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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

157 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Schule, Bildung, Lehrer ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Gute Lehrer, schlechte Lehrer

18.12.2017 um 22:52
Ich glaube auch, dass das Referendariat von vielen unterschätzt wird und nochmal einiges an Nerven kostet, aber wenn man sich schon so lange durchs Studium geboxt hat, fällt es bestimmt nicht leicht sich nochmal neu zu orientieren.

Die Klassengröße bereitet mir auch Kopfschmerzen =^^= Ich hab mal in einer Klasse unterrichtet, die von vielen Lehrern als "charakterbildend" beschrieben wurde und diese Beschreibung trifft den Nagel auf den Kopf. Es war eine reine Jungenklasse und alle waren super nett ABER:
Es waren über 30 Schüler in einem ehemaligen Kunstsaal und egal wie leise die Schüler waren, es war einfach aufgrund der Akustik des Raums super laut. Das waren Stunden die, nicht nur für mich anstrengend waren, sondern auch für die Schüler.Es war ein Kraftakt jeden Schüler auf dem Schirm zu haben (wenigstens mehr oder weniger).
Aber in der Klasse hat man auch wunderschön gesehen was verschiedene Lehrer für einen Effekt haben können.


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

18.12.2017 um 23:20
Ich glaube auch, dass das Referendariat von vielen unterschätzt wird und nochmal einiges an Nerven kostet, aber wenn man sich schon so lange durchs Studium geboxt hat, fällt es bestimmt nicht leicht sich nochmal neu zu orientieren.
Nach zwei Jahren im Lehrerberuf wurde mir bewusst, dass ich lieber Hartz-IV-Empfänger bin als weiterhin tagtäglich meine psychische und körperliche Gesundheit für diesen in meinen Augen unausübbaren Beruf aufs Spiel zu setzen. Leider jedoch war es bereits zu spät, weshalb ich aus dieser Zeit eine irreparable Verschlechterung meiner Gesundheit mitnehme, die mich für den Rest meines Lebens begleiten wird.

Ganz so schlimm war es mit der Umorientierung dann aber auch nicht. Am siebten Tag meiner Arbeitslosigkeit hatte ich bereits eine Jobzusage bekommen. Was mir aus meiner Zeit als Lehrer geblieben ist, ist allerdings eine grundsätzliche Abneigung gegenüber Kindern und Jugendlichen.


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

19.12.2017 um 10:52
@Coaxaca

oh, tut mir Leid. Echt krass.

Deshalb sage ich ja immer wieder man muss wohl für diesen Beruf geboren sein, es muss einem wirklich Spaß machen ansonsten kann man es vergessen.
Und ja es wird ja nun nicht einfacher mit der Jugend. Migrationsklassen usw.... und sagt mir nicht das war in den 60ern und 70ern auch schon so. Äh nein war es nicht.
Die Jugend ist schwieriger als damals, ganz klarer Trend. Hat auch meine ehemalige Klassenlehrerin beim letzten Klassentreffen bestätigt.

Daher vollen Respekt an alle Lehrer die das täglich durchhalten.


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

19.12.2017 um 10:55
@Coaxaca
Hut ab, das war bestimmt nicht einfach ^^

@knopper
Da geb ich dir recht, aber die Eltern werden ja auch nicht einfacher ;)


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

19.12.2017 um 14:50
Hallo, ich bin sozusagen doppelt betroffen - als Mutter und beruflich. Meine Kommentare sind v.a. zum Schulsystem und Aussagen sind v.a. auf B-W bezogen und ich vergleiche mal meine Schulzeit mit der meiner Kinder.


(a) 1980: gab es das Sprengelschulsystem. Da wurden bewusst sozial schwache und sozial starke Wohngebiete durchmischt und so in jeder Grundschule für eine heterogene Schülerschaft gesorgt. Ausnahmen gab es nicht. Somit war gewährleistet, dass zumindest theoretisch jede Grundschule einen Anteil an starken und schwachen Schülern hatte.

2010: Grundschulen sind frei wählbar (bei uns im Kreis) und haben ein "Profil". Die bedarfsbezogene Betreuung war gerade am Auslaufen, man konnte nicht mehr nur einzelne Nachmittage dazu buchen - man hat nur die Wahl zwischen "Halbtag" und "Ganztag". "Ganztag" wird von Eltern gebucht, wo beide Eltern Vollzeit arbeiten - damit waren bei uns die Ganztagesschulen automatisch soziale Brennpunktschulen. Das Niveau der einzelnen Grundschulen geht ganz massiv auseinander. Es gibt nun das Dogma, dass "Ganztag" wirklich toll sei - es gibt so kleine Würmchen, die ab Klasse 1 jeden Werktag von 7 - 18.00 an der Grundschule verbringen (maximal buchbare Zeit). Wie es denen geht - das untersucht niemand.


(b) 1980: Gab es in der Grundschule das Klassenlehrersystem

2010: Gibt es das immer noch - ... der größte Graus ist aus Elternsicht die Grundschulzeit ... das ist wie Lotto spielen. Du kannst auf einer guten Schule einen schlechten Lehrer erwischen, oder auf einer absoluten Brennpunktschule die Perle .... Mein Sohn hat zwei Jahre lang eine völlig abgehobene Esoteriktante erwischt, die eigentlich nur Freizeit haben wollte und darauf vertraute, dass das Kind sein System und seinen Platz im Leben selbst findet = es wurden keine Hefte eingesammelt, man bereitete sich nicht auf Klassenarbeiten vor, Elterngespräche verliefen immer sehr unbefriedigend, da Dinge, die vereinbart wurden, nicht eingehalten wurden und Hausaufgaben wurden NIE kontrolliert = wenn man kein von Natur aus strukturiertes Kind hat, wurde man automatisch zum Hilfslehrer ..... Von den vielen Ausfällen, die personell nicht aufgefangen werden, gar nicht zu sprechen ...


(c) 1980: Auf der Grundschule lernte jeder irgendwie lesen, rechnen und schreiben

2010: "rechnen", "schreiben" und "lesen" laufen irgendwie nebenher und jede Menge wird nach Hause ausgelagert. Da gibt es Lesepässe, wo ich unterschreibe, dass mein Kind täglich daheim 20 Minuten laut liest, ich übe auf Anweisung Mathe, Lernwörter ... und manchmal, in einer ruhigen Minute, frage ich mich, wozu mein Kind noch in die Schule geht. "Pauken" ist out. Es gibt jede Menge Präsentationen, wo die Eltern mitbenotet werden - denn die wenigsten 4. Klässler schaffen es, konkrete Themen kompakt zusammenzufassen, visuell aufzubereiten und strukturiert und informativ wiederzugeben = ich bin als Mutter mehr als gut beschäftigt.


(d) 1980: Gab es noch eine Grundschulempfehlung - und ja, ich habe Rotz und Wasser geheult, als ich keine Gymnasialempfehlung bekam, weil mehr als zwei pro Klasse unüblich waren und der Sohn des Anwaltes dann die Nase vorne hatte. Abi habe ich trotzdem gemacht. Ätsch. War ein schrecklicher Druck und doof.

2010: Gibt zwar eine Empfehlung, aber der Elternwille zählt. Kein Druck mehr ... dafür jede Menge überforderte Kinder in falschen Schulen. Zudem ein großer sozialer Druck ....


(e) 1980: Gab es schon die freidenkenden Eltern und die auffälligen Kinder

2010: Mitunter bleiben nur noch "Restschulen": Um sich zu schützen, wählt man die Privatschule - da muss man noch eine Empfehlung vorlegen und wird vor solchen Kindern gegen einen Monatsbeitrag geschützt, die Klasse ändert sich nicht jedes Schuljahr massiv, weil eine handvoll Schüler sitzen bleiben und man schützt sich vor manchen Theman einfach, da unter den Eltern leichter ein Konsens besteht.


(f) 1980: Es gab gut strukturierten Frontalunterricht. Mitunter war der sehr langweilig. Aber man lernte was. Und zwar jeder das gleiche. Besonders Schlaue übersprangen halt mal eine Klasse.

2010: Frontalunterricht ist verpönt. Im Gymnasium heimlich noch sehr weit verbreitet und ja ... das gibt es eine wahnsinnige Stoffmenge zu verarbeiten ... in GS und RS sind "offenere" Systeme angesagt mit viel Selbstkontrolle durch die Schüler. Super, wenn die Schüler das machen ... das sind aber auch die Schüler, die im Frontalunterricht gut lernen. Es gibt jede Menge Schüler, die einfach keine Lust haben.


(g) 1980: weiß nicht

2010: An "meiner" Schule jede Menge Eltern, die einfach komplett erziehungsunfähig sind und sich selbst aufgegeben haben. Die Kinder stehen morgens selbst auf ... während die Eltern ausschlafen, oft sehen sich Eltern und Kinder kaum und können auch kaum was miteinander anfangen, man lebt so in der Wohnung nebeneinander her. Die Eltern haben selbst keine Strategien um erfolgreich zu sein und können diese nicht weitergeben. Problem im Unterricht: zu spät kommende, häufig kranke Schüler, die kein Arbeitsmaterial dabei haben, den Ranzen nicht packen, keine Hausaufgaben machen und nicht auf Klassenarbeiten lernen - und dabei den Rest der Klasse ausbremsen.


(h) 1980: gewisse gesellschaftliche Grundregeln waren anerkannt

2010: Du verbringst oft mehr als 50% der Zeit damit, Dinge, die einfach selbstverständlich waren (Grüßen, Umgangsformen, Konfliktregelungen) den lieben Schülern nahezubringen. Schüler grüßen dich in der Freizeit auch nicht mehr - dafür rufen Eltern mitunter wegen dem letzten Scheiß nach 21 Uhr bei dir an ... Es gibt die "Helikoptereltern", die oft mehrere Gespräche pro Woche wollen. Es gibt die Eltern, denen du dreimal ein Einschreiben schickst, dass du ein Gespräch möchtest und die erst reagieren, wenn du mit dem Jugendamt drohst, dann 20 Minuten zu spät zum von ihnen gewählten Termin erscheinen, das Blaue vom Himmel runter versprechen ...


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

19.12.2017 um 16:51
@MissMary
Das heutige Schulsystem mit dem von 1980 zu vergleichen, halte ich für wenig nutzbringend. Allein wenn ich an meine Schulzeit zurück denke, die mittlerweile 6 Jahre zurück liegt, ist da schon nicht mehr viel zu vergleichen.


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

19.12.2017 um 17:47
Was für schlimme Geschichten hier von Lehrkräften erzählt werden, finde ich schockierend. Ich melde mich hier mal als (wieder) Schülerin an einer alternativen Schule zu Wort - ich nehme an, dass vielen der Name "Montessori" etwas sagt. Nahe des Abiturs sind die Methoden zwar nicht mehr hundertprozentig umzusetzen, aber man spürt trotzdem den Einfluss dieser Pädagogik.

Ich war 11 Jahre im Regelschulsystem gefangen, bis ich mich für mein Fachabitur für diese Schule entschieden habe. Was ich hier an Lehrer-Schüler-Verhältnis erlebe, ist Balsam für meine Seele.
Hier wird von Lehrkräften nicht geschrien (hat mich immer sehr belastet, weil ich Lautstärke schwer abkann), man spricht über Probleme und findet eine funktionierende Lösung, es wird sich gegenseitig Vertrauen entgegengebracht ... Natürlich gibt es auch da Lehrer, mit denen man besser oder schlechter klarkommt, aber ich sehe jetzt das Verhältnis als wichtigen Bestandteil des Unterrichts an. Es wird von beiden Seiten einfach klar miteinander kommuniziert.

Hier geht es nicht um Leistung, sondern wirklich darum: Wie muss der Unterricht sein, damit jeder gut lernen kann. Da die Benotung wegfällt, herrscht wenig Druck, man kann einfach entspannter lernen und vermutlich auch unterrichten. Der Einfluss, den man als Lehrkraft auf die Schüler hat, ist auch viel direkter als im riesigen, nummerierten Regelschulsystem.


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

19.12.2017 um 18:51
Zitat von SubwaySubway schrieb:Das heutige Schulsystem mit dem von 1980 zu vergleichen, halte ich für wenig nutzbringend. Allein wenn ich an meine Schulzeit zurück denke, die mittlerweile 6 Jahre zurück liegt, ist da schon nicht mehr viel zu vergleichen.
Ich finde, du siehst die Unterschiede durch einen Vergleich doch sehr deutlich und kannst mitunter ursächlich Verschlechterungen auf Änderungen der Modi und Curricula zurückführen.

Was glaubst du denn beispielsweise, was in der Schule nach der Abschaffung der Grundschulempfehlung los war? Interessanterweise fehlen hier auch wissenschaftliche Studien zu dem Effekt und auch eine kritische Medienberichterstattung. Das ging in B-W soweit, dass man mit den Grundschulen keine Information mehr austauschen durfte, da es die Neutralität der Lehrperson gefährdete, was. z.B. dazu führte, dass die Grundschule einen Verdacht auf Missbrauch bzw. Gewalt nicht weitergeben durfte, da offiziell ja keinerlei Information über den Schüler ausgetauscht werden durfte.

Bei Bildung dreht man scheinbar wahllos an irgendwelchen Schrauben und bringt Veränderungen, die Menschen aus einer gewissen Ideologie heraus gut heißen ... Und was dann an negativen Effekten passiert, wird totgeschwiegen.

Bei uns in B-W ist das Gymnasium ein Elfenbeinturm, hier wird am wenigsten gedreht, durch den Wegfall der Grundschulempfehlung gibt es hier auch massive Veränderungen. "Unser Gymnasium" startete im Jahr des Wegfalls der GSempfehlung mit sechs 5. Klassen ins Schuljahr (vorher waren vier normal). Es dauerte viel länger, bis sich die Klassen gefunden hatten und das differente Leistungsniveau war von Beginn an eklatant. Die wirklichen Gymnasiasten wurden ausgebremst, bis sich alle, die doch "falsch" waren, verabschiedet hatten. Zu Beginn von Klasse 7 waren so viele Schüler abgegangen (die ja an anderen Schulen wieder aufgefangen werden mussten), dass aus sechs Klassen fünf wurden - dann kam die Pubertät und die nächsten Schüler strichen die Segel - in nie dagewesenen Mengen. Daher wurde in Klasse 9 wieder zusammengelegt.

Stell dir vor, du bist das Elternteil eines Gymnasialkindes - dein Kind kommt in Klasse 5 in eine große Klasse. Schnell kristallisiert sich raus, dass 1/6 der Klasse dauerhaft nicht imstande ist, dem Leistungsniveau zu folgen. Viele dieser Schüler reagieren auf den Misserfolg - durch Unterrichtsttörungen, Aufgabe, Aggression. Es ist sehr viel Unruhe in der Klasse. In der 7. Klasse verliert dein Kind dann seinen Klassenverband. Da so viele Schüler gar nicht problemlos wechseln können, passiert auf der Realschule genau das gleiche: man entnimmt jeder Klasse fünf Schüler und bildet mit diesen eine neue Klasse und füllt die alten Klassen mit Ex-Gymnasiasten auf. Da bedankst du dich als Elternteil ....


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

19.12.2017 um 19:18
@MissMary
Dass Klassen neu zusammengewürfelt wurden, gab es auch schon zu meiner Zeit als es noch die Empfehlung gab. Auch bei uns wurden die Parallelklassen immer weniger. Inwiefern die Fluktuationsrate von der heutigen abwich, kann ich nicht beurteilen. Und auch schon damals gab es Leute, die nicht wirklich fürs Gymnasium "geeignet" waren.

Natürlich ist die Situation nicht gerade einfach. Nur ich bezweifele, dass man dies alles allein auf die heutige Zeit schieben kann.


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

24.01.2018 um 20:57
Entschuldigt meine lange Abwesenheit aber die Klausurenphase lässt grüßen ;)

@MissMary
Ich kann deine Aussagen größten Teils ganz gut nachfühlen, obwohl da ab und an doch ein bisschen "Früher war alles besser" durch zu kommen scheint :P
Zitat von MissMaryMissMary schrieb am 19.12.2017: 1980: Es gab gut strukturierten Frontalunterricht. Mitunter war der sehr langweilig. Aber man lernte was. Und zwar jeder das gleiche. Besonders Schlaue übersprangen halt mal eine Klasse.

2010: Frontalunterricht ist verpönt. Im Gymnasium heimlich noch sehr weit verbreitet und ja ... das gibt es eine wahnsinnige Stoffmenge zu verarbeiten ... in GS und RS sind "offenere" Systeme angesagt mit viel Selbstkontrolle durch die Schüler. Super, wenn die Schüler das machen ... das sind aber auch die Schüler, die im Frontalunterricht gut lernen. Es gibt jede Menge Schüler, die einfach keine Lust haben.
Ich muss sagen ich bin auch kein Fan von gedankenlos eingesetzten "offenen/besonderen" Unterrichtsmethoden, dass liegt bestimmt auch daran, dass es sich bei meinen Fächern (Mathe/Physik) oft nicht so gut einsetzen lässt (Schülerexperimente und ähnliches mal ausgenommen). Was mich (wie du schon gesagt hast) teilweise ein bisschen schockt, ist der gigantische Einsatz von Lernbüros und Lernzirkeln uns so nem Zeug. Diese können schon auch zielführend sein, aber dann müssen sie auch gut angeleitet und NACHBEREITET werden, das habe ich bis jetzt aber eher selten erlebt ^^ meistens müssen sich die Schüler selbst kontrollieren und verbessern, was natürlich nicht bei allen gleich gut funktioniert. Außerdem glaube ich, dass hier besonders Schüler alleingelassen werden, die Zuhause wenig Kontrolle bzw. Interesse bzw. Hilfe seitens der Eltern. Ich habe oft den Eindruck, das gute Schüler aus solchen Aktionen viel mitnehmen können, schwächere Schüler aber schnell auf der Strecke bleiben.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb am 19.12.2017:(e) 1980: Gab es schon die freidenkenden Eltern und die auffälligen Kinder

2010: Mitunter bleiben nur noch "Restschulen": Um sich zu schützen, wählt man die Privatschule - da muss man noch eine Empfehlung vorlegen und wird vor solchen Kindern gegen einen Monatsbeitrag geschützt, die Klasse ändert sich nicht jedes Schuljahr massiv, weil eine handvoll Schüler sitzen bleiben und man schützt sich vor manchen Theman einfach, da unter den Eltern leichter ein Konsens besteht.
Das finde ich schon arg vereinfacht :/
Aus dem dümmsten Elternhaus können die nettesten Kinder kommen und aus den besten Familien die "schlimmsten" Kinder ;) Wo ich dir recht gebe ist, dass es vielen Kindern an den grundlegenden Umgangsformen mangelt (Bitte/Danke, Grüßen,Hand vor den Mund, PÜNKTLICHKEIT....). Aber die lernen das ja nicht von allein :D #Elternhaus
Zitat von LuminitaLuminita schrieb am 19.12.2017:Hier geht es nicht um Leistung, sondern wirklich darum: Wie muss der Unterricht sein, damit jeder gut lernen kann. Da die Benotung wegfällt, herrscht wenig Druck, man kann einfach entspannter lernen und vermutlich auch unterrichten. Der Einfluss, den man als Lehrkraft auf die Schüler hat, ist auch viel direkter als im riesigen, nummerierten Regelschulsystem.
Das klingt gut, aber ich hatte auch schon einen Nachhilfeschüler, dem hat das nicht so gut getan. Er hat etwas mehr Strucktur gebraucht und hatte nach einem Wechsel auf die Hauptschule keine Probleme mehr ;)
Und das ist denke ich genau das Problem jeder braucht was anderes und irgendwer zieht immer den kürzeren und der Lehrer kann besonders bei der aktuellen Klassengröße niemanden wirklich gerecht werden.
Zitat von SubwaySubway schrieb am 19.12.2017:Dass Klassen neu zusammengewürfelt wurden, gab es auch schon zu meiner Zeit als es noch die Empfehlung gab. Auch bei uns wurden die Parallelklassen immer weniger. Inwiefern die Fluktuationsrate von der heutigen abwich, kann ich nicht beurteilen. Und auch schon damals gab es Leute, die nicht wirklich fürs Gymnasium "geeignet" waren.
Ich glaub ich kann euch beide ganz gut verstehen ich glaube heute scheint die Situation viel dramatischer, weil nicht nur mehr Kinder aufs Gymnasium kommen bei denen das vorher nicht möglich war, sondern auch der Stoff wird immer mehr und schneller. Ich glaube selbst die Kinder die vorher schon eine Empfehlung hatten, haben mit dem g8 zu kämpfen, sodass vielleicht nur die wirklich guten Schüler den Eindruck erwecken auf das Gymnasium zu gehören. Und ich muss echt sagen dass ich froh bin mein Abitur nach der Realschule über die FOS erlangt zu haben ;)

So langer Beitrag, gefundene Rechtschreibfehler dürfen behalten werden :D


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

25.01.2018 um 16:22
Zitat von jeanne-d-arcjeanne-d-arc schrieb:Und das ist denke ich genau das Problem jeder braucht was anderes und irgendwer zieht immer den kürzeren und der Lehrer kann besonders bei der aktuellen Klassengröße niemanden wirklich gerecht werden.
Genau, jeder braucht was anderes. Wenn jemand mehr Struktur braucht, ist das natürlich okay. Schade finde ich da nur, dass diese alternativen Schulsysteme in DE so weng integriert sind. Wenn ich jetzt früher weniger Struktur gebraucht hätte (was eigentlich so ist), wer weiß, ob da jemals reagiert worden wäre oder ein anderes Schulsystem in Betracht gezogen worden wäre. Stattdessen hieß es durchkämpfen, koste es was es wolle. Ich kam jetzt schon relativ gut klar, manche aber schließlich nicht ... Sehr schade, dass da nur wenigen ein Wechsel in andere Systeme einfällt.


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

25.01.2018 um 17:04
Zitat von MissMaryMissMary schrieb am 19.12.2017:Es gibt nun das Dogma, dass "Ganztag" wirklich toll sei - es gibt so kleine Würmchen, die ab Klasse 1 jeden Werktag von 7 - 18.00 an der Grundschule verbringen (maximal buchbare Zeit). Wie es denen geht - das untersucht niemand.
Das musst Du differenziert betrachten.

Wenn Du ein uninteressiertes Elternhaus hast, dann kann dem Kind nur wenig besseres passieren, als in einer Ganztagsbetreuung zu landen, in der es wenigstens die Chance hat, ein ordentliches Input zu bekommen. Die Alternative ist in solchen Fällen, dass dieses Kind außerhalb der regulären Schule faktisch keine Anreize bekommt, sich zu bilden oder für schulische Themen zu interessieren. Mit anderen Worten, eine Ganztagsbetreuung bietet mehr Gerechtigkeit, weil es soziale Unterschiede etwas ausgleicht.

Und bei interessierten Eltern spielt es letztlich keine Rolle. Deren Kinder bekommen dadurch nicht weniger Zuwendung.
Auch dürfte es ein Fehlschluss sein, dass Ganztagsbetreuung ein "Sammelbecken des sozialen Restes" ist. Dieses Schlussfolgerung dürfte kausal nicht begründbar sein. Bestenfalls gibt es eine Koinzidenz.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb am 19.12.2017:Es gab gut strukturierten Frontalunterricht. Mitunter war der sehr langweilig. Aber man lernte was.
Aber was lernte man. Natürlich vermittelt Frontalunterricht Wissen, aber seit 1980 haben sich auch die Zeiten und die Anforderungen geändert. Es ist weniger wichtig geworden, auswendig zu wissen, wann der 30-jährige Krieg genau statt fand (ich habe das als Schüler auswendig gelernt), denn die Antwort ist quasi überall verfügbar. Heute ist es wichtiger, Informationen zu finden und sie bewerten zu können. Und dafür ist Frontalunterricht jedenfalls grundsätzlich schlechter geeignet.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb am 19.12.2017:An "meiner" Schule jede Menge Eltern, die einfach komplett erziehungsunfähig sind und sich selbst aufgegeben haben. Die Kinder stehen morgens selbst auf ... während die Eltern ausschlafen, oft sehen sich Eltern und Kinder kaum und können auch kaum was miteinander anfangen, man lebt so in der Wohnung nebeneinander her. Die Eltern haben selbst keine Strategien um erfolgreich zu sein und können diese nicht weitergeben. Problem im Unterricht: zu spät kommende, häufig kranke Schüler, die kein Arbeitsmaterial dabei haben, den Ranzen nicht packen, keine Hausaufgaben machen und nicht auf Klassenarbeiten lernen - und dabei den Rest der Klasse ausbremsen.
Da würde ich gefühlsmäßig zustimmen. Aber ob das wirklich so ist oder nur ein typisches Missverstehen der Generationen ist jedenfalls fraglich.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb am 19.12.2017:1980: Gab es noch eine Grundschulempfehlung - und ja, ich habe Rotz und Wasser geheult, als ich keine Gymnasialempfehlung bekam, weil mehr als zwei pro Klasse unüblich waren und der Sohn des Anwaltes dann die Nase vorne hatte. Abi habe ich trotzdem gemacht. Ätsch. War ein schrecklicher Druck und doof.
Klingt nicht danach, als ob das sonderlich gerecht gewesen wäre. Alleine das spricht gegen dieses System.
Die Probleme, die durch den Wegfall dieser Empfehlung (zumindest deren reduzierte Bedeutung) entstehen, sind sicher nicht wegzudiskutieren. Aber überwiegen sie?
Zitat von jeanne-d-arcjeanne-d-arc schrieb:Aus dem dümmsten Elternhaus können die nettesten Kinder kommen und aus den besten Familien die "schlimmsten" Kinder
Natürlich. Aber wenn man es statistisch betrachtet, ist es eben wahrscheinlicher, dass in einem interessierten Elternhaus die Kinder weitaus bessere Chancen haben, als wenn den Eltern das Schicksal ihrer Kinder weitgehend egal ist.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb am 19.12.2017:Schüler grüßen dich in der Freizeit auch nicht mehr - dafür rufen Eltern mitunter wegen dem letzten Scheiß nach 21 Uhr bei dir an
Eine Folge des sozialen Wandels. Berufe genießen heute per se weniger Respekt. Ob das nun der Lehrer, der Richter oder der Polizist ist.
Zitat von CoaxacaCoaxaca schrieb am 18.12.2017: Laut einer Erhebung, die wir im Referendariat besprochen haben, arbeitet ein Gymnasiallehrer pro Woche ca. 42 Stunden - wenn man die Ferienzeiten mit einrechnet. Ohne die Ferien wären es deutlich mehr als 50 Stunden pro Woche...
Diese Erhebung würde mich interessieren.
Ich kann hier nur auf "Erhebungen" in meinem Bekanntenkreis zurück greifen. Und klar, wenn die Schule aus ist, hat der Lehrer nicht frei. Aber ich erlebe an der Stelle eher ein schlechtes Zeitmanagement, das dann dazu führt, dass noch Sonntag Nacht Klausuren korrigiert werden, was den Arbeitsstress deutlich erhöht, aber vermeidbar wäre. Zeitliche Selbstorganisation ist gar nicht so einfach, da leidet gerne die Effizienz.


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

25.01.2018 um 17:29
Zitat von MissMaryMissMary schrieb am 19.12.2017:Es gab gut strukturierten Frontalunterricht. Mitunter war der sehr langweilig. Aber man lernte was. Und zwar jeder das gleiche.
Ich hab nicht grundsätzlich was gegen Frontalunterricht, aber es ist ein Irrtum anzunehmen, dass dabei jeder das Gleiche lernt.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb am 19.12.2017:Besonders Schlaue übersprangen halt mal eine Klasse.
Das geht grundsätzlich immer, egal, ob der Unterricht überwiegend aus Frontalunerricht, Gruppenarbeit, Projektarbeit oder was auch immer.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb am 19.12.2017:dafür jede Menge überforderte Kinder in falschen Schulen.
Das habe ich schon von Lehreren, die 5./6. Klassen unterrichten gehört, dass viele Schüler bis zur 7. Klasse nicht durchkommen, weil sie heillos überfordert sind. Was mich nicht weiter wundert.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb am 19.12.2017:Auf der Grundschule lernte jeder irgendwie lesen, rechnen und schreiben
Ob jeder das lernte, sei dahingestellt, von irgendwo müssen die heute erwachsenen Analphabeten, die eine deutsche Schule besucht haben, ja kommen. Aber diejenigen, die es gelernt haben, konntes da dafür auch im großen und ganzen. Heute beherrschen die wenigsten Schüler Kommagrundregeln oder Grundregeln der Groß- und Kleinschreibung.


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

26.01.2018 um 15:45
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Wenn Du ein uninteressiertes Elternhaus hast, dann kann dem Kind nur wenig besseres passieren, als in einer Ganztagsbetreuung zu landen, in der es wenigstens die Chance hat, ein ordentliches Input zu bekommen. Die Alternative ist in solchen Fällen, dass dieses Kind außerhalb der regulären Schule faktisch keine Anreize bekommt, sich zu bilden oder für schulische Themen zu interessieren. Mit anderen Worten, eine Ganztagsbetreuung bietet mehr Gerechtigkeit, weil es soziale Unterschiede etwas ausgleicht.
Da hast du Recht - im Prinzip - bei uns in der Gegend ist der Ganztag so, dass du als pädagogische Fachkraft knapp 13€ verdienst und keine Vollzeitstelle bekommst, da die Ferien ja wieder abgezogen werden. Somit bleiben die falschen Leute auf den Stellen kleben. Eine Gruppe kommt immer in unseren Park - klar hast du Recht, ohne den Ganztag würden die Kinder vermutlich vor der Playstation abhängen. Im Park findet aber keine Anleitung irgendwelcher Art statt - wenn die Kinder drei Stunden auf der Parkbank abhängen ... dann ist das so. Im Gegensatz dazu kommt immer ein Hort mit einer Spielekiste und man spielt Wikingerschach, Seilhüpfen, Verstecken ... da würde noch qualitätsmäßig ganz viel gehen.
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Aber was lernte man. Natürlich vermittelt Frontalunterricht Wissen, aber seit 1980 haben sich auch die Zeiten und die Anforderungen geändert. Es ist weniger wichtig geworden, auswendig zu wissen, wann der 30-jährige Krieg genau statt fand (ich habe das als Schüler auswendig gelernt), denn die Antwort ist quasi überall verfügbar. Heute ist es wichtiger, Informationen zu finden und sie bewerten zu können. Und dafür ist Frontalunterricht jedenfalls grundsätzlich schlechter geeignet.
Auch da gebe ich dir nur teilweise Recht. Ich finde, man braucht ein gewisses Allgemeinwissen, auch wenn das googlebar ist, um Dinge richtig bewerten zu können. Klar ist es schön, wenn man auch andere Formen der Wissensvermittlung kennenlernt. Aber wenn ich googeln muss, um zu erfahren, wann der 30 Jährige Krieg war, dann geht das .... ist aber doof.
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Klingt nicht danach, als ob das sonderlich gerecht gewesen wäre. Alleine das spricht gegen dieses System.
Die Probleme, die durch den Wegfall dieser Empfehlung (zumindest deren reduzierte Bedeutung) entstehen, sind sicher nicht wegzudiskutieren. Aber überwiegen sie?
Definitiv. Die Grundschulempfehlung zeigte eine Richtung an ... und klar, waren auch da Fehleinschätzungen dabei. Aber nichts im Vergleich zu dem, was heute passiert ... In B-W landen 3% der Kinder mit Hauptschulempfehlung (nennt sich nun "Werkrealschule") auf dem Gymnasium. Das klingt nicht viel ... aber es sind eben doch 3 von 100. Das ist für Kind, Klasse und Lehrer eine riesige Belastung, oft beginnen die Kinder verhaltensauffällig zu werden und alle leiden, bis in eine geeignetere Schulform gewechselt wird.
Zitat von jeanne-d-arcjeanne-d-arc schrieb:Das finde ich schon arg vereinfacht :/
Aus dem dümmsten Elternhaus können die nettesten Kinder kommen und aus den besten Familien die "schlimmsten" Kinder ;) Wo ich dir recht gebe ist, dass es vielen Kindern an den grundlegenden Umgangsformen mangelt (Bitte/Danke, Grüßen,Hand vor den Mund, PÜNKTLICHKEIT....). Aber die lernen das ja nicht von allein :D #Elternhaus
Das kann sein. Aber das Problem sind die Strategien. Mal klischeehaft: Lass sagen, Bankkaufmann X ist mit Arzthelferin Y verheiratet, beide mit mittlerem Bildungsabschluss, nettem Häuschen im Grünen und idyllischem Familienleben. Sohn Leander macht keine Hausaufgaben. Es findet ein Elterngespräch statt, es werden Maßnahmen getroffen, Familie X hält sich an diese Abmachungen, Leander wird wieder "eingespurt".

Die alleinerziehende Frau X arbeitet im Schichtdienst, sieht ihr Kind also nur jede zweite Woche. Dass das nicht optimal ist, weiß sie selbst, aber sie bekommt keinen Unterhalt und erwirtschaftet das gesamte Haushaltseinkommen. Sie gibt wirklich ihr Bestes. Aber ihr Sohn Leander macht keine Hausaufgaben. Es findet ein Elterngespräch statt. Frau Y kann die Maßnahmen gar nicht umsetzen, wenn sie jede zweite Woche von der Arbeit kommt, dann schläft Leander schon.

Es sind beides willige Elternhäuser ... von den unwilligen will ich dir gar nicht erzählen ... die kommen dann nur zum Gespräch, wenn du drohst, dass du sonst das Jugendamt informierst. Wie groß die Unterstützung dann ist, kannst du dir ausmalen.
Zitat von jeanne-d-arcjeanne-d-arc schrieb:Und das ist denke ich genau das Problem jeder braucht was anderes und irgendwer zieht immer den kürzeren und der Lehrer kann besonders bei der aktuellen Klassengröße niemanden wirklich gerecht werden.
Gerade -ich sehe das an meinem Grundschulkind, gibt es auch eine Weichspülpädagogik. Die Grundschule scheut sich z.B. davor, dass Kinder mal was pauken müssen, was keinen Spaß macht. Es wird also nicht gepaukt. Z.B. Rechtschreibung ... da gibt es keinen klassischen Unterricht mehr, da gibt es ein Arbeitsheftchen, wo die Kinder üben (ohne dass Regeln vorher klar gemacht werden), sie sollen induktiv erfassen, warum man "Baum" und "Hecke" groß schreibt. Meinem lieben Kind ist es Jacke wie Hose, ob man baum oder Baum schreibt und er denkt auch nicht darüber nach. Oder er beschließt, dass Baum und Hecke große Gewächse sind und man es daher groß schreibt. Oder .... Wenn er eine Seite lang baum klein schreibt, merkt das niemand - weil er sich nicht selbst kontrolliert, wie er soll, und weil niemand kontroliert, ob er sich kontrolliert. Falle ich in die Rolle des Hilfslehrers und kontrolliere daheim das, was er macht, erkläre deduktiv, warum das nun so war und denke mir Übungen aus. Alles sehr mühsam und eigentlich Job der Schule. Das arabische Flüchtlingskind hat niemanden, der ihm das beibringt.
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Aber ich erlebe an der Stelle eher ein schlechtes Zeitmanagement, das dann dazu führt, dass noch Sonntag Nacht Klausuren korrigiert werden, was den Arbeitsstress deutlich erhöht, aber vermeidbar wäre. Zeitliche Selbstorganisation ist gar nicht so einfach, da leidet gerne die Effizienz.
Mein Problem ist, dass "Unterricht" mitunter nur eine Randerscheinung ist. Was den Lehrerberuf so anstrengend macht, ist das drumherum. Also ... Ich schildere dir mal meinen Montag: Unterrichtsbeginn 7.35 - zehn Schüler fehlen. Ich schreibe alles auf, da kommen fünf hereingepurzelt ... der Bus war zu spät. Ich vermerke 5x im Hausaufgabenheft, dass sie zu spät waren (ist eine Auflage der Schule) und führe eine Strichliste für meinen Chef, da er schon seit Wochen mit dem Busunternehmen im Clinch liegt. Also ... wir warten 1 Minute bis jeder alles hat. Es ist 7.37. Ich beginne meinen Einstieg. 7.38 - mein auffälliger Schüler kommt "waaasss? Wir haben Englisch? Habe ich im Schließfach!". Also ... kurze Diskussion ... er geht ans Schließfach.
Ich mache bei meinem Einstieg weiter. Dann 7.40 kommen noch zwei Schüler - Auto nicht angesprungen. Also nochmal kurz erklärt, um was es geht. 7.42 - alles, was ich bisher gemacht habe, würde in eine Minute passen. Klappt aber nie. 7.44 Nach zwei Minuten konzentriertem Unterricht klopft der Kollege des Nachbarzimmers. Ihm hat gerade ein Kind vor die Füße gekotzt ... es kotzt wohl schon die ganze Zeit, aber die Mutter musste dringend in die Arbeit "das Kind sollte es mal probieren". Kollege trabt los, Hausmeister (Bodenreinigung), Krankenzimmer und Mutter des Schülers zu organisieren. Ich bin mit 58 Schüler in zwei Klassenzimmern alleine. Klassenzimmer 2 stinkt wie die Hölle.

Kollege kommt wieder. Hausmeister ist in der Sporthalle, Wasserschaden reparieren. Also putzen wir selbst. Mutter des Kindes hat vorsorglich ihr Handy ausgeschaltet. Kind hat noch andere Nummern (Oma, Vater) auf dem Handy, aber das hat keinen Akku. Kollege trabt durchs Schulhaus, um ein Ladekabel zu organisieren. Ich bin immer eine Minute in meinem Klassenzimmer und scheiße zwei Minuten die andere Klasse zusammen, die keine Aufgaben hat und nicht still ist. Kollege kommt wieder. Ladekabel gefunden. Er erreicht niemanden. Also muss er nun solange, bis ein Erziehungsberechtigter erreicht ist, immer zwischen Klassenzimmer und Krankenzimmer (am anderen Ende der Schule) hin- und hertraben und ist in dem Fall schon wieder in einer juristischen Grauzone, weil er für beide die Aufsichtspflicht hat. Es ist nun 8.15. Ich habe etwa 10 Minuten unterrichtet und 30 Minuten mit das Chaos verwaltet ....

Schule ist nicht effektiv. Du hast ein Elterngespräch um 18.00 "vorher geht es nicht". Du fährst zur Schule, wartest, rufst an "oh, vergessen", fährst wieder beim ... Du hast eine Konferenz, wo nicht viel gesagt wird, aber es von jedem gesagt werden muss. Du erstellst einen Lernweg. Dann ändert sich der Bildungsplan und du klopfst ihn in die Tonne. Du gehst zu einem runden Tisch ... egal, was gesagt wird, das Leben des Schülers ändert sich nicht ...

So kommt man auch auf ewig viele Stunden.


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

26.01.2018 um 16:06
@jeanne-d-arc

Das Schulsystem ist ein Witz, bzw besser gesagt am Arsch.

Ein Schlechter Lehrer :
- der nix erklärt bei, fragen
- der ohne Motivation an die Materie ran geht.
- der meint er könnte irgendwelche Macht, bei Schüler ausnutzen.

Ein Guter Lehrer :
- der Sachen erklärt, bis es jeder verstanden hat.
- der andere in der Materie begeistert.
- der sich von der Masse trennt.


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

26.01.2018 um 17:13
Ich habe großen Respekt vor dem, was Lehrerinnen und Lehrer jeden Tag leisten. Viele Menschen haben falsche Vorstellungen von den Anforderungen dieses Berufes, weil sie ihn nur aus ihrer ehemaligen Schülerperspektive heraus beurteilen können. Geld und Ferien können die mit dem Lehrerberuf verbundenen Belastungen niemals nachhaltig kompensieren, so meine Meinung. Im Grunde kann der Staat froh sein, dass es noch genügend Aspiranten gibt, denn ohne Lehrer geht es nicht. Ich tue mich schwer damit, Lehrer in gut oder schlecht einzuteilen. Meine eigenen Lieblingslehrer waren wohl andere als die meiner Sitznachbarn. Eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Ich denke aber, wer zu Kindern und Jugendlichen keinen Draht hat, der sollte einen anderen Beruf ergreifen. In einem solchen Fall tut man weder sich noch den Schülerinnen und Schülern einen Gefallen, wenn man es trotzdem durchzieht. Schließlich sollte man sich nicht sein Leben lang selbst betrügen.


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

26.01.2018 um 17:26
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:ber wenn ich googeln muss, um zu erfahren, wann der 30 Jährige Krieg war, dann geht das .... ist aber doof.
Noch schlimmer ist es, wenn man googeln muss, wie lang der 30-jährige Krieg ging.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Gerade -ich sehe das an meinem Grundschulkind, gibt es auch eine Weichspülpädagogik. Die Grundschule scheut sich z.B. davor, dass Kinder mal was pauken müssen, was keinen Spaß macht. Es wird also nicht gepaukt. Z.B. Rechtschreibung
Ernsthaft: "Wir" haben sicher auch nicht immer alles richtig geschrieben, aber letztlich hatten die meisten von uns irgendwann, früher oder später, ein vernünftiges Level. Was heute selbst Oberstufenschüler fabrizieren, erstaunt mich immer wieder. Mittlerweiler schreibe ich das/dass selbst hin und wieder falsch, weil ich es selbst so oft falsch sehe, dass ich das unbewusst übernehme. Übrigens, auch Oberstufenschüler würden es fertigbringen, "baum" zu schreiben. Vergleichbares habe ich schon gesehen.
Ich kann nicht beurteilen, woher das kommt. Ich habe keinen blassen Schimmer, was im Deutschunterricht passiert, ich habe keine Ahnung, was in der GS und der Mittelstufe los ist. Ich weiß lediglich, dass eine gewisse Anzahl von Schülern selbst in der Oberstufe grobe Schnitzer macht und zwar nicht nur Flüchtigkeitsfehler.


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

26.01.2018 um 18:10
@hallo-ho
Dass solche Schnitzer zwangsläufig auf den Unterricht zurückzuführen sind, würde ich allerdings bezweifeln. Einsichtig wird das mMn, wenn man sich anschaut, was bei verschiedenen Schülern am Ende herauskommt, die allerdings in der gleichen Klasse waren. So gibt es doch immer Leute, die die Sachen i-wann beherrschen während andere i-wie auf der Strecke bleiben. Und das, obwohl diese Schüler alle den gleichen Unterricht genossen haben. Also alleinig auf den Unterricht zurückzuführen sind solche Leustungsdefizite mMn nicht eindeutig.


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

26.01.2018 um 18:51
Zitat von SubwaySubway schrieb:Dass solche Schnitzer zwangsläufig auf den Unterricht zurückzuführen sind, würde ich allerdings bezweifeln.
Sind sie aber ... Denke ich. Bei uns an der Grundschule wurde irgendwann mal das System "Lesen durch Schreiben" eingeführt.
Die Kinder kommen, bekommen eine Anlauttabelle in die Hand gedrückt und schreiben - erst einzelne Worte, dann Sätze, so, wie sie es hören und um sie im Fluss nicht zu stoppen, darf man nicht korrigieren. Also nicht mal Sachen wie "unt". Das Kind hört das -t wegen der Auslautverhärtung.

Bei meinem kleinsten Sohn hat sich das so eingeschliffen, dass man nicht mehr rausbekommt, dass man und eben nicht unt schreibt. Er weiß es nun, nach dem Diktat und Aufsatz sieht man, dass er an 15 Stellen gekillert hat, aber wenn er das Wort schreibt, dann schreibt er erst mal "unt" und erst in einer Reflektionsphase fällt ihm ein, dass es "und" ist. Er hat die Regel also irgendwie nicht so dominant abgespeichert wie das Wortbild.

Rechtschreibung an sich hielt sich im Unterricht in Grenzen. Es gibt ab und an mal ein paar Lernwörter und eine kleine Einheit, z.B. mit oder ohne -h. Dann lernt man brav die Wörter, übt sie ... und sie werden nie mehr aufgegriffen. Wenn das nicht reicht und du unter 4,0 in der Rechtschreibleistung bist, dann zählt die Rechtschreibung nur noch zu wenigen Prozent ins Zeugnis. D.h. du kannst ne 3 in Deutsch haben, obwohl du im Diktat immer nur 6er schreibst. Das beruhigt die Eltern erst mal ...


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Gute Lehrer, schlechte Lehrer

26.01.2018 um 20:41
Ich habe nicht alle Beiträge gelesen, aber ich glaube, das man Lehrer nicht unbedingt in gut oder schlecht einteilen sollte. Lehrer sind am Schulsystem gebunden, egal ob gut oder schlecht. Also bin ja auch gerade nicht die klügste, aber mein Mann ist Lehrer auf einer Technikschule und den Frust den ich jeden Tag zu spüren bekomme, wenn er nach Hause kommt, gönne ich niemanden. Die Schulleitung hat mittlerweile dort ein Motto das besagt; "wer lesen kann, kann auch unterrichten".
Schüler haben alle Rechte und Lehrer haben sich still und leise zu verhalten und ständig eine Faust in der Tasche zu machen. Kommen Schüler nicht mit (und es sind zum größten teil erwachsene Schüler) liegt es am Lehrer. Der Unterricht wird oft gestört, weil Handy`s, und sonstiges wichtiger ist. Aber wehe der Tag naht wo es zur Prüfung gehen sollte. Da rennt man gleich zur Schulleitung,
weil der Lehrer angeblich nicht in der Lage war, den Unterricht so zu gestalten das man was lernen konnte. Dann kommt hinzu, das mein Mann zwei unterschiedliche Berufe in einer Klasse unterrichten muss. Es ist einfach nur übel, und ich könnte mich mit tausenden von Beispielen dran halten.


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