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Anwälte & Gerechtigkeit

151 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gerechtigkeit, Gewissen, Anwalt ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Anwälte & Gerechtigkeit

10.11.2017 um 08:22
Zitat von Papillon_83Papillon_83 schrieb:Wer eindeutig ein Mörder ist, steht im StGB geschrieben.
Es geht nicht um die Definition, es geht um die Frage, wer ohne "richtige" Beweisaufnahme entscheiden kann, dass jemand des Mordes schuldig geworden ist anhand der gesetzlichen Definitionen.


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10.11.2017 um 08:36
@hallo-ho
Ohne richtige Beweisaufnahme geht das natürlich nicht. Um so wichtiger ist es ja, dass jeder einen fairen Prozess führen kann. Aber ich kann den Unmut von @andua auch irgendwie nachvollziehen.


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10.11.2017 um 09:43
@andua
Dein "Fehler" ist, dass du die Sache von einem emotionalen Standpunkt aus siehst. Das ist auch vollkommen verständlich, wenn ein Fall besonders betroffen macht.
Das sollte aber bei einem Verfahren nicht der Fall sein, ansonsten käme es zu willkürlichen Verurteilungen. Und um das zu vermeiden, wird eben ein Prozess mit Beweisaufnahme und allem Pipapo durchgeführt, in dem sich jeder Angeklagte verteidigen darf - auch Mörder.
Aber das wurde eigentlich auch schon ausreichend erklärt.

Versetz dich doch einfach mal in die Lage eines mutmaßlichen Straftäters, wo alle denken, er war der Täter, aber du weißt, dass es Beweise gibt, die dagegen sprechen. Nur leider kannst du sie vor Gericht nicht vorbringen, weil irgendein Schlaumeier meint, aus einem dubiosen Video ableiten zu können, dass du es warst und dich sofort hinter Gittern sehen will. Wärst du damit einverstanden?


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10.11.2017 um 11:03
Vielleicht darf ich hier schon mal die zwei wichtigsten Argumentationspunkte anführen:
Zitat von anduaandua schrieb:Mir geht es hier um Anwälte die um teufel komm raus ihre Mandanten (Mörder) frei bekommen wollen. Ganz ganz konkret exakt um diese Anwälte.
Zitat von anduaandua schrieb:Für MICH sähe es so aus, dass wenn man zweifelsfrei nachweisen kann, dass ein Täter, böswillig jemand getöteteT hat, keinen Prozess macht, sondern diesen direkt für 15 Jahre inhaftiert.
Um also zu verhindern, dass Anwälte womöglich ihren Mandanten frei bekommen, soll in Fällen von "böswilligem Töten" erst gar kein Prozess stattfinden.

Offen bleibt dabei allerdings bislang, wer entscheidet, was "böswilliges Töten" ist.


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10.11.2017 um 11:10
@andua liegt in ihrer Einschätzung aber daneben. Denn bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung ist der Verdächtige eben nur verdächtig aber kein Mörder.

Und wenn es für eine Laien noch so sehr nach "eindeutiger Tat" aussieht - zum Glück haben wir hierfür Gerichte, die alle Tatumstände berücksichtigen. Und dann erfolgt die Verurteilung und erst dann ist er ein Mörder.

Die Herangehensweise an die Argumentation ist schlicht falsch. Das ist nur eine Form der Selbstjustiz. Wenn es wie Mord aussieht, dann ist es eben einer. Greift zu Fackeln und Heugabeln.


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10.11.2017 um 11:15
Faire Prozesse - Justizirrtümer ausgeschlossen?

"Dabei zahlten sie 2011 nur etwa 1,2 Millionen Euro Entschädigung für mehr als 47.000 Tage, die Unschuldige in Haft verbrachten. Das ergab eine Umfrage der Süddeutschen Zeitung unter den Bundesländern, wobei drei Länder - Thüringen, Sachsen und Baden-Württemberg - keine Zahlen liefern konnten. Die Summe liegt also höher, frühere Schätzungen gehen von bundesweit 70 000 Hafttagen im Jahr aus. Das würde bedeuten, dass an jedem Tag durchschnittlich 192 Menschen für ein Vergehen in Haft oder Untersuchungshaft sitzen, das sie nicht begangen haben oder das ihnen nicht nachgewiesen werden konnte."

http://www.sueddeutsche.de/panorama/unschuldig-hinter-gittern-wie-die-deutsche-justiz-ihre-opfer-im-stich-laesst-1.1456053

Wikipedia: Liste von Justizirrtümern in der deutschen Rechtsprechung


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10.11.2017 um 11:18
@Doors
Das stimmt schon. Auch Richter irren sich.
Aber die Wahrscheinlichkeit, zu Unrecht verurteilt zu werden, ist in einem gut funktionierenden Justizsystem deutlich geringer, als wenn der Mob den Pferdedieb hängt.

Und mehr bekommen wir leider nicht. Wer sich absolute Gerechtigkeit wünscht, muss wohl mit dem Pfarrer und nicht mit dem Richter sprechen, und hoffen, dass der Pfarrer recht hat.


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Anwälte & Gerechtigkeit

10.11.2017 um 11:25
Ich gehe jetzt mal von dem Beispiel mit dem 10 Monate alten Kind aus. Die Ermittlungen laufen ja nunmal schon eher und oftmals lässt sich durch DNA schon vorher feststellen, wer der Mörder ist. Dennoch braucht es eine Verhandlung, um den Täter rechtskräftig zu verurteilen. Das es natürlich Anwälte gibt, die auf verminderte Schuldfähigkeit plädieren um vielleicht so eine mildere Strafe für den Täter zu bekommen, finde ich in so einem Fall genauso grausig. Ich denke mal, das @andua sowas in der Art meint.


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10.11.2017 um 11:39
Zitat von Papillon_83Papillon_83 schrieb:und oftmals lässt sich durch DNA schon vorher feststellen, wer der Mörder ist
Das ist der Denkfehler.

DNA-Funde alleine sagen doch nicht aus, wer der Mörder ist.
Eine Videoaufnahme alleine sagt nicht aus, ob jemand, der einen anderen erschießt, ein Mörder ist.

Das ist genau das Problem. Du siehst jemand blutverschmiert über einer Leiche stehen. Und schon ist er der Mörder für Dich.
Aber ob das Blut ihm Rahmen eines Wiederbelebungsversuchs an den "Täter" kam, ob er vielleicht in Notwehr handelte oder ob er vielleicht schuldunfähig ist - all das weißt Du nicht.
Und wenn Du das missachtest, bleibt nur die Selbstjustiz.

Ein Prozess ist keine Formalie.


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10.11.2017 um 12:07
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Das ist genau das Problem. Du siehst jemand blutverschmiert über einer Leiche stehen. Und schon ist er der Mörder für Dich.
Nein, deswegen ist er noch kein Mörder. Es gibt sicher viele dumme Zufälle, dass Menschen in so eine "eindeutige" Situation geraten können. Ich habe jetzt auch gezielt nur auf das eine Beispiel angesprochen. Wenn an einem toten Kind Spermaspuren zu finden sind... Wie hoch ist dann die wahrscheinlichkeit, dass sie nicht dem Mörder gehört? Sicher wird alles genau in der Gerichtsverhandlung festgestellt und das muss es auch. Wobei ich auch finde, dass für gewisse Täter 15 Jahre Haft ein Witz sind. Aber das ist ein anderes Thema;)


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10.11.2017 um 12:10
Manche Menschen scheinen in ihrem Rechtsverständnis mit einem fliegenden Standgericht ausreichend bedient.


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10.11.2017 um 12:12
Ich bin dafür, dass man Anwälte und Gerichte abschafft.
Braucht doch niemand.


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10.11.2017 um 12:20
Zitat von Papillon_83Papillon_83 schrieb:Wenn an einem toten Kind Spermaspuren zu finden sind... Wie hoch ist dann die wahrscheinlichkeit, dass sie nicht dem Mörder gehört?
Sie könnten dort platziert worden sein. Oder das Opfer war schon tot, als das Sperma dahin kam. Oder es ist ein Kleidungsstück, das vorher mit dem Sperma in Kontakt kam.
Eine Menge an möglichen Unsicherheiten.
Allzu wahrscheinlich vielleicht nicht - aber wahrscheinlich genug.

Auch Gerichte irren sich - aber eine Einzelperson irrt sich viel wahrscheinlicher und ist damit völlig ungeeignet, einen Menschen als Täter zu identifizieren.
So "chick" es sein mag, wenn Batman die Nachteile der Justiz auszugleichen scheint, indem er schnell für Gerechtigkeit sorgt - so sehr ist das reine Phantasie. Es ist reines Wunschdenken, dass ein Mensch besser geeignet sei, Schuld oder Unschuld festzustellen, als eine nachvollziehbare, überprüfbare Institution.

Im Rahmen von Filmen oder Serien mag das ja eine nette Idee sein, wenn der einsame Rächer die Nachteile des Justizsystems korrigiert. Aber in diesen fiktionalen Werken wird eine Sache schlicht vergessen: Dort ist es einfach Fakt, dass der Rächer recht hat. Er weiß, wer der Täter ist und dass er schuldig ist, weil das Drehbuch es so vorgibt. Aber im echten Leben, in der Realität, fehlt genau das.
Da sind sich Leute sicher und diese Sicherheit basiert nur auf einem Schein. Auf einer Fehlwahrnehmung der Situation.

Man mag philosophische Erwägungen dazu an stellen. Aber diese müssen auch die Problematiken enthalten, die sich aus so einem Vorgehen ergeben.
Sie dürfen nicht nur die Vorteile herausstellen, sondern müssen sich auch die Nachteilen mit einbeziehen. Das wird in solchen Diskussionen - wie hier auch - leider völlig vergessen.

Die Beispiele, die hier gebracht werden, zeigen das in perfekter Weise. Selbst die konstruierten Beispiele geben noch genügend Raum für Unsicherheit.


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10.11.2017 um 12:31
@kleinundgrün
Ich gebe dir ja recht und habe ja auch nicht behauptet, dass jeder, gegen den irgendwelche Beweise vorliegen, einfach mal so verurteilt werden sollte. Ich habe nur gedacht, dass Andua es vielleicht so in der Art meint und mir deswegen einfach das Beispiel mit dem Kind rausgepickt.


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10.11.2017 um 12:33
Zitat von Papillon_83Papillon_83 schrieb:Ich habe nur gedacht, dass Andua es vielleicht so in der Art meint
Bevor andua wieder lamentiert, dass wir fantasieren und die Worte im Mund umdrehen, soll er doch in seinem Thread einfach mal selbst seine Ansichten so formulieren, dass sie verständlich werden.


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10.11.2017 um 12:37
@Papillon_83
Sie hat es sicher so gemeint. Aber damit liegt sie eben falsch.
Die Versuchung, selbst für Recht und Gerechtigkeit zu sorgen, ist groß. Schließlich haben wir alle ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes Gefühl dafür, was richtig und falsch ist.

Aber wir übersehen dabei gerne, wie fehlbar wir sind. Wie schnell wir etwas für wahr halten.
Und das ist die große Gefahr. Wir irren uns leicht und sind trotzdem der festen Überzeugung, recht zu haben.

Diesen Umstand kann man nur abmildern, wenn man Sicherheiten einbaut. Und zugegeben, diese Sicherheiten mögen manchmal dazu führen, dass Menschen, die es verdient hätten, nicht bestraft werden. Aber das ist der Preis dafür, dass Menschen, die es nicht verdient haben, möglichst nicht bestraft werden. Lieber einen Täter frei lassen, als einen Unschuldigen bestrafen.


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10.11.2017 um 12:38
@kleinundgrün
jetzt kommt gleich jemand damit: also, es wurde ein Täter bei der Tat gefilmt, mit einer super guten Kamera, er gibt zu, dass er es getan hat, er wurde zusätzlich noch während der Tat erwischt. Von völlig vorurteilsfreien, absolut korrekt arbeitenden Beamten.......es gab 27 Zeugen
:troll:


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10.11.2017 um 12:40
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:es wurde ein Täter bei der Tat gefilmt, mit einer super guten Kamera, er gibt zu, dass er es getan hat, er wurde zusätzlich noch während der Tat erwischt. Von völlig vorurteilsfreien, absolut korrekt arbeitenden Beamten.......es gab 27 Zeugen:troll:
Wenn das alles so zuträfe, dann hat man vermutlich den Täter. Man weiß aber noch nichts zu den eigentlichen Hintergründen der Tat. :)


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10.11.2017 um 12:40
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:jetzt kommt gleich jemand damit: also, es wurde ein Täter bei der Tat gefilmt, mit einer super guten Kamera, er gibt zu, dass er es getan hat, er wurde zusätzlich noch während der Tat erwischt. Von völlig vorurteilsfreien, absolut korrekt arbeitenden Beamten.......es gab 27 Zeugen
:troll:
Ich hab den :troll: gesehen, aber trotzdem: Dann könnte man immer noch erwidern, dass derartige Fälle so selten vorkommen, dass man die paar wenigen "ganz normal" mit Richter, Staatsanwalt, Nebenklägeranwalt und Anwalt abwickeln kann.


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10.11.2017 um 12:41
@hallo-ho
@SergeyFärlich
ja natürlich, mir ging es nur darum, dass es hier ja darum zu gehen scheint, Fälle zu erfinden, die es dann quasi rechtfertigen würden, keine Verhandlung und keine Verteidigung mehr zu bekommen.


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