SpoilerEs ist eine Tragödie, die nichts gemein hat mit den Fällen, in denen überforderte Eltern, meist Väter und Stiefväter, im Gewaltrausch ihre Kinder töten. Kinder, die sie zuvor Wochen, Monate lang vernachlässigt und misshandelt haben. Fragile Familien, die unter Aufsicht des Jugendamts standen und deren Kinder oft schlechte Prognosen hatten für ihren weiteren Lebensweg.
Dieser Fall ist vielmehr eine Tragödie, die sich aus den unerfüllten Sehnsüchten einer Frau entwickelte. Einer Frau, die nie Täterin werden wollte, die niemand als Täterin in Verdacht hatte.
Eine Tat, die einer Affekttat sehr nahekommt und der eine Geschichte vorausgeht.
Die beginnt im Sommer 2014, als Jasmina U., gelernte Friseurin und Kassiererin aus Kellinghusen in Schleswig-Holstein, Nettoverdienst 1000 Euro, in Hamburg Andreas H. kennenlernt, einen Kellner aus Essen in Nordrhein-Westfalen, Nettoverdienst 1400 Euro. Sie zog sofort bei ihm ein, in eine Einzimmerwohnung, im sechsten Stock, ohne Aufzug, ohne Waschmaschine. Er übernahm die Miete und lud sie ein, wenn sie ausgingen.
Der Alltagstrott holte sie rasch ein. "Er hatte viel Arbeit und wenig Zeit für mich", sagt Jasmina U. Andreas H. ist Restaurant-Supervisor in einem Hotel, eine Stufe unter dem Restaurantmanager. Das bedeutet: entweder 11-Uhr-Schicht bis nach 21 Uhr oder 17-Uhr-Schicht mit open end.
Jasmina U. war bald unzufrieden, gelangweilt, fühlte sich allein. Sie ging fremd, die Beziehung wurde zur Dauerkrise. Er, ein Pedant, klebte an seinem Handy, wollte fernsehen, ins Kino, ins Restaurant. Sie, eine Chaotin, wie sie selbst sagt, wollte tanzen, bummeln, shoppen. Sie gab mehr Geld aus, als sie zur Verfügung hatte, ihr Konto war meist im Minus. Er gab ihr kaum noch Geld, und hielt sie für dumm. Oft sagte sie: "Dann such dir doch eine Schlauere!"
Heimlich setzte Jasmina U. die Pille ab, ein Wunschkind, wie sie angibt. Ihr Wunschkind. Sie zeigte Andreas H. Videos vom Ultraschall, er sah sie sich an, aber freute sich nicht. "Er wünschte sich keine Familie, er hat sich nicht dafür interessiert, was ich wollte", sagt Jasmina U. am dritten Verhandlungstag. Sie weint nicht. Sie spricht in ruhigen Sätzen, den Namen Maximilian verwendet sie kein einziges Mal.
"Ich habe mir immer erträumt, dass ich eines Tages heiraten werde", sagt Jasmina U. Sie wollte Andreas H. heiraten, "obwohl ich ihn nicht sehr geliebt habe". Ihre Eltern wollten das auch, sie hielten Andreas H. für den perfekten Schwiegersohn, für eine gute Partie. Die gute Partie aber verhielt sich aggressiv und gewalttätig, wenn er mit Jasmina U. allein war, sagt sie, auch im Liebesleben, er erniedrigte und demütigte sie. "Du siehst aus wie ein Schwein", sagte er zu ihr.
Die Hebamme, die, als Jasmina U. im Wochenbett lag, die Hausbesuche machte, erinnert sich vor Gericht an eine "Zweigesichtigkeit" des jungen Vaters, der zu ihr, der Hebamme, "sehr freundlich" gewesen sei, seine Lebensgefährtin jedoch angeherrscht und herumkommandiert habe. "Er wirkte latent aggressiv, es war ersichtlich, dass sie durch ihn unter einem gewissen Druck steht."
Jasmina U. wirkte erschöpft, alleingelassen in ihrer neuen Rolle, fast isoliert. Keiner der Zeugen sah sie als Gefahr für Maximilian. "Die einzige Sorge war, dass der Partner der Mutter etwas antut", sagt die Kinderkrankenschwester. Andreas H. habe sich ungern reinreden lassen, vieles besser gewusst, einmal sei er aus der Elternschule gestürmt und habe gerufen: "Wir machen alles richtig!"
Andreas H., 32 Jahre alt, ein langer, schlaksiger Mann, kariertes Hemd, Jeans, nimmt an einem der vergangenen Verhandlungstage im Zeugenstand Platz. Er tritt im Prozess als Nebenkläger auf.
Seine Geschichte ist eine andere: Er erzählt sie ausschweifend mit umständlichen Worten. Über das Kennenlernen sagt er: "Dass ich verliebt war, kann ich nicht direkt sagen, aber eine gewisse Zuneigung und Verliebtheit war schon da." Er beschreibt Jasmina U. als lebensfroh, freundlich und gut aussehend, sie habe ihn glücklich gemacht. Er genoss es, dass sie ihn anhimmelte, dass sie ihm das Gefühl gab, er sei nach vielen Männerbekanntschaften endlich der Richtige. "Am Anfang hat mich nichts gestört."
Und später? "Später habe ich gemerkt, dass sie die Fähigkeit besitzt, nicht mit Geld umgehen zu können." Nichts sei ihr gut genug gewesen, ihre Ansprüche enorm. Er sagt: Sie flunkerte viel und oft; er schnüffelte ihr hinterher. Er habe sich zwei Dinge von Jasmina U. gewünscht: Treue und Aufrichtigkeit. Beides habe sie nicht erfüllt.
Auch eine Familie habe er sich gewünscht, bewusst auf Verhütung verzichtet. Dann noch ein Junge! "Für einen Vater ist das noch einmal ne Nummer besser. Also, nicht falsch verstehen." Er lacht unpassend.
Die Vorsitzende Richterin Ulrike Taeubner hakt nach, konfrontiert ihn mit dem, was die Angeklagte, seine Ex-Freundin, vor Gericht geschildert hat. Vieles davon ist das komplette Gegenteil von dem, was Andreas H. sagt. Er zeigt sich ungerührt und erwidert: "Das ist nicht korrekt." Oder: "Das entspricht nicht der Wahrheit."
Andreas H. beschreibt Jasmina U. als "liebevolle Mutter", Maximilian als "pflegeleichtes Kind", das nur quengelte, wenn es Hunger hatte, auf den Arm oder eine frische Windel wollte. Sieben Seitensprünge habe Jasmina U. ihm gebeichtet, er habe ihr immer verziehen.
Der psychiatrische Sachverständige Wolf-Rüdiger Jonas bezeichnet die Verbindung des Paares als "pathologische Beziehung", Andreas H. als einen Zwangscharakter.
Am 7. November 2015, dem Tattag, sahen Jasmina U. und Andreas H. einen Film. Andreas H. schlug ihr danach auf den Kopf und beschimpfte sie als Schlampe, sagt Jasmina U. - Richterin Taeubner: "Warum?" - Jasmina U.: "Mein Freund hält mich dafür." - "Für was?" - "Für eine Schlampe." - "Wie haben Sie reagiert?" - "Gar nicht."
Jasmina U. machte Essen, Andreas H. passte auf Maximilian auf und ging gegen 16 Uhr zur Arbeit. Auf dem Weg aus dem Haus fand er im Briefkasten die korrigierte Nebenkostenabrechnung vom letzten Jahr, 500 Euro Nachzahlung. Er rief Jasmina U. an, forderte von ihr das Geld und drohte ihr. Sagt sie.
Andreas H. hat vor Gericht ein erstaunliches Erinnerungsvermögen, er erinnert sich an viele Details aus der Beziehung mit Jasmina U. Er kann sich an den Nudelauflauf am Tag vor der Tat erinnern, an verblüffende Einzelheiten aus dem gemeinsamen Leben. An den Tag, an dem sein Sohn starb, erinnert er sich nicht. Er weiß nur, dass er gegen 16 Uhr zur Arbeit aufbrach und Jasmina U. von unterwegs anrief.
Richterin Taeubner schaut zweifelnd. Wirklich gar keine Ahnung, was das Paar am Vormittag erlebt hat? Andreas H. unwirsch: "Ich habe gerade eben gesagt, dass ich mich nicht erinnere, und ich bin vor Gericht verpflichtet, die Wahrheit zu sagen." Nein, Streit habe es nicht gegeben, betont er. Streit habe es nur gegeben, wenn Jasmina gelogen, zu viel Geld ausgegeben oder ihn betrogen habe. Aber nicht an diesem Tag.
"Ich habe mich sehr gefreut, dass er weg war", erinnert sich Jasmina U. an jenen 7. November. Sie zog sich um, schminkte sich, kochte Tee für ihr Baby. Sie wollte einen Mann treffen, den sie übers Internet kennengelernt hatte, mit dem sie während ihrer Schwangerschaft einmal geschlafen hatte und der ihr gesagt hatte, dass er sie liebt. Der Mann sagte ab. Jasmina U. war enttäuscht. Dann sagte auch ihre Freundin ab. Jasmina U. war verzweifelt. "Ich brauchte Zuspruch, jemanden zum Reden, der mir sagt, dass alles gut wird."
Maximilian weinte mehr als sonst. Jasmina U. gab ihm Tee, trug ihn herum, legte ihn hin, er schrie weiter, sie hob ihn wieder hoch. "Irgendwann hatte ich einen Kurzschluss, es kam eine Energie über mich. Ich zitterte, gleichzeitig fühlte ich mich stark." Gegen 20 Uhr legte sie den Jungen ins Elternbett, auf den Bauch. Sie erinnert sich an eine Stimme, die ihr befahl: "Töte das Kind, sonst wirst du nie mehr glücklich sein."
Jasmina U. warf die beiden Bettdecken, 135 mal 200 Zentimeter, auf ihr Kind, ging ins Wohnzimmer und schaute auf ihrem Handy die Castingshow "Das Supertalent". Maximilian starb. Um 20.44 Uhr wählte Jasmina U. den Notruf. Sie reanimierte, sagt aber vor Gericht: "Ich wusste nicht genau, wo sein kleines Herz ist."
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/hamburg-mutter-toetet-baby-lange-haftstrafe-a-1097811.html
SpoilerDas Leben von Angelika H. verlief nicht immer in geraden Bahnen. Schon im frühen Alter hatte sie Selbstmordgedanken und ritzte sich. In ihrer großen Familie gingen ihre Bedürfnisse unter, zudem kämpften Mutter und Vater mit Alkoholproblemen. Nichtsdestotrotz schaffte sie den Sprung in ein „geregeltes“ Leben und wollte Medizin studieren. Doch es kam alles ganz anders. Mit ihrem damaligen Freund wurde sie unbeabsichtigt schwanger. Sie entschied sich das Kind auszutragen und zur Adoption freizugeben. Dieser Plan scheiterte jedoch und Angelika musste sich um das Kind kümmern und offenbarte ihr wahres Gesicht.
Sie soll nur das Nötigste für den kleinen Geros getan und ihm weder Liebe noch Zuneigung gezeigt haben. Diese heftige Abneigung rührt von einer simplen Tatsache her: Die Schwangerschaft soll ihren, wie sie sagt „makellosen“ Körper ruiniert haben, auch waren ihre Studiumspläne durch das Kind in Gefahr. Eines Abends hat sie die enorme „Last“ nicht mehr ausgehalten. Auf grauenhafte Art erstickte sie ihren Sohn mit einem Pullover und ihren Händen. Sie hat den Kleinen regelrecht gefoltert, denn der Todeskampf des Säuglings soll laut Gericht über 30 Minuten gedauert haben.
Angelika H. zeigte im Nachhinein keinerlei Reue. Im Gegenteil: Sie war erleichtert, fühlte sich befreit und ging nach der Tat erst mal Zigaretten und Bier holen. Drei Tage später fand ihr inzwischen Exfreund die Babyleiche.
https://bash-magazine.com/mutterfigur/
SpoilerIm Fall des getöteten Babys im badischen Laufenburg (Kreis Waldshut) hat der Vater die Tat gestanden. Er habe sich in den Vernehmungen ausführlich geäußert, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Als Motiv habe er eine plötzliche Überforderung wegen des schreienden Kindes angegeben. Der knapp drei Monate alte Junge war am ersten Weihnachtsfeiertag getötet worden.
Der Vater selbst rief die Polizei, die das tote Kind in seiner Wohnung fand. Der 36-Jährige ist in Haft und dort derzeit in stationärer ärztlicher Behandlung. Seine Lebensgefährtin und Mutter des Babys war zur Tatzeit nicht zu Hause. Hinweise, dass der Junge bereits früher geschlagen oder vernachlässigt wurde, gebe es nicht.
Der Vater stand beim Eintreffen der Polizei unter Medikamenteneinwirkung. Nach seinen Angaben hatte er ein Drogenersatzmedikament eingenommen.
Der Mann sei mehrfach wegen unterschiedlicher Delikte vorbestraft - zuletzt im Jahr 2016 wegen Körperverletzung, weshalb er zur Tatzeit noch unter Bewährung stand. Mehr als zehn Jahre zuvor war er wegen Raubes und gefährlicher Körperverletzung zu Haftstrafen verurteilt worden. Ein psychiatrisches Sachverständigengutachten zur Frage seiner Schuldfähigkeit und seiner zukünftigen Gefährlichkeit wurde in Auftrag gegeben.
Dem Jugendamt war die Familie den Angaben zufolge bekannt. Hinweise auf Versäumnisse der Behörden gebe es aber nicht, stellten die Ermittler klar. Auch ergaben sich laut Polizeimitteilung keine Anhaltspunkte für eine Vernachlässigung.
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.laufenburg-im-kreis-waldshut-vater-toetet-sein-baby-aus-ueberforderung.fb5253e9-872a-43f1-9ff1-55be2f70846f.html
SpoilerDer 24-jährige Mann aus dem Kreis Neuwied hatte seinen Sohn bei der getrennt lebenden Mutter abgeholt, um mit ihm Eis essen zu gehen.
Stattdessen fuhr er mit dem Kind ins Krabachtal bei Eitorf (Rhein-Sieg-Kreis). Dort holte er aus dem Kofferraum eine Kettensäge, trat an die Beifahrertür des Wagens und enthauptete seinen Sohn auf dem Beifahrersitz.
Die Mutter des Kindes meldete ihren Jungen am Folgetag als vermisst, kurz nachdem eine Joggerin das Auto mit den Leichen entdeckt hatte. In einer ersten Vernehmung sagte die Frau, ihr Mann habe zwei Wochen zuvor gedroht, sie und das Kind zu töten. Dies habe sie auch dem Jugendamt gemeldet.
Das Paar war seit vier Jahren verheiratet. Nach der Trennung sei die 24 Jahre alte Mutter mit dem Jungen ausgezogen, teilte die Polizei mit. Das Jugendamt Eitorf leistete sozialpädagogische Familienhilfe, um eine kindgerechte Lösung für den Jungen herbeizuführen. Die Eltern lebten zuletzt in Scheidung.
https://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article12948163/Vater-toetet-Sohn-und-sich-selbst-mit-Kettensaege.htmlwas sagt ihr dazu? Ich stelle fest, dass Frauen eher sanftere Methoden benutzen als Männer. Der letzte Bericht ist mit Suizid des Vaters geendet.
Wie würdet ihr reagieren, wenn ihr der jeweilige Partner gewesen wäret? Macht es denn nun einen Unterschied, wie der Partner dran beteiligt ist, dass das Kind nicht mehr da ist?
Bericht 3 haben wir den „Vorbestraften“, wo es aber nie zu auffälligkeiten vorher kam im Bezug auf das Kind (sofern der letzte Satz sich auf den Umgang mit dem Kind bezieht und nich auf das Jugendamt).
Bericht 2 lebte die Mutter noch 3 Tage mit dem toten Kind in der Wohnung, machte keinerlei Reanimierungsversuche, erst der Vater fand das Baby.
Und Bericht 1 fand ich am kuriosesten. Jedoch möchte ich mich mal auf die Seite des Vaters stellen: meint ihr, er trauert um den Verlust?
Könntet ihr eurem Partner das verzeihen, wenn aufgrund „harter Vergangenheit“ soetwas passiert?
Wärt ihr danach misstrauisch ggüber Menschen mit psychischen Problemen?
Könntet ihr nochmal jemand lieben?
Egal wie gut oder lang man sich kennt, man kann dem Menschen nur vor den Kopf schauen! Wer würde denn davon ausgehen, dass der Partner solches Potential in sich verbirgt, gerade wenn es im Alltag keinerlei Anzeichen gab.
Durch den Suizid des einen Vaters finde ich, ist die richtige Entscheidung getroffen wurden und ich kann es nachvollziehen. Wer anderen das Leben nimmt, hat es selber nich verdient, weiter zu leben, denn wir sind nich Gott und haben auch nicht selber zu entscheiden, wann ein Leben zu Ende ist.
zu beginn des Freds hat mich interessiert, wie man dazu steht, wenn es aufgrund eines Unfalls dazu kam. Nun interessiert mich, wie ihr dazu steht, wenn der Partner auf andere Weise überfordert war und vielleicht auch die Frage: was muss dem 24jährigen in den Kopf gekommen sein, dass er eine Kettensäge noch nehmen muss?