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Anwälte & Gerechtigkeit

151 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gerechtigkeit, Gewissen, Anwalt ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Anwälte & Gerechtigkeit

09.11.2017 um 11:06
@Black_Canary
Das "Abgebrüht" sollte keine negative Äußerung sein. Ich habe selbst in einer Kanzlei gearbeitet und mich mit Strafrecht und Familienrecht befassen müssen. Man bekommt Dinge zu sehen, zu lesen und zu hören, die manchmal eben nichts für schwache Nerven sind.


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Anwälte & Gerechtigkeit

09.11.2017 um 11:06
@sacredheart
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Ich glaube auch, dass das Familienrecht oft weit berührender sein kann, eben auch weil hier über das Schicksal Unschuldiger, nämlich das von Kindern, entschieden wird.
Ich wollte in dem Beruf arbeiten, weil ich selbst ne bescheidene Kindheit hatte und mein Leben von einem Sorgerechtsstreit geplagt war. Irgendwie war mir das einfach wichtig, auf dem Gebiet zu arbeiten.


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Anwälte & Gerechtigkeit

09.11.2017 um 11:07
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Als ich zum ersten Mal ein völlig haltloses Traktat eines Familienanwaltes las, war ich zutiefst erschüttert.
Ja, das ist in der tat oft der Fall.

Aber es ist leicht zu erklären:
Die Person, die zum Anwalt geht, hasst die Person, von der sie sich trennen möchte. Und das oft sehr intensiv.
Also erzählt sie dem Anwalt alles, was ihr so an schlechtem einfällt. Demzufolge hat der Anwalt eine sehr einseitige Sicht auf die Dinge und in diesem Licht verfasst er seine Briefe. Die "andere" Seite, hört in de Regel erst der Richter.
Und derjenige, der den Brief bekommt, hat oft eine völlig andere Sichtweise, als der oder die Ex.


Was der Anwalt nicht darf - und was die meisten auch nicht machen - ist zu schmutzigen Tricks zu raten. Aber natürlich identifiziert man sich erst mal mit dem Mandanten, sofern dessen Geschichte schlüssig ist und er als hilfsbedürftig erscheint.


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Anwälte & Gerechtigkeit

09.11.2017 um 11:39
@kleinundgrün

Ich frage mich nur, warum in diesen vom Mandanten beauftragten Traktaten oft so viele Textblöcke nahezu identisch sind.

Wenn man mehrere dieser Schreiben gelesen hat, die sich auf völlig verschiedene Personen beziehen, scheinen sie doch irgendwie aufs Gleiche hinauszulaufen.

Ein Mann ist da per se Alkoholiker, neigt zu Zorn und Gewalt, hatte nie Interesse an den Kindern, hat sich nie gekümmert und neigte schon immer zu außerehelichen Rumbumsereien. Das stand sehr ähnlich formuliert in jedem dieser Traktate, so als hätten Familienanwälte für eine Frau, die zu ihnen kommt, komplett fertige Textblöcke, bei denen nur noch der Name geändert werden muss.

Ich stelle mir das so vor:

Anwalt: Neigt er zu Alkoholismus?

Sie: Na ja, er hat nach dem Sport ab und zu ein Radler getrunken.

Anwalt: Aha, als Alkoholiker! War er gewalttätig?

Sie: Er hat mich vor Jahren mal angebrüllt.

Anwalt: Aha, also gewalttätig und sie hatten Angst vor ihm! Hat er die Kinder schlecht behandelt?

Sie: Er hat mal mit XXXX geschimpft, wegen einer Matherabeit.

Anwalt: Aha, also gewalttätig und übellaunig zu den Kindern. Hatte er Affären?

Sie: Weiss ich eigentlich nicht.

Anwalt: Aha, ein psychotischer Lügner und Giggolo.

So läuft das bei unseren Organen der Rechtspflege.

Als Anwalt hat man ja auch kaum etwas zu befürchten. Der Grund dafür ist simpel: Weil unsere Politik von Anwälten wimmelt, die pissen sich doch nicht selbst ans Bein.


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Anwälte & Gerechtigkeit

09.11.2017 um 11:41
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Ich frage mich nur, warum in diesen vom Mandanten beauftragten Traktaten oft so viele Textblöcke nahezu identisch sind.
Weil es Textbausteine sind. Anwälte sind auch faul.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Ich stelle mir das so vor:
Das wäre unseriös. Das gibt es sicher auch, ist aber nicht die Regel.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:So läuft das bei unseren Organen der Rechtspflege.

Als Anwalt hat man ja auch kaum etwas zu befürchten. Der Grund dafür ist simpel: Weil unsere Politik von Anwälten wimmelt, die pissen sich doch nicht selbst ans Bein.
Das ist Quark.


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Anwälte & Gerechtigkeit

09.11.2017 um 11:43
Als Jurist lernt man so ziemlich am Anfang, dass Recht und Justiz mit Gerechtigkeit nun so gar nix zu tun haben.. Wie sollten die auch Gerechtigkeit herstellen? das geht gar nicht.

Es ist zum Glück so geregelt, dass wir keine Selbstjustiz haben, sondern solche Dinge den Juristen überläst und nicht Krethi und Plethi mit fragwürdigen Moralvorstellungen.


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Anwälte & Gerechtigkeit

09.11.2017 um 11:47
@kleinundgrün

Es ist absolut kein Quark, dass viele Abgeordnete 'im richtigen Leben' Anwälte sind oder waren. Und es ist nicht so schwer vorzustellen, dass sie für sich selbst in der Zukunft keine Fallstricke auslegen werden.

Aus dem gleichen Grund werden Notare so astronomisch bezahlt.

Wenn eine vergleichbar große Gruppe Abgeordneter Kindergärtnerin wäre, würden die längst besser bezahlt werden.


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Anwälte & Gerechtigkeit

09.11.2017 um 11:51
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Es ist absolut kein Quark, dass viele Abgeordnete 'im richtigen Leben' Anwälte sind oder waren.
Das nicht. Aber es ist Unfug, dass sie das motivieren würde, Berufskollegen milder zu behandeln. Im Gegenteil, unseriöse Kollegen sind eine besondere Motivation, dem entgegen zu treten. Sie schädigen den Berufsstand.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Aus dem gleichen Grund werden Notare so astronomisch bezahlt.
Auch Unfug. Wie viele Notare sind denn im Bundestag? Es sind historische Gründe, warum das so ist, wie es ist. Ebenso sind es historische bzw. gesellschaftliche Gründe, warum andere Berufsgruppen so schlecht bezahlt werden.


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Anwälte & Gerechtigkeit

09.11.2017 um 12:10
Zitat von anduaandua schrieb:Wenn ich mir die Kriminalfälle durchlese, falle ich vom Glauben ab, weil ich mir einfach nicht erklären kann, wie man so jemanden verteidigen kann.
Na ein Glück gibt es unser Rechtssystem und Menschen, die für den Erhalt und die Einhaltung arbeiten und das sogar oft gerne und engagiert.

Würde unser Rechtssystem ähnlich wie das Krimiforum funktionieren und bewerten, dann gäbe es zwar die Todesstrafe für mordende U-bootfahrer und schießwütige Sportstars, aber einer der größten Massenmörder der Nachkriegszeit käme ggf. mit einer Bewährungsstrafe davon ;) (Niels Högel, ganze 7 Seiten Diskussion)


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Anwälte & Gerechtigkeit

09.11.2017 um 12:12
@stanmarsh
Zitat von stanmarshstanmarsh schrieb:Na ein Glück gibt es unser Rechtssystem und Menschen, die für den Erhalt und die Einhaltung arbeiten und das sogar oft gerne und engagiert.

Würde unser Rechtssystem ähnlich wie das Krimiforum funktionieren und bewerten, dann gäbe es zwar die Todesstrafe für mordende U-bootfahrer und schießwütige Sportstars, aber einer der größten Massenmörder der Nachkriegszeit käme ggf. mit einer Bewährungsstrafe davon ;) (Niels Högel, ganze 7 Seiten Diskussion)
Oh yes! Gott sei Dank kann man nur sagen, haben Laien nichts zu melden.


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09.11.2017 um 12:15
@Black_Canary
@stanmarsh
Würde der pöbel regieren hätten wir nich ganz andere sachen... Wen ich an Prozesse über vermeintliche Pädophile denke gäbe es folter und verstümmelungsstrafen das sogar der IS neidisch werden würde.


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Anwälte & Gerechtigkeit

09.11.2017 um 12:26
@kleinundgrün

Warum sollten denn unseriöse Kollegen eine besondere Motivation zur Reglementierung sein? Deine Idee geht davon aus, dass die in Parlamenten vertretenen Anwälte also 'besonders seriös' wären. Dafür kann ich keinen besonderen Grund erkennen auch wenn es wünschenswert wäre.

Warum werden ärztliche Tätigkeiten immer neu und realitätsfern reglementiert? Weil sie kaum an der Gesetzgebung beteiligt sind.

So ist das nun mal.

Aus dem gleichen Grund wurde die Autobahn nach Berlin kurz nach dem Umzug der Regierung aus Bonn auf das Allerfeinste hergerichtet und 'was für ein Zufall' kaum mit Tempolimits bedacht.
Weil die Herren Abgeordneten sie zügig und mit Freude befahren wollten.

Die denken erst mal an sich und nicht gegen sich.


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Anwälte & Gerechtigkeit

09.11.2017 um 12:53
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Warum sollten denn unseriöse Kollegen eine besondere Motivation zur Reglementierung sein?
Weil sie, ich schon sagte, dem Berufsstand schaden.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Deine Idee geht davon aus, dass die in Parlamenten vertretenen Anwälte also 'besonders seriös' wären.
Nein. Sie geht davon aus, dass die dort vertretenen Anwälte dem Normalfall entsprechen.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Warum werden ärztliche Tätigkeiten immer neu und realitätsfern reglementiert? Weil sie kaum an der Gesetzgebung beteiligt sind.
Weil es gesellschaftliche Änderungen gibt, denen diese Regelungen Rechnung tragen.
Ob das gut oder schlecht ist, sei mal dahin gestellt - aber heutzutage wollen die Menschen Ärzte eher in Regress nehmen. Die Politik als Sprachrohr des Volkes folgt dem, jedenfalls zu einem gewissen Grad.

Natürlich spielen auch individuelle Interessen eine Rolle - aber so einen Schutz des eigenen Berufsstandes, wie Du ihn dar stellst, gibt es nicht.


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Anwälte & Gerechtigkeit

09.11.2017 um 12:58
@kleinundgrün

Woher nimmst Du denn diese Weisheit, dass Parlamentarier nicht auch erst mal an sich denken?

Eine derart stringente Ablehnung einer solchen naheliegenden Vorstellung legt nahe, dass Du selbst als Anwalt und Parlamentarier da Einblicke hast, die sich mir Normalsterblichem nicht erschließen. Ist das denn so?


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Anwälte & Gerechtigkeit

09.11.2017 um 12:58
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Woher nimmst Du denn diese Weisheit, dass Parlamentarier nicht auch erst mal an sich denken?
Nirgends. Denn diese Worte legst Du mir in den Mund.

Ich schrieb:
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Natürlich spielen auch individuelle Interessen eine Rolle



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09.11.2017 um 13:01
@kleinundgrün

Du sagtest aber 'aber so einen Schutz des eigenen Berufsstandes, wie Du ihn darstllst, gibt es nicht.'

Woher nimmst Du denn eine solch felsenfeste Gewissheit, wenn Du gar nicht in dieser Materie, sprich Anwaltskanzlei und Parlament vertreten bist?


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09.11.2017 um 13:12
Zitat von Papillon_83Papillon_83 schrieb: Wenn ein Anwalt glaubt, gewisse Dinge, mit seinem Gewissen nicht vereinbaren zu können, muss er den Fall ja nicht annehmen.
Leider fällt mir der Name dieses Anwalts gerade nicht ein, er macht hauptsächlich Sexualstraftaten, war auch schon häufiger in Gerichtsshows zu sehen. Er sagte mal in einem Interview, dass er keine Sexualstraftaten im Zusammenhang mit Kindern annimmt. Das würde ihn zu sehr belasten.
Wobei das nicht unbedingt etwas mit seinem Gewissen zu tun haben muss.
Zitat von interrobanginterrobang schrieb:Würde der pöbel regieren hätten wir nich ganz andere sachen... Wen ich an Prozesse über vermeintliche Pädophile denke gäbe es folter und verstümmelungsstrafen das sogar der IS neidisch werden würde.
Erst gestern Abend konnte ich einen entsprechenden Kommentar hier im Allmy lesen, der mir das Blut in den Adern hat erfrieren lassen.

Da wurde mir nicht nur bewusst, was sich an unserem Rechtssystem seit dem Mittelalter gottseidank geändert hat, ich weiß es zu schätzen, in einem moderierten Forum zu schreiben. ;)


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09.11.2017 um 13:23
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Woher nimmst Du denn eine solch felsenfeste Gewissheit, wenn Du gar nicht in dieser Materie, sprich Anwaltskanzlei und Parlament vertreten bist?
In welcher Materie ist er denn dann deiner Meinung nach vertreten, unser Erbsenzähler @kleinundgrün ?
Wenn man nichts weiß ... :D


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Anwälte & Gerechtigkeit

09.11.2017 um 16:04
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Woher nimmst Du denn eine solch felsenfeste Gewissheit
Erfahrung.
Immerhin habe ich da einiges an Erfahrung. Du vermutest nur, dass "eine Krähe der anderen kein Auge aushackt". Aber das ist eben nur eine Vermutung ohne irgend eine fundierte Basis. Ich habe Dir einen plausiblen Grund genannt, warum es eine falsche Annahme ist.
Es mag ein gewisses Berufsethos im Umgang mit Kollegen geben - so wie sonst auch. Aber das endet recht schnell, wenn Anwälte auf Abwegen unterwegs sind. Genau aus dem selben Grund schützen Richter keine Kollegen unterer Instanzen.
Zitat von emzemz schrieb:unser Erbsenzähler
Bitte keine Scherze über kleine grüne Dinge .... :D


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Anwälte & Gerechtigkeit

09.11.2017 um 16:35
Nach mehreren Jahrzehnten Erfahrung mit Rechtsanwälten verschiedenster Fachbereiche (Strafrecht, Erbschaftsrecht, Urheberrecht, Asylrecht, Sozialrecht, Steuerrecht und noch ein halbes Dutzend weitere), weiss ich:

Mit den Anwälten ist es wie mit den Handwerkern: Es gibt gute ebenso wie schlechte. Subjektiv hat man oft das Gefühl, den schlechtesten erwischt zu haben - und der Gegner den Top-Anwalt. real ist es aber oft umgekehrt.

Wer sich in Rechtsfragen anwaltlich beraten lässt, fühlt sich an die Konsultation verschiedener Ärzte erinnert: Zwei Ärzte, drei Meinungen.

Grundsätzlich scheinen mir die Damen und Herrn Anwälte nicht besser oder schlechter zu sein als andere Berufsgruppen. Auch sie können sich leider irren, Fehler machen, Termine verschlampen und Prozesse verlieren.


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