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Kindheiterinnerungen

57 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Kindheit, Erinnerungen, Momente ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Kindheiterinnerungen

31.10.2017 um 12:55
also bei mir fangen die Erinnerungen an wo ich etwa ein Jahr alt war. Es sind dann oft Bruchstücke manchmal verschwommene Bruchstücke.

Die Erinnerungen selbst sindmeist sehr grausam. Als weibliche "Schwarze" in einem ständigen Krieg geboren zu sein kann die Hölle bedeuten und genau die erlebte ich bis zum sechsten Lebensjahr. Als ich so 3 war überlebte ich wie meine Eltern ermordet wurde und das habe ich in absolut klarer Erinnerung ... die ich manchmal lieber auch einfach vergessen will. Später kamen andere Sachen hinzu.


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Kindheiterinnerungen

31.10.2017 um 13:26
@sigim
Ich kann das bestätigen.
Auch ich erinnere mich an wenige konkrete Ereignisse, als ich etwas älter als 1 Jahr war.
Dazu gehören meine ersten eigenen Schritte. Meine Tante nutzte die Zeit, in der sie mich beaufsichtigen musste, da meine Mutter zur Arbeit weg war, um mich zu trainieren.
Es sollte eine Überraschung für meine Mutter werden.
Als sie nach Hause kam, lief ich ihr auf dem Treppenabsatz ein paar Schritte entgegen.
Diesen Moment erinnere ich genau, im Gegensatz zu meiner Tante.
Ich weiss aber auch noch, wie wir die Mutter zum Bus gebracht haben, als sie wegfuhr. Zu dieser Zeit noch auf dem Arm der Tante. Ich weiss auch noch, wie der Bus aussah. Er hatte einen rundlichen "Hintern"


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Kindheiterinnerungen

31.10.2017 um 13:39
Dieser Bus war ein "Ikarus 55" wie ich jetzt ergoogelt habe.
Als ich 2 Jahre alt war, waren wir schon in den Westen getürmt. Mit dem Flugzeug aus Berlin.
Ein Passagier schenkte mir auf der Gangway ein Bonbon.
Danach folgen sehr viele Erinnerungen mit 2+. Auch banale Situationen. Wie das Spiel mit den Wohnungsschlüsseln an der Stuhllehne. Vater (der grösste), Mutter (Zimmertürschlüssel), Kind (Briefkastenschlüssel)


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Kindheiterinnerungen

31.10.2017 um 14:06
Kinder bekommen, nebenbei gesagt, sehr viel mehr mit, als Erwachsene für möglich halten.
Ich habe mal einen Versuch mit einem Säugling gemacht, der gerade mal alleine, auf dem Bauch liegend, den Kopf hochhalten konnte. Er lag in etwa 2m Abstand auf einer Decke auf dem Boden.
Schien uns Erwachsenen nicht besonders zu beachten. Wir unterhielten uns

Wodurch ich darauf gekommen bin, weiss ich nicht mehr, aber irgend etwas hatte meinen Verdacht erregt, es könnte anders sein als es schien.

Ich zeigte daraufhin, in seinem indirekten Blickfeld, beiläufig verschiedene , auch kompliziertere, Fingerkombinationen, also z.B. etwa Daumen und kleinen Finger abgespreizt. Dann Zeigefinger + Mittelfinger, dann nur Ringfinger, usw.
Sämtliche, ausnahmslos, wurden korrekt nachgeahmt, und zwar mit einer grossen zeitlichen Verzögerung. Dafür aber mit 100% Trefferquote.


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31.10.2017 um 14:16
Ich weiß zwar nicht wie Alt ich war aber meine ersten frühesten Erinnerungen die mir so einfallen sind im Kindergarten.

Zu Weihnachten gab es im Kindergarten immer ein großes Knusperhäuschen wo wir immer heimlich genascht haben. Erstaunlich das dies eine erste Erinnerung ist weil ich Weihnachten Mittlerweile hasse^^

Weiter weiß ich noch wie wir draußen immer mit Schaufeln und stöckern Ninja Turtles gespielt haben. Freitags war immer Müsli Tag und ich mochte das nie und musste das aber immer Essen -.- Hab nach dem Kindergatrten Jahrelang kein Müsli mehr gegessen.


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Kindheiterinnerungen

31.10.2017 um 14:52
@querdenker2016
Wo du "Kindergarten" sagst.

Im Alter von 3+ irgendwas wohnten wir in Aldenhoven. Ich habe die Strasse, und das Haus, und die Wohnung aus der Erinnerung heraus wiedergefunden. Gegenüber war ein kath. Kindergarten. Ich bin evangelisch. Die versammelten sich zur Weihnachtsfeier, und ich bin einfach mit rein gegangen. Hat niemand gemerkt. Nach der Feier bekam jedes Kind eine Zellophantüte mit Weihnachtsmann und Süssigkeiten.

Ich nicht.

Die waren genau abgezählt.
Am Ende war nur noch ich da, alle anderen Eltern u. Kinder waren abgezogen.
Ich ging nicht, weil ich meine Tüte noch nicht hatte.

Ich wusste zwar, dass ich nicht dazu gehörte, aber, die hatten mir, verdammt noch mal, einfach keine Tüte gegeben. Wie kann man so kleinlich sein?

Die Kindergärtnerinnen in heller Aufregung!
Wer bist du denn? Wo kommst du her? Wo ist deine Mama?
Ich alles aufgeklärt, weigere mich aber indirekt, zu gehen.
Bleibe einfach da.

Die irgendwie hilflos. Wieso geht der Lütte nicht nach Hause?
Schliesslich fasse ich mir ein Herz. "Ich habe keine Tüte bekommen!"
Das alles war zu viel für meine kleine Kinderseele.
Die Tränen fingen an zu kullern.

Ich ging ohne Tüte. Sie hatten einfach keine mehr.
Aber warum die Tränen flossen, das ahnten sie nicht, war nicht die fehlende Tüte, sondern der Ärger darüber, dass ich diese ganze beknackte Weihnachtsfeier da abgesessen hatte. Für die Katz!
Na ja, und bißchen auch die Tüte.
Und ich war mir so sicher gewesen, damit durch zu kommen.

So berechnend können dreijährige sein. Ich erinnere das glasklar. Das sind keine "planted Memorys".


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Kindheiterinnerungen

31.10.2017 um 15:07
Ich will jetzt nicht sagen das ich mich absolut total an das erinnere was ich mit einem Lebensjahr erfahren habe. E sind wie gesagt Bruchstücke. Im Rahmen von der Aufarbeitung später nach dem Krieg als ich nach Europa durfte adoptiert wurde usw. hat man diese Erinnerungen auch aufgegriffen.

Da habe ich auchgelernt das das an was ich mich erinnere mit den Augen und dem verstand eines einjährigen Kind aufgenommen wurde und das kann enorm davon abweichen als wenn es ein Erwachsener gesehen hätte. Spielt also alles eine Rolle in der späteren Erinnerung bzw. Aufarbeitung.

Was auch noch interessant ist:

man hat mir schon gesagt das es nicht gerade üblich sein soll das man sich an einiges erinnert als man ein Jahr alt war. Oft aber wären so Erinnerungen mit "Extreme" verbunden dem ich aber so nicht ganzzustimme. Es kommen manchmal Bruchstücke die ganz und gar nicht extrem waren einfach (hört sich blöd an wenn es um Krieg geht) schön waren.

Es gibt zum beispiel keine Bilder meiner Eltern. nun ja doch aber da waren sie wieder ausgegraben UN Beweise usw. Schreckliche Dinger. Aber als sie lebten davon gibt es kein Bild. Nur eben das an was man sich erinnert. Ich hab dann mal meine Mutter und mein vater beschrieben und so stelle ich sie mir auch heute noch vor.

Dann gab es mal ein Kontakt zu Leuten die meine Eltern kannten und die waren verplüfft wie sehr zutreffend ich doch meine Eltern beschrieben habe.

Meine Mutter hatte zum beispiel eine kleine Narbe am Kinn kaum zu sehen und ich weiß das ich da als Kind immer dran fasste was meine Mutter nicht so möchte ...


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Kindheiterinnerungen

31.10.2017 um 16:27
@sigim
Oft aber wären so Erinnerungen mit "Extreme" verbunden dem ich aber so nicht ganzzustimme.
Ich glaube aber auch, dass es mit Extremen zusammenhängt.
Situationen, die einfach nur schön waren, können für ein Kind eben das sein. Ein Extrem.
Für Kinder ist die Welt noch relativ klein.
Ein unerwartetes Bonbongeschenk ist so ein Beispiel dafür. Geschmack war übrigens Zitrone.


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31.10.2017 um 17:45
@edgen

Warst oder bist du unter gleichem Namen auch bei alien.de aktiv?


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Kindheiterinnerungen

31.10.2017 um 18:00
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Das ist definitiv häufiger so, dass man Erzähltes als eigene Erinnerung wahr nimmt ( was die eigene frühe Kindheit betrifft).
Ist jedenfalls bei mir so.
Eigene "echte" Erinnerungen setzen bei mir erst mit der Grundschule ein.
An Dinge davor kann ich mich nicht erinnern
Da bin ich absolut bei Dir.
So sehr ich auch versuche mich zu erinnern, es ist einfach keine bewusste,real von mir erlebte Situation.
Vielmehr versucht man ja durch die Erzählungen damaliger Zeitzeugen das reelle Bewusstsein wieder ins Gedächtnis
zu rufen.
Allerdings bezweifle ich das dies den meißten gelingt, auch wenn sie es gerne hätten.


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Kindheiterinnerungen

31.10.2017 um 19:03
Zitat von LaucottLaucott schrieb:Allerdings bezweifle ich das dies den meißten gelingt, auch wenn sie es gerne hätten.
Dass die Erinnerung von anderen weiter zurück reicht als meine eigene (vor der Grundschule ist da gar nichts, also an die ersten sechs Jahre meines Lebens habe ich keine eigenen Erinnerungen), mag ich ja noch glauben, aber wenn Menschen dann erzählen, sie könnten sich erinnern, was sie mit einem oder zwei Jahren erlebt haben, habe ich starke Zweifel, ob das echte eigene Erinnerungen sind.


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Kindheiterinnerungen

31.10.2017 um 19:04
Zitat von edgenedgen schrieb:Ich glaube aber auch, dass es mit Extremen zusammenhängt.
Meine damalige Aufarbeitung auf psy. Ebene meinte dazu das man mit Extreme meist das negative verbindet obschon ein Lotto Gewinn ja was positives wäre wobei das aber auch schon Leute sehr belastet hat.


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31.10.2017 um 21:09
@Groucho
Warst oder bist du unter gleichem Namen auch bei alien.de aktiv?
Ja.


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Kindheiterinnerungen

31.10.2017 um 21:36
Allerdings bezweifle ich das dies den meisten gelingt, auch wenn sie es gerne hätten.
Ich versuche nicht, an diese Erinnerungen zu gelangen. Ich habe sie ganz einfach.
Ich weiss auch nicht, warum man das gerne haben sollte. Bärge das irgendeinen Vorteil in sich?
Woher ich sie habe, weiss ich nicht. Ich nehme an, weil ich es so erlebt habe.
Niemand ausser mir, hat diese Erinnerungen. Bzw. es ist keiner mehr da, der sie mir bestätigen könnte. Es kann sie mir also auch keiner "gepflanzt" haben.
Ich denke daher, dass sie authentisch sind. Ab dem dritten Lebensjahr sind sie sehr umfangreich, und vielfältig. Da gibt es bei mir kaum einen Zweifel, an der Authentizität. Das sind ja auch bewegte Bilder, die ich erinnere.
Experten, die sagen, das sei nicht möglich, irren sich schlicht und einfach.


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Kindheiterinnerungen

31.10.2017 um 21:47
Wie das Spiel mit den Wohnungsschlüsseln an der Stuhllehne. Vater (der grösste), Mutter (Zimmertürschlüssel), Kind (Briefkastenschlüssel)
Meine Eltern bemerkten dieses sich häufiger ereignende Spiel natürlich. Sie glaubten, es wäre eine gute Idee, mir ein Kasperltheater, mit mehreren Puppen, zu schenken. Daraufhin, war das Spiel mit den Schlüsseln gestorben.
Nie wieder gespielt.
Mit den gekauften Puppen auch nicht.
Sie haben es kaputt gemacht.


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Kindheiterinnerungen

31.10.2017 um 22:33
Ich kann diese Zeit so genau eingrenzen, weil wir nicht lange in Aldenhoven lebten.
Es war die erste Wohnung nach der Flucht aus der DDR (2+).
Nach der erfolgreichen Jobsuche meines Vaters, sind wir nach einem Jahr schon in die Gegend um Köln umgezogen (3+).
Diese Eckdaten sind nachvollziehbar.
Ich war noch keine 4, bei dem Umzug. Meine Schwester konnte grade krabbeln, und sorgte an einem heissen Sommertag für grosse Aufregung, als sie es trotz fixierung durch Gurtzeug irgendwie schaffte, aus ihrem Gitterbettchen, auf die Fensterbank zu klettern, im ersten Stock.
Ich erinnere, wie meine Mutter, mit angehaltenem Atem, vorsichtig die Wolldecke zur Seite bewegte,
die sie zum Zwecke der Abdunklung dort angebracht hatte, nicht wissend, ob die Kleine noch dort sitzen würde, oder vielleicht schon abgestürzt war.
Ich stand nicht weit hinter ihr. Ich habe alle diese Einzelheiten begriffen, und selbst erlebt. Nicht erzählt bekommen.
Wir waren ins Zimmer gelaufen, nachdem ein Mädchen bei uns Sturm klingelte. Die Kinder spielten hinter dem Haus. Das Mädchen war schon etwas älter. Sie hatten die Kleine mit Entsetzen auf der Fensterbank entdeckt.
Meine Mutter schnappte sie vorsichtig, um sie nicht noch selber runter zu stossen, und nicht zu erschrecken. Alles ging gut.
Ich erinnere mich daran.
Es war eine Extremsituation.
Deshalb weiss ich das noch.


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Kindheiterinnerungen

31.10.2017 um 23:27
In eben diesem Sommer, fanden wir Kinder eine tote Ratte in der Knappenstrasse, gleich neben dem Haus. Wegen dem Geruch. Ein Junge knotete eine Schnur an ihren Schwanz, und wirbelte sie um seinen Kopf. Es war ekelhaft.
Ich lief weg.
Niemand hat mir das erzählt.
Es war eine Extremsituation.
Deshalb weiss ich das noch.

In der angrenzenden Martinusstrasse erklärte mein Vater mir eines Tages die Fliehkraft. Vater, Mutter und Sohn unterwegs, um Milch zu kaufen.
Damals holte man die Milch noch mit der Kanne. Er sagte, jetzt pass mal auf. Und schleuderte, auf dem Rückweg, die gefüllte Milchkanne vertikal herum, ohne dass ein Tropfen verloren ging.
Für mich, ein Extremerlebnis.
Haften geblieben. 60 Jahre lang.
Hat mir keiner erzählt. Hätten die gar nicht gekonnt. Das erinnere nur ich.
Denn nur für mich war das beeindruckend genug.

Also, ihr könnt mir schon glauben, das sind echte Erinnerungen.
Warum sollte ich mir das auch ausdenken?
Ist ja auch mit 3+ nun nichts so besonderes.

Die Erinnerung an die ersten Schritte, sind es aber schon, finde ich .


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