gruselich schrieb:Schade, dass es wenige Berichte zum Fasten hier gibt. Wobei ich es auch verstehe, die Disziplin dazu aufzubringen ist wirklich heikel.
Gerade in unserer Überflussgesellschaft, in der Weihnachtszeit und allen möglichen Genuss-Momenten, nach denen der moderne Mensch so strebt.
Ich plane für die Weihnachtszeit und Ferien, ab Neujahr wieder eine längere Wasser-Fastenzeit.
Ich werde mal berichten, was bei mir gerade läuft.
Wie schon angesprochen, bin ich auf den Gedanken gebracht worden, dass man nicht dem "Kopf" folgen soll mit der Einnahme von Nahrung, sondern dem "Körper". Ersterer steht hier für eine wilde Gemengelage, die mit Nahrungsaufnahme verknüpft ist: Gewohnheiten, fest eingeprägte Schemata und bis zur Sucht, um es mal kurz zu machen. Der Körper als Maschine hat damit im Grunde nichts zu tun. Da wird Nahrung gebraucht, um immer wieder den Normalzustand herzustellen. Und wir brauchen so viel weniger, als die Gewohnheiten es uns suggerieren. Die Aufgabe lautet also, "auf den Körper hören". Er wird sich schon melden, wenn er wirklich was braucht. Einfach gesagt ... was wird er uns wohl auf welche Weise mitteilen
:ask: :)Nun, ich bin dabei es herauszufinden und habe schon den Eindruck, dass das eines meiner bedeutendsten Projekte in eigener Sache aller Zeiten ist. Neben so Sachen wie von heute auf morgen intensives Rauchen aufhören nach x Jahren. Das ist nun schon viele Jahre her. Diese Sache mit der Nahrungsaufnahme, habe ich schon den Eindruck, wobei das erst ein paar Tage in dieser Form läuft, kann einen innerlich unheimlich befreien und auflockern.
Dass ich auf Low Carb bin, ist dabei wichtig, und ich reduziere jetzt weiter. Zusätzlich trainiere ich den Fettstoffwechsel ja gezielt durch Sport. Keto kann vorkommen, strebe ich aber nicht an, da ich systematisch Kraft und Muskulatur aufbaue und eine dauerhafte Ketose da kontraproduktiv ist. Ich setze also, und das ist aktuell die "Challenge" im Projekt, nicht voraus, dass ich um diese oder jene Uhrzeit etwas essen werden. Snacks zwischen Mahlzeiten komplett gestrichen. Vor allem ist das Frühstück nicht gesetzt. Abendessen schon irgendwie, aber ggf. etwas später, um die Snack-Phase vor dem Schlafen einzuengen.
Okay, es ist jetzt nicht so, dass ich da einen Kampf mit mir selbst starte und auf Teufel komm raus versuche, Mahlzeiten hinauszuzögern. Aber das Bewusstsein dafür zu schärfen, ist m. E. schon ein großer Schritt. Wenn ich früher dachte, jetzt kommt ein kleines Hüngerchen - nix da! Das läuft nicht mehr, und das Verlangen lässt auch deutlich nach, je mehr ich auf ein anderes Mindset umsteige.
Ganz wichtig ist für mich, nicht wieder in ein Kontroll-Schema zu geraten, indem ich mich in ein Schema zwänge. Das ist eigentlich mein Hauptprojekt seit Monaten in der Persönlichkeitsentwicklung, mich selbst zu befreien von so vielen inneren Schemata und Kontrollmechanismen, die sich tief eingeprägt haben. Also jetzt eine Fasten-Diät mit starrem Stundenplan, das wäre komplett kontraproduktiv und würde mich nur stressen. Mit meiner derzeitigen Methode hingegen scheine ich dieses erwähnte Gefühl von Freiheit und Lockerheit zu erleben, das nur daherkommen kann (neben ein paar wechselnden Begleitumständen im Alltag, die das begünstigen). Gleichzeitig merke ich jetzt auch, dass ich weniger müde bin und erahne, was die Leute meinen, die von gewonnener Klarheit durch Fasten sprechen.
Das sind alles nur erste Eindrücke - aber ansatzweise euphorisierend. Noch esse ich, ohne dass der Körper wirklich drängt, zu gewissen Tageszeiten. Wobei ich denke, das ist am Ende auch okay, und darauf würde es sowieso hinauslaufen. Zumal über den Tag immer wieder Protein nachgeschoben werden muss. Ich könnte aber genauso gut länger verzichten und bin frei davon, jetzt und sofort auf Nahrungssuche gehen zu müssen - die ja schnell im Junk enden kann.
Die Fett-Adaption wird sich auch immer noch besser werden, das ist das A und O; ich bin gespannt, wie es da im Sport weitergeht. Ich habe sowohl für Kraft- als auch Ausdauer-Werte einen guten Beobachtungsrahmen und kann feststellen, ob die Leistungskurve unter No-Carb-Training weiter nach oben geht. Es ist auf jeden Fall der optimierte Fettstoffwechsel, der uns die Freiheit gibt, Nahrung von mentalen Befindlichkeiten und Alltagsumständen abzukoppeln.
Ich hoffe und erwarte auch irgendwo, dass diese im Kopf bezüglich Nahrungsaufnahme eingeprägten Strukturen sich noch weiter auflösen (vergleichbar mit dem Rauchen) und ich so frei werde, dass fast keine "Cravings" mehr auftauchen. Wobei die schon recht gering sind. Ich muss bestimmt keine Zuckersucht bekämpfen oder so. Von daher kann ich es auch relativ locker angehen, ohne die Zwänge. Zumal ich auch kein Übergewicht habe. Es war aber durchaus über die Jahre etwas mehr als gewünscht. Jetzt weiß ich, warum, und bekomme die Sache in den Griff.
Wenn ich diesen Weg weiter gehe, halte ich das für die wichtigste persönliche Weiterentwicklung überhaupt. Indem ich mehr und mehr Zugriff auf mich selbst bekomme und Herr meiner Handlungsweisen und meines Befindens werde. Ich kann mich auch gerne mal mit Knödeln vollstopfen (die Termine für Gänseessen stehen jetzt an
:) und mal mehr KH und unvernünftiger essen, über die Stränge schlagen. Gar kein Problem für eine Weile. Weil ich selbst den Zugriff auf mich selbst habe und ich weiß, wie ich innerhalb kürzester Zeit mich selbst wieder in den den gewünschten Zustand bringen kann. Allgemeine Gesundheit mal vorausgesetzt. Aber die fördert man ja sowieso auf diese Weise.
So sieht das aktuell aus bei mir,
@gruselich Und ich bleibe auch für Andere bei der Meinung, dass dies der bessere Weg ist als Radikalkuren. Indem die kontrollierte Ernährung der Normalzustand ist, den du jederzeit im Griff hast, gehst du den besseren und gesünderen Weg. Du bist dann auch nicht psychisch davon abhängig, dass dich eine Kur nicht zur sehr stresst, und Frust bei Nichtgelingen entfällt auch.