off-peak schrieb:Selbstverständliche kann ich so etwas beurteilen, warum denn nicht?
wenn man das nicht könnte, dann wären alle Nazi-Verbrecher davon gekommen, weil uns nicht klar war, warum es deren Einstellungen / Sitten gab.
Ja, sicher kannst du; nur kannst du dabei keine besonders aussagekräftigen Ergebnisse erwarten, denn das steht alles in Relation zu der ganzen jeweiligen Lebenswirklichkeit dieser Menschen.
Wenn du mit den heutigen Maßstäben irgendeine vergangene Epoche beurteilst, vergleichst du einfach Äpfel mit Birnen.
Für die Leute damals war alles, was sie taten, ganz normal, gesetzeskonform etc., was sie aus heutiger Sicht nicht selten genau wegen dieser Sitten, die befolgt werden mussten, zu Verbrechern macht. Macht sie das aber automatisch schon zu schlechteren Menschen, als wir es sind, obschon sie sich für ihre Zeit völlig legitim verhalten hatten? Wer sind wir, das so abzuurteilen?
Wir leben auch nur ein bestimmtes Modell, das sich in denen letzten Jahrzehnten nach dem Krieg bewehrt hatte; es ist ein neuer gesellschaftlicher Vertrag, wenn man so will, der in verbindliche Gesetze gegossen wurde, und der die heutigen Sitten mit bestimmt. Niemand weiß, ob und wie lange dieser überhaupt erhalten werden kann, aber es ist für die heutige Zeit einfach das Vernünftigste sich erstmal an diesen Normen zu orientieren. Das Gleiche gilt für die Vergangenheit.
Dass wir die damaligen Sitten heute, für die momentan vorherrschende Lebenswirklichkeit, nicht gutheißen müssen, ist klar. Wir müssen nur anerkennen, dass es um grundverschiedene Bezugssysteme geht, in die wir eingebettet sind, und die sind so kaum vergleichbar.
off-peak schrieb:Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Frauen waren weniger gebildet, zumindest in dem Sinn, dass man ihnen das geistige Rüstzeugs mitgab, selbstständig zu sein, weil man sie bereits unterdrückte und ihnen den Zugang zu dieser Bildung verwehrte.
Oder warum meinst Du, dass Frauen weniger ungebildet gewesen wären? Genetisch bedingt?
Ja, warum war das denn so? .. weil Männer böse Monster waren? Glaub ich nicht; Frauen waren sehr wertvolle und hoch geschätzte Mitglieder der Gesellschaft, sieht man zB auch am Adel, schon immer; das hatten wir doch schon.
Nur eben waren sie nicht für die damalige Politik/Macht besonders gut geeignet, weil diese viel mit Krieg und harter körperlicher Arbeit zu tun hatte. Es waren also ziemlich klar erkennbar sozioökonomische Fragen, die die Frauen höchstwahrscheinlich in eine Position drängten, bei der man nicht viel Sinn darin erkannt zu haben scheint, die Frau auch noch teuer auszubilden, wenn sie ohnehin diese Bildung nicht braucht, weil der Mann ja Krieg und Arbeit, also die wichtigen Ernährer Funktionen in der damaligen Wirtschaft, einfach aufgrund seiner Körperlichkeit beherrschen musste.
Mit Genen kann das nichts zu tun haben; die werden sich doch kaum seit 5 Generationen geändert haben können, und die weibliche Kognition ist der männlichen sehr ähnlich.
off-peak schrieb:Hinzu kommt, dass Frauen durch die Jahrhunderte, in erster Linie die der gehobenen Stände sehr wohl sehr gebildet waren. Durchaus belesen und in Musik und Instrumente ausgebildet. Alles Dinge, die neben der perfekten Haushaltsführung, der Unterhaltung des Mannes und seiner sozialen Zirkle dienten.
Eben, sag ich doch. Nur nicht in Dingen der Machtausübung, der Politik, der Wirtschaft, etc.. deshalb ihre etwas abseitige Position, aber auch hier sicher nicht nur zu ihrem Schaden, denn wie gesagt, die Körperlichkeit, um sich in den anderen (aus der damaligen Perspektive betrachtet wichtigeren) Disziplinen durchsetzen zu können, hatten sie in den meisten Fällen wohl nicht.