@Black_Canary Es kann sein, dass manche jetzt hingehen und alles oberflächlich betrachten im Sinne des Systems, aber das alleine macht nicht den ganzen Braten aus.
Im Leben gibt es viele Anteile und dass es hier ein wenig besser ist als z.B. in Amerika, ist klar. Aber heißt es nun, dass man hier jegliches Recht auf Jammern verloren hat und man sich ständig sehr gut fühlen muss?
Im Leben gibt es auch andere Existenzkrisen, andere Probleme, mit denen man sich befassen muss.
Und auch für so viele ist dieses System hier nicht optimal, da jeder Mensch individuell ist und ein System nicht für jedes einzelne Individuum alles zurechtschneiden kann.
Es bleibt also nicht aus, dass so manche auf der Strecke bleiben und auch nicht klarkommen, obwohl es hier um einiges besser ist als woanders.
Wenn einer mit etwas klarkommt und sich darin wohlfühlen kann, ist es super, aber kann nicht erwarten, dass es für jeden anderen auch so super ist.
Zumal sich auch die Lebensverhältnisse bei jedem unterscheiden.
Betrachten wir mal eine Sache: Für Kinder, die es Zuhause mehr als schwer haben, finden Obdach in Heimen.
Ich war in mehreren Heimen und weiß, dass sich das von außen zwar toll anhört, aber die Wirklichkeit ist da anders.
Ich war in einem Heim, dass ich als toll empfand. Alle anderen waren scheiße.
Es hört sich so an:
Ah, toll, die Kinder werden aufgefangen, sie haben ein Zuhause. Was für ein Glück.
Es sieht aber so aus:
Man hat kein Zuhause, sondern Erzieher, die keine Liebe vermitteln und einfach nur Arbeiter sind.
Du bist praktisch eine Nummer.
Ich wurde immer weitergeschickt, weil ich mich nie an das halten konnte, was die Heime von mir wollten.
Ich war einfach zu sehr Mensch, als dass ich mich stumpf als Job präsentieren lassen konnte.
Ein leben lang fremde Menschen --- wahnsinnig toll...
Und wenn du draußen bist, hast du gar nichts.
Denn dann ist keiner mehr zuständig.
Du warst eine Gehaltsgarantie für andere, mehr nicht.
Und dann?
Das System klingt oft besonders toll, aber die Wahrheit sieht oft anders aus.
Und jemand, der mal ein gutes Heim erwischt hat, geht davon aus, dass es alle anderen auch sind und projiziert sein Empfinden automatisch auf andere. Und fängt an, zu vergleichen. Dann kommen Sprüche wie: hab ich auch durch, ist doch nichts wildes.
Deswegen sollte man nie den Fehler machen, sich mit anderen zu vergleichen oder die Härte oder vermeintliche Güte der Länder miteinander zu vergleichen.