DerMüller71 schrieb:Genauso wie Frauen sich das Recht erkämpfen mussten, zu wählen oder zu studieren, erkämpf(t)en sich Männer (auch wenn das nicht so zelebriert wird) das Recht, eben Hausmann oder Erzieher zu sein. Und da gibt es mehr als genug Vorurteile auf Seiten beider Geschlechter. Schau dir doch mal entsprechende Untersuchungen an.
Natürlich werden Rollenklischees und Diskriminierungen von beiden Geschlechtern getragen, bis auf eben von jenen die sich bewusst dagegen entscheiden.
Nur gibt es Rollenklischees, die eher einschränken und diskriminieren, als andere. Gilt eines als das "starke" Geschlecht und das andere als "schwach", dann sind die Attribute, die man "stark" zuschreibt, nicht diskriminierend gemeint. Der dicke, Bier saufende Typ der die Würste grillt, ist zwar ein Klischee das auf die meisten Männer nicht zutrifft, aber kein werabwürdigendes oder einschränkendes, es wird sogar als positiv in der Werbung aufgegriffen: "Ein echter, normaler Mann!". Eine Frau in der gleichen Werberolle wäre nur als Witzfigur zu verkaufen.
Oder positiver: Dass Männer angeblich bessere Ingenieure sind, hindert sie nicht daran, auch in anderen "Männerberufen" ernst genommen zu werden, selbst wenn die gerade mal die Grundrechenarten erfordern.
Handwerklich begabte Frauen glauben aber sogar zum Teil selbst wenn sie hoch komplizierte Arbeiten ausführen, dass sie keine guten Ingenieure wären.
DerMüller71 schrieb:Mit anderen Worten, ein Ausbrechen aus den "vorgegebenen" Rollen ist für den Einzelnen keineswegs trivial und nur weil man es "darf", heißt es nicht, dass man es auch "kann". Das geht nur gesamtgesellschaftlich.
Stimmt nicht: Ausbrechen kann nur der Einzelne und nur indem immer mehr das einfordern und tun, ändert sich die Gesellschaft.
Hätte man die Elternzeit eingeführt und niemand sie in Anspruch genommen, weil das den Rollenklischees nicht entspricht, hätte sich auch nichts verändert.
Jetzt nehmen auch Väter die Elternzeit in Anspruch, sogar noch mit über 50 wenn Frauen das gar nicht mehr könnten (außer in noch sehr seltenen Ausnahmen). Dadurch verändert sich das Verhältnis dieser Väter zu den Kindern und für manche die Sicht auf ihr Arbeitsleben insgesamt.
Ich muss also Groucho zustimmen:
Groucho schrieb:Das halte ich für falsch.
Gesamtgesellschaftlich bewegt sich gar nichts, wenn nicht Individuen voran gehen.
Tussinelda schrieb: ich kenne aber kein einziges Rollenklischee welches irgendwie besagt, man müsse fettig essen um männlich zu sein. Du?
Naja, die Diätprodukte-Werbung ist fast ganz auf Frauen ausgerichtet...
;)Venom schrieb:Siehste, du ziehst das ins Lächerliche. Besser als die Hardline #MeToo Gegner und Ähnliche bist du anscheinend nicht.
Nein,
@Tussinelda hat die lächerlichen Argumente anderer kommentiert.
Man muss tatsächlich zwischen individueller und gesellschaftlicher Diskriminierung unterscheiden und wahrnehmen, dass auch "positive Diskriminierung" eine ist und negative Folgen haben kann, indem z.B. Männer dann früher sterben, aufgrund von mehr Stress im Beruf, aufgrund von Rollenbildern, die ihnen die alleinige Verantwortung für die Ernährung der Familie zuschreiben, aufgrund angeblich besserer Eignung dazu.
Es ist aber (lächerlicher) Unfug, Männer würden dann diskriminiert, indem sie seltener in den Genuss von Erbschaften kommen.
Ich denke, dass es auch ziemlich müßig ist, aufzudröseln wer wann wie genau und wie sehr genau diskriminiert wird und ob das nun für den Einzelnen mehr oder weniger positiv oder negativ ist.
Das Ziel kann nur sein, öfter mal darüber nachzudenken, ob man gerade unvoreingenommen ist oder Vorurteilen erliegt.
Lustigerweise drücken die Frauen im von
@DerMüller71 verlinkten Artikel genau die Vorurteile gegenüber dem Beruf "Hausfrau/mann" aus, wie sie auch Frauen erleben: Wie unsexy das ist, wenn jemand abends über das neue Playmobil berichtet, noch die Gummihandschuhe an hat, die Wäsche aufhängt. Die Hausarbeit soll verrichtet werden, aber nicht sichtbar sein. Die Arbeit "da draußen" hat hingegen Gewicht, man erwartet vom Partner dass der sich anhört was am Tag los war und gegebenenfalls die Karriere unterstützt oder Verständnis für Eintönigkeit hat.
So klagten Männer früher auch darüber, dass es unsexy ist, wenn der Frau die Hausarbeit anzusehen ist und sie nur von Kindern und Einkaufen erzählt. Das Essen sollte fertig, die Hausarbeit gemacht und die Kinder möglichst still sein.
Die Frauen, die sich in dem Artikel äußern, werden später mal darauf kommen, dass sie womöglich selbst mit den gleichen Klischees zu kämpfen haben werden, nur noch viel aussichtsloser: Wenn sie arbeiten, die Kinder erziehen und den Haushalt machen wollen, damit Männe schön sexy bleiben kann, werden sie ihm, wenn er die gleichen Vorstellungen hat, auch nicht mehr sexy erscheinen - und sowieso keine Zeit und Energie für Sex mehr haben.
Das Ziel kann also gar kein "Entweder-Oder" sein, sondern dass sich Paare die Aufgaben so teilen, wie es für sie passt. Überhaupt nicht zielführend ist es, Hausmänner als "Waschlappen" zu
diskriminieren.
Obacht: Damit werden wie gesagt nicht Männer allgemein, sondern die den Beruf ausübenden diskriminiert und indem davon ausgegangen wird, dass das Frauen zu sein haben, also ursprünglich Frauen denen die Rolle zufällt, einen diskriminierten Beruf auszuüben.
Tricky, aber wesentlich.
;)