythen, steht in Einklang mit aktuellen wiss. Erkenntnissen.
2.) Die DGE sitzt nach wie vor auf einem Haufen obsoleter Dogmen und wahrt ihre Pfründe.
Zu 1.) darf ich dein Zitat ein ein bisschen auf die inhaltlichen Punkt ausdehnen und gleich zuerst mal die Übersichtsgrafik posten:
Das ist in Details schon noch problematisch, aber immerhin. Weiter im Artikel:
Das klingt zunächst unspektakulär. Erst der Vergleich mit den alten Regeln lässt erkennen, dass sich hinter der Überarbeitung eine deutliche Abkehr vom Gewohnten verbirgt. Die ursprüngliche Regel Nummer 2 – die bisher einen „reichlichen Konsum von Getreideprodukten sowie Kartoffeln“ empfohlen hat – wurde ersatzlos gestrichen. Die Warnung vor Übergewicht im Zusammenhang mit Fetten entfällt. Ebenso entsorgt hat die DGE den Hinweis, dass zu viele gesättigte Fettsäuren das Risiko für Fettstoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Stattdessen weist die Fachgesellschaft darauf hin, gesundheitsfördernde Fette zu nutzen, auch wenn diese viele Kalorien enthalten. Die Warnung vor Zucker zu verschärfen und die Empfehlung für vollfette Milchprodukte tritt wieder in Kraft. Nicht zuletzt entfällt die Obergrenze für Eier, sie dürfen nicht mehr nur „in Maßen“ verzehrt werden. (...)
Tatsächlich scheint es so, als ob die in der damaligen Kritik im DÄ zitierten Studien, die vor allem Fettsäuren entlasten und vor zu viel Kohlenhydraten warnen, von der DGE berücksichtigt wurden. Auch eine Ende August publizierte Beobachtungsstudie (PURE) unterstützt diese Einschätzung (4). Die Sterblichkeit war in der Gruppe, die sich zu 35 Prozent von Fett ernährte, im Vergleich zu elf Prozent Fettanteil der Gesamtenergie 23 Prozent niedriger. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Teilnehmer gesättigte oder (mehrfach) ungesättigte Fettsäuren konsumiert hatten. Die DGE überzeugt dieser Vergleich mit der untersten Fett-Zufuhrgruppe nicht: „Diese Gruppe weist ein (aus anderen Gründen) erhöhtes Krankheits- und Sterblichkeitsrisiko auf.“
(...)
Bei den aktualisierten DGE-Regeln findet Scholl neben der Anpassung des Fettverzehrs, vor allem die neue Warnung vor Zucker wichtig. Sie falle aber nur „halbherzig“ aus: „Es sind nicht ausschließlich ‚leere Kalorien‘ oder die Förderung von Karies, die eine Zuckerbeschränkung sinnvoll machen.“ Vor allem Fruktose-Glukose-Mischungen steigern den Appetit und stimulieren das Suchtzentrum im Gehirn. „Auf diesem Weg fördert Zucker die Aufnahme weiterer Kalorien und begünstigt hohe Insulinspiegel, Übergewicht, Diabetes, Herzinfarkt und Krebs – längst nicht nur Karies“, sagt der Ernährungsmediziner.
Es kommt noch was über Alkohol; lassen wir das hier mal raus.
Quelle: s. o.
Zu 2.)Die DGE veröffentlichte Ende August eine überarbeite Version ihrer zehn Ernährungsregeln (1). Neue Empfehlungen wurden ergänzt, andere ersatzlos gestrichen (siehe Tabelle). Gleichzeitig bleiben die Referenzwerte für Fette und Kohlenhydrate bestehen (2). Sie seien bereits seit dem Jahr 2000 auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft, teilt die DGE auf Anfrage des Deutschen Ärzteblattes (DÄ) mit. Leitlinien hätten ihre Gültigkeit bestätigt. Der DGE-Ernährungskreis sowie die Lebensmittelpyramide würden nur bei Bedarf angepasst.
Quelle: ebd.
Na toll. Dies ist, was die DGE de facto heute noch empfiehlt. Nur mal der Unterpunkt Kohlenhydrate:
Kohlenhydrate
Kohlenhydrate sind u. a. wichtig für die Energiegewinnung, die Sättigung und den Blutzuckerhaushalt.
Kohlenhydrate werden vom Körper bevorzugt zur Energiegewinnung herangezogen. In begrenztem Umfang können sie auch als Energiereserve gespeichert oder bei höherer Zufuhr in Fett umgewandelt werden.
Kohlenhydrate werden in Einfachzucker (Monosaccharide) wie Glucose, Zweifachzucker (Disaccharide) wie Lactose und Mehrfachzucker (Polysaccharide) wie Stärke unterteilt.
Zu den empfehlenswerten Kohlenhydratlieferanten zählen Vollkornprodukte, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Kartoffeln. Sie sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen.
Zuckergesüßte Lebensmittel und Getränke wie Süßwaren, Kuchen und Softdrinks sind in der Regel nährstoffarm und sättigen nur kurz, enthalten unnötige Kalorien und erhöhen das Kariesrisiko
Quelle:
https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/kohlenhydrate/Angesichts der ernährungsinduzierten Gesundheitsprobleme in weiten Teilen der Bevölkerung sind das ja fast schon zynische Aussagen und ziemlich schwammig, wo es um die Wurst geht. Noch deutlicher wird, dass es keinen Kurswechsel bei der DGE gibt, hier:
https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/dge-ernaehrungsempfehlungen/dge-ernaehrungskreis/getreide-getreideprodukte-und-kartoffeln/ (Archiv-Version vom 06.12.2023)Immenser Getreide-Anteil, Getreide, Gemüse und Obst machen rund 3/4 der gesamten Ernährungsempfehlung aus. Einer erlärtermaßen "pflanzenbasierten" Ernährung. Wo ist hier die Evidenzbasiertheit? Wie ist dieses Übergewicht an pflanzlicher Kost physiologisch begründbar (im Gegensatz bspw. zu "ideologisch begründet")?
Gleichzeitig geht das qua Ernährungspyramide immer noch in Unterrichtsinhalten etc. ein:
https://www.bzfe.de/ernaehrung/die-ernaehrungspyramide/die-ernaehrungspyramide-eine-fuer-alle/
Hierzu noch Anmerkungen:
Kohlenhydrate sind u. a. wichtig für die Energiegewinnung, die Sättigung und den Blutzuckerhaushalt.
Kohlenhydrate werden vom Körper bevorzugt zur Energiegewinnung herangezogen. In begrenztem Umfang können sie auch als Energiereserve gespeichert oder bei höherer Zufuhr in Fett umgewandelt werden.
Es ist unsere heutige Gewohnheit. Aber die Aussagen entsprechen meiner Meinung nach nicht den Tatsachen. Ich vertrete nach aktuellem Kenntnisstand diese Position (womit ich nicht allein bin): Im normalen Alltag sind die Kohlenhydrate für die Energiegewinnung eher unwichtig und müssen zu diesem Zweck nicht zugeführt werden. Der z. B. in Gemüse und Nüssen vorhandene geringe KH-Anteil reicht bei maßvollem Konsum aus, um die Speicher auf Level zu halten. In der - gesunden - Leber stellt der Organismus den "Zucker", den er benötigt selbst her. Das Ganze reguliert sich selbst ohne die verhängnisvollen Schwankungen des Blutzucker-Spiegels, wenn KH nur in Maßen verzehrt werden.
Des weiteren bevorzugt der Metabolismus den Fettstoffwechsel. Das ist die eigentliche, natürliche Energiegewinnung, bei der der Körper aus dem Vollen schöpfen kann. Etc. pp.
Tim Noakes arbeitet übrigens gerade intensiv an der Hypothese, dass der Körper die KH nicht so schnell verarbeitet, weil es sie bevorzugt, sondern, weil sie ihm schaden und irgendwie so schnell wie möglich aus der Blutbahn geschafft werden sollen. Dazu hat er nur die Möglichkeiten, sie sofort zu "verbrennen" oder aber außerhalb der Blutbahn einzulagern. Das Ergebnis ist bekannt. Manche Menschen kommen damit gut zurecht, sehr, sehr viele aber offenkundig nicht (siehe Insulin & Co.). Ich bin sehr gespannt auf dieses Paper. Das wäre der Kern des Paradigmenwechsels. Er prüft die Hypothese seit einer Weile schon an allen relevanten Studien und der Zwischenstand sieht seiner Aussage zufolge gut aus.
Wohl gemerkt: Das ist einer der Physiologen, die früher maßgeblich das Carb Loading propagiert haben. Er hat seinen Irrtum erkannt, gibt das zu und arbeitet jetzt an der wissenschaftlichen Beweisführung für etwas, das wir eigentlich klar vor Augen haben, wenn wir sie nur öffnen. Er erklärt das in einem oder mehreren Videos, die ich gepostet habe. Nun ist der "Prof" eine Person, an der sich die Geister scheiden. Allerdings ist er ja nicht allein damit. Er beklagt im Übrigen, dass fast alle Aussagen anhand von epidemologischen Studien getroffen werden anstatt anhand von physiologischen.