@sunshinelight Naja, eigentlich hast du Recht.
Es gibt aber eben auch ein paar Dinge, die ich etwas differenzierter sehe. Klar wollte sie zwei Kinder, aber dass meine Schwester durch Sauerstoffmangel bei der Geburt behindert wird, war so mit Sicherheit nicht geplant.
Auch war das eine etwas andere Zeit gewesen. Man war halt auch noch nicht so sensibel, als dass es heute so ist.
Wenn sie darüber spricht, wie anstrengend ich doch war, dann sieht sie es eher als Anekdote, als als Vorwurf.
Seit dem ich das erkannt habe, kann ich ganz gut drüber weg sehen.
Auch bin ich überhaupt nicht mehr wütend, du anscheinend doch. Das ist kein Vorwurf, sondern einfach nur eine Feststellung. Ich habe noch vor wenigen Jahren genau so gesprochen.
Durch den Kontakt mit meinen Eltern habe ich auch die Möglichkeit meine Schwester neu kennen zu lernen und was soll ich sagen, ich finde sie echt klasse.
Sie hat kaum eine Möglichkeit sich zu artikulieren, aber sie scheint sehr viel zu verstehen. Sie hat so einen coolen Sinn für Humor, dass es mich immer wieder überrascht. Wenn ich was erzähle und es ist ironisch gemeint, dann kommt von ihr oft ein Lachen, mit dem ich so nicht gerechnet habe.
Ja, meine Eltern haben Fehler gemacht und ja sie waren oft richtig scheiße und ja ich hatte Angst vor meiner Mutter. Trotzdem klappt es ganz gut und es hätte ohne diese lange Pause mit Sicherheit nicht geklappt.
Ich bin auch einfach nicht mehr wütend auf sie. Das ändert eine ganze Menge. Sie werden nie die Eltern sein, die jedes Kind verdient hat, sie werden mit Sicherheit auch nie meine engsten Vertrauten aber wir kommen miteinander klar.
Vielleicht kannst du das weder verstehen, noch nachvollziehen, grad weil du den Weg noch vor dir hast, den ich gegangen bin.
Sie können mich nicht mehr verletzen und scheinbar wollen sie es auch nicht. Es ist komisch, ja ich weiß und manchmal kommt es mir auch sehr surreal rüber, aber es funktioniert.
Ich bin nicht mehr wütend und sie gehen vernünftig mit mir um.
Manche Verletzungen heilen nie und andere wiegen nicht mehr so schwer, wie noch vor zwanzig Jahren.
Ich mache halt das Beste draus.