azazeel schrieb:Und diese Jagd ist sehr gefährlich. Der Verlust von Jägern ist für eine Sippe sehr einschneidend. Auch das ist ein Preis für die Nahrung.
Wie uns die Wandmalereien nahelegen, war die Jagd ein Lebensmittelpunkt und dabei eher kein Angst-Thema, sondern ein Gemeinschaftserlebnis, bei dem auch Helden geboren wurden. Gibt es Wandmalereien vom Pilzesammeln und Rüben ausbuddeln? Aber das führt alles zu ab vom Thema.
azazeel schrieb:Ob es nun Fett oder Kohlehydrate sind, ist für die Kalorienzufuhr erst mal egal. Aber abseits davon gibt es doch genügend pflanzliche Lebensmittel, die das abbilden. Im Grunde genügt es für eine ausgewogenen Ernährung, gelegentlich Fleisch zu essen. Ein "überwiegender" Verzehr von Fleisch ist für eine ausreichende Deckung an Kalorien und Nährstoffen nicht erforderlich.
Hier dreht es sich wieder ... es gibt verschiedene Aspekte, unter der man die Ernährung betrachten kann und z. T. auch muss. Dass es dabei darum geht, wovon wir eigentlich wie viel brauchen - und worin das, zunächst mal naturgegeben, am besten enthalten ist, halte ich für eine wichtige Betrachtung. Dass dies dazu führt, dass wir Kohlenhydrate fast gar nicht zuführen müssen, ist für mich derzeit die zentrale Erkenntnis. Es gibt auch keine essenziellen KH. Es gibt aber essenzielle Aminosäuren und essenzielle Fette. Solche, die unser Organismus nicht synthetisieren kann und zugeführt bekommen muss. Eine Betrachtung des Themas, die ich bei aktuellem Kenntnisstand für seriös halte ergibt, dass es überwiegend tierische Nahrung ist, die uns die Natur - möglichst unverarbeitet und als fertiges Paket - liefert, um die meisten Ernährungsanforderungen ohne Umwege zu erfüllen. Vorausgesetzt, man verwertet das ganze Tier, vor allem solches, das "rotes Fleisch" liefert, und man bezieht die verzehrbaren Innereien mit ein. Rein vegetarisch, erst recht nicht vegan, kommt man nicht an alle Essentials. Da muss verarbeitet werden, da müssen i. D. R Industrieprodukte her.
azazeel schrieb:Warum ist das absurd? Wir sind eben nicht auf ständigen Überfluss ausgelegt, da passt es doch, dass man "immer satt" ist ohne dass dann auch die entsprechende Kalorien (die früher die Zeiten den "nicht satt seins" überbrückten) in uns landen. Die wenigsten Menschen werden gerne so wie früher essen wollen. Also auch mal ein paar Tage nichts oder sehr wenig. Aber genau darauf ist unsere Ernährung ausgelegt. Weil Nahrungsknappheit der Standard war.
Hier ging es um Ballaststoffe, die wir nicht verwerten können, auf die unser Verdauungssystem und Mikrobiom (nach derzeitiger Lehrmeinung) angewiesen sind. Das passt mir entwicklungsgeschichtlich, wie zuvor angedeutet, aben nicht so ganz überzeugend ins Bild. Das mit der Knappheit als Standard dürfte eine Legende sein. Wo Menschen sich an Gewässern und Meeren in klimatisch günstigen Gegebenheiten aufgehalten haben, konnten sie über lange Strecken sicher auch aus dem Vollen schöpfen. Dennoch: Sie werden sich tendenziell nicht überfressen haben. Den Anreiz dazu hat es nie jemals gegeben wie heute mit der industriellen Mästung: Viel Fett wird niemand runterbringen. Da ist man relativ schnell körperlich satt. Protein ist überall enthalten, in fettem Fisch in optimaler Kombination mit dem gesamten Fett-Spektrum. Da gibt es eher auch kein Suchtverhalten, weil jemand mit einem ungestörten Verhältnis zu seinem Körper nicht mehr als soundsoviel Lachs oder Makrele vertilgen würde. Nicht einmal reinen Zucker, wie er in der Natur gar nicht vorkommt, würde man sich so, wie er ist, reinstopfen. Die fatalste Kombination sind die mit Fett und Einfachzucker vollgestopften pflanzlichen KH-Produkte wie diverse Gebäcke, Riegel und Snacks aller Art (am besten noch in Verbindung mit Bewegungsmangel) sowie die gezuckerten Limos und Säfte. Davon bekommt man nicht genug, die sind auch auf Sucht hin in Labors gezielt designed.
Im Gegensatz dazu war "Nahrungsknappheit" bis ins 20. Jahrhundert der Standard. Wobei die Dickmacher nicht den Standard darstellen. Wir leben dermaßen im Überfluss von Junk, dass man gar keine Maßstab mehr für das richtige Maß hat.
azazeel schrieb:Das Fett gut ist, steht fest
Kann man so nicht sagen. Es kommt auf die Menge an. Eine pauschale Aussage erzeugt gerne ein Übermaß an Konsum. Weil es ja absolut gut ist, ist viel besser.
Natürlich kommt es auf die Menge an. Aber Fett ist Makro, Fette gehören zu den Essenziellen, und es gibt keinen Grund, Fett per se negativ darzustellen. Das ist eine gültige Pauschalaussage.
azazeel schrieb:Wovon wir uns aber absolut lösen müssen, ist ein Vergleich mit "früher".
Denn es würde ja unterstellen, früher hätten sich die Menschen gesund ernährt und der Körper hätte sich im Laufe der Zeit an das perfekt angepasst, was man so typischerweise zu essen bekam.
Aber das ist ein Trugschluss. Wenn wir heute von "gesunder Ernährung" sprechen, dann meinen wir die bestmögliche Zufuhr in Qualität und Quantität, die uns ein langes und gesundes Leben ermöglicht.
Das war für die Evolution aber irrelevant. Da ging es nicht darum, mit 80 noch beweglich und fit zu sein. Da ging es darum, zumindest das reproduktionsfähige Alter zu erreichen, so fit zu sein, dass die Schwangerschaft möglichst durch lief und idealerweise noch ein paar Jahre für die Aufzucht. Darauf ist unser Körper aus evolutionärer Sicht ausgerichtet. Das wäre aber heute etwas wenig.
Ich sehe, wie eingangs schon erwähnt, nicht, dass wir uns davon lösen müssen. Wir haben uns über Hunderttausende von Jahren als das entwickelt, was wir dann geworden sind. Wenige Tausend Jahre erst, wenn überhaupt, gibt es den Getreide-Anbau und quasi-industriell gezüchtetes Obst und Gemüse. All die Jahre waren für die Evolution keineswegs irrelevant. Da "ging" es auch in dem Sinne nicht um etwas. Wir haben überlebt, weil wir uns mit dem Nahrungsangebot entwickelt haben. Es gab damals keine Medizin in dem Sinne. Mit der usprünglichen Ernährung, aber vom Embryo bis zum Greis medizinisch begleitet wie ein moderner Mensch, wären unsere Vorfahren aber top-fitte, uns weit überlegene Individuen. Davon darf man wohl ausgehen.
Degenerierte Couch-Potatoes sind im Vergleich dazu sogar noch unsere heutigen Vetreter der körperlichen Elite.