@Frau.N.Zimmer Und als Zusatz, um nochmal zum eigentlichen Thema zurückzukommen:
Wenn wir unsere Arbeitslosen dazu drängen, auch solche Jobs anzunehmen, die entweder wirklich schlechte Arbeitsbedingungen haben oder wenigstens für die Arbeitslosen Jobs sind, die sie sich nicht zutrauen, dann verschlimmern wir diesen Effekt. Es gibt dagegen sehr triftige Gründe.
1) Es führt zu sozialen Problemen auf verschiedene Arten und Weisen. Wenn du Menschen in Jobs steckst, die sie nicht machen wollen (undzwar nicht wegen "spaß" sondern weil sie wirklich damit überfordert oder extrem unglücklich sind), dann nimmst du ihnen ein ganz deutliches Stück Lebensqualität weg und ersetzt sie durch einen ständigen Stressfaktor. Das kann dazu führen, dass Menschen abrutschen. Die arbeiten dann ein Jahr, vielleicht zwei, dann haben sie Burnout und stehen schlechter da, als vorher und das setzt sich dann natürlich auf ihr restliches Leben und ggf. das ihrer Kinder fort. Das bleibt auch für die Gesellschaft nicht spurenlos, wenn mehr Menschen abrutschen (z.b. in Krankheiten, Sucht, Kriminalität oder andere soziale Probleme).
2) Es führt zu schlechteren Arbeitsbedingungen für die anderen Arbeiter. Man muss kein Arbeitgeberfeind sein, um zugeben zu können, dass es einen Teil von Arbeitgebern gibt, die versuchen ihre Mitarbeiter auszuquetschen und dabei so weit gehen, wie sie können (teil ssogar mit illegalen Methoden). Gerade im Niedriglohnsektor heißt es da bei Beschwerden (egal wie gerechtfertigt) oft "friss oder stirb".
Gerade solche Arbeitgeber haben es viel leichter, bei Löhnen oder Arbeitsbedingungen zu tricksen, wenn sie jederzeit zugriff auf leicht verfügbare Aitarbeiter haben, die verzweifelt einen Job suchen oder das Jobangebot des AG annehmen müssen.
Damit kannst du alg2 empfänger gegen die vorherigen Belegschaft ausspielen. Die sehen dann, sie sind ersetzbar, zur Not lässt man sich irgendeinen leiharbeiter schicken.
Das sorgt dafür, dass der obere Punkt auch vermehrt auf die bisherigen AN zutrifft. Die haben dann ebenfalls dauerstress (wollen ja nicht den Job verlieren) und laufen ebenfalls gefahr, in soziale Probleme abzurutschen (weil sie schlechtere Arbeitsbedingungen haben).
3) Es führt nicht wirklich zu mehr Steuereinnahmen. Die anderen beiden Punkte waren Argumente dagegen, das hier ist überhaupt die Frage, ob es einen positiven Nutzen hat. Einerseits habe ich ja schon belegt, dass z.b. sanktionen die beschäftigungswahrscheinlichkeit sogar verringern können. Einen Menschen in einen job zu drängen, den er nicht machen will oder kann, kann eben dazu führen, dass der nach ein paar Jahren mit Burnout geht und nie wieder arbeiten wird, so häufig, dass es einen sätkreren Effekt hat als die zuvor erhöhte Beschäftigungswahrscheinlichkeit.
Aber wenn du dir die oberen beiden Punkte ansiehst, ist unsere Problem noch schlimmer: Menschen zu Arbeiten zu drängen, die sie nicht machen wollen oder können, kann auch die Löhne/Bedingungen von bisherigen Arbeitnehmern senken (bzw. Erhöhungen verhindern), was natürlich die gezahlten Steuergelder verringert.
Und es kann eben sowohl bei niedriglohn AN als auch bei Arbeitslosen zu sozialen Problemen führen, die ebenfalls viel Geld kosten.
Jeder verhinderte Suchtkranke, jeder verhinderte Obdachlose, psychisch Kranke und natürlich auch jedes Kind das unter Armut oder Problemen der Eltern leidet bringt uns letztendlich Geld ein.
Wenn ich jemanden z.b. einen Familienvater sanktioniere, der hat dann Existenzängste und arbeitet in einem Job, der ihn überfordert und geht dann nach 2 Jahren mit Burnout raus. Dann ist da ja mehr kaputt, als nur, dass er wieder arbeitslos ist.
Schlimmstenfalls habe ich dadurch soziale Probleme in die Familie gebracht, die vorher gar nicht da waren und das hat dann natürlich effekte nicht nu auf den Vater, sondern auch auf seine Frau und seine Kinder.
Jedes Mal, wenn ich Menschen in Situationen bringe, die plausibel soziale Probleme verstärken oder erzeugen können (und das ist klar der Fall, wenn ich sie zu Arbeiten dränge, die sie überfordern), kann das Kaskadeneffekte haben die sich durch unsere gesamte Gesellschaft ziehen und natürlich dann auch Geld kosten, was man nicht unbedingt sofort sehen kann.
Darum sollte man sehr gut aufpassen, was man diesbezüglich fordert und wie man mit Menschen umgehen möchte.