@Venom Ja, schlimm sowas. Ich muss grade an ein Gespräch mit einem Bekannten denken, der vor kurzem das dritte mal Vater geworden ist. Er hat sich beschwert, weil seine Frau gerne nach nem halben Jahr wieder arbeiten möchte und ihn gebeten hat, den Rest der Elternzeit zu übernehmen. Sie verdient mehr als doppelt so viel wie wie er und finanziell würde es anders einfach nicht mehr passen sonst. O-Ton: "Jetzt will sie, dass ich beruflich zurückstecke, damit sie weiter arbeiten kann."
Wohlgemerkt ER war die treibende Kraft hinter Kind Nummer 3, ER wollte es am besten jetzt sofort und ER war einverstanden mit der Regelung, bevor Nummer 3 da war. Und jetzt fühlt er sich ungerecht behandelt, weil seine Frau nicht ewig zu Hause sein will? Umgekehrt war es gar kein Problem für ihn, dass sie bei Kind 1 und Kind 2 jeweils ein bzw zwei Jahre pausiert hat. Mit der Begründung, dass das so sein soll und schon immer so war und eigentlich hätte er es ja lieber, wenn sie ganz zu Hause bliebe, sonst würde an ihm so viel Haushalt hängen bleiben und er müsste dann an seinen freien Tagen auch nicht zu den typischen Terminen, die mit Kindern halt so anfallen (Kinderarzt, Elterngespräche in Kindergarten/Schule usw.).
Was ähnliches hat sich mein Herzallerliebster vor kurzem gerissen als es um Kind Nummer 2 (und das erste gemeinsame) ging. Wir haben durchgerechnet, was finanziell drin wäre, wie wir das alles mit Kind 1 (frühkindlicher Autist) und Unterhalt für sein Kind aus einer vorherigen Beziehung unter einen Hut kriegen usw. Da ließ er auf einmal los "du bist ja dann eh erstmal mindestens drei Jahre zu Hause". Ähm. Sagt wer? War mir nämlich zu dem Zeitpunkt noch neu, dass ich zu Hause bleiben würde für so lange Zeit.
Und auch hier wieder das Phänomen: Startschuss für nen Kind kommt vom Mann, aber frau soll dafür zurückstecken. Und eigentlich ist mein Freund vollkommen im Hier und Jetzt angekommen, aber auch er hätte am liebsten die klassische Rollenverteilung, auch wenn ihm bewusst ist, dass ich dann zurückstecken muss. Außerdem will ich auf keinen Fall dauerhaft finanziell von ihm abhängig sein. Ich befürchte einfach, dass das auf Dauer für ein Machtgefälle sorgt und ich habe keinen Bock, Rechenschaft über jede gekaufte Windelpackung, neue Schuhe oder Schulmaterial abzulegen.
Wir werden das vermutlich sehr altmodisch und unfeministisch lösen, indem wir schlichtweg vorher heiraten und im Ehevertrag festlegen, dass das Haus, das wir gedenken zu kaufen/bauen, im Falle einer Trennung mir samt Kindern zustehen wird.
Das ist so die Kompromisslösung, die wir für uns gefunden haben. Aber solange dieses altertümliche Denken von wegen "Frau steckt beruflich zurück und Mann lebt sich aus" weiterhin Anklang findet (und es den elternzeitwilligen Männern teilweise enorm schwer gemacht wird), wird sich vermutlich wenig ändern.
Männern wird von vielen Frauen übrigens der rote Teppich ausgerollt, wenn sie in Elternzeit gehen und Kinder und Haushalt versorgen, wenn die Frau das macht, ist sie faul
;) Frauen untereinander sind teilweise die schlimmsten Feinde für Feminismus.