Tussinelda schrieb: Das wäre wohl eher kultureller Austausch, also wenn es mit Integration zu tun haben soll.
Das kann ja auch ziemlich einseitig ablaufen. Beispiel aus meinem Kaff: In den 70er Jahren kamen die italienischen Gastarbeiter in unser Kaff. Sie waren vorher schon da (kleine Baufirma), da blieben sie aber unter sich, da nur die Männer kamen, während der Saison, in einem Wohnwagen hinter der Firma hausten und einen kleinen Garten bepflanzten, was die Dorfeinwohner darin bestärkte, dass sie nicht unsere Kulturstufe hatten. Man hatte keine Berührungspunkte, man sah sie beim Spazierengehen und in der Samstagabendmesse.
Irgendwann waren dann die ersten beiden Familien da - mit Kindern, die aber mittags die italienische Schule besuchten, weil man plante, dass man wieder "heim nach Italien" geht. Im ersten Jahr war Funkstille, man nahm nur zur Kenntnis, dass die Neuankömmlinge katholisch waren, was gut passte. Wir trafen die Kinder in der Schule, die konnten aber noch kein Deutsch am Anfang, unsere Familie traf die Familien in der Kirche.
Gut - da war ein großer Graben - der verkürzte sich zunehmend, als die Familien immer besser Deutsch konnten, man lud dann auch die italienische Mitschülerin mal zum Kindergeburtstag ein und irgendwann machte eine italienische Eisdiele auf - und danach übernahm ein Italienier die Dorfkneipe ... fortan futterten alle italienisches Eis und Pasta und Pizza (dass man die Leute Jahre davor als "Spaghettifresser" tituliert hatte, war einem dann peinlich) und die Italiener wurden Teil der Dorfgemeinschaft. Man nahm wohlwollend zur Kenntnis, dass ein Hauch von Italienflair über unseren Dorfplatz waberte, wenn der Eisdielenbesitzer rief "Ciao Giovanni" ...
Inzwischen holen sich auch meine Eltern (über 80) seit Jahrzehnten regelmäßig Pizza in der Dorfpizzeria, niemand nimmt mehr Anstoß, dass das neben dem Dönerladen die einzige Kneipe hier ist und meine Mama kocht nun auch regelmäßig Spaghetti Bolognese.