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Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

1.709 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Integration, Gesellschaften ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

13.01.2022 um 12:12
Zitat von SchnapspralineSchnapspraline schrieb:Man hats schon nicht leicht als guter Vorbildsdeutscher.
Ich persönlich bin alles andere als ein Vorbildsdeutscher.Hab keinen Bierbauch, fahre keinen Opel, trink mir keinen bei feierlichen Anlässen, vermeide nörgeln und meckern, weil nützt ja nix und schaue keine grenzdebilen Quizshows auf ARD und ZDF.Muss mal bei den Afghanen anfragen, ob die noch Leute brauchen. ;)


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Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

13.01.2022 um 12:22
Ich denke, dass sich die meisten nur höchtens teilweise mit "typisch deutschen" Eigenschaften schmücken können bzw. wollen. Bei jedem dürften es andere Dinge sein, in denen er/sie sich vom Klischee des Durchschnittsdeutschen unterscheidet.

Bei mir wärs zum Beispiel meine fehlende Liebe zum Automobil Im Gegensatz zum Klischee fahre ich nicht gern Auto und besitze nicht einmal eines. Außerdem trinke ich kein Bier, weil es mir nicht schmeckt. Ach ja, und Kartoffeln gehören auch nicht zu meinen bevorzugten Leibspeisen....


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Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

13.01.2022 um 12:32
Zitat von martenotmartenot schrieb:Ich denke, dass sich die meisten nur höchtens teilweise mit "typisch deutschen" Eigenschaften schmücken können bzw. wollen. Bei jedem dürften es andere Dinge sein, in denen er/sie sich vom Klischee des Durchschnittsdeutschen unterscheidet.
Natürlich ist das so. Gibt ja kein "Vorbild", nach dem man sich richten muss um jetzt deutsch zu sein. Deutsch sein kann man schon wenn man sich als Deutscher fühlt. Ob man jetzt bei Rot nachts an der Ampel wartet oder nicht ist da nicht so wichtig :P


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Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

13.01.2022 um 12:34
Zitat von SchnapspralineSchnapspraline schrieb:Deutsch sein kann man schon wenn man sich als Deutscher fühlt.
Mir würden auch hauptsächlich zwei Kriterien einfallen: Deutscher ist, wer sich deutsch fühlt bzw. das Land als seine Heimat betrachtet. Oder Deutscher ist, wer die deutsche Staatsangehörigkeit hat.


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Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

13.01.2022 um 12:35
darüber hab ich mir noch nie ernsthafte gedanken gemacht. ich lebe halt hier, bin hier geboren, fertig.


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Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

13.01.2022 um 12:36
Zitat von flufffluff schrieb:darüber hab ich mir noch nie ernsthafte gedanken gemacht. ich lebe halt hier, bin hier geboren, fertig.
Man ist sozusagen Erdenbürger/in. ;)


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13.01.2022 um 13:59
Zitat von VymaanikaVymaanika schrieb:Immer nörgeln und meckern, andere zurechtweisen und sich auf "das ist mein Recht!" berufen, dann ist man schon nah dran.
Das passt 😁


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Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

13.01.2022 um 14:06
Zitat von RachelCreedRachelCreed schrieb:Das passt 😁
Wenn ich eine typisch deutsche Eigenschaft nennen müsste, würde mir auch die Neigung zum Schimpfen und Nörgeln (sowohl über "Ausländer" als auch über "die Deutschen", oder über die Nachbarn, die Verwandtschaft, die Bewohner anderer Bundesländer, und so weiter) einfallen. Wobei ich nicht weiß, in wieweit das auch in anderen Ländern verbreitet ist.


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13.01.2022 um 14:23
Wenn man Bier trinkt, ist man deutsch, wenn man dazu noch Fußball schaut, ist man deutscher und wenn man vorher noch "Die Welt als Wille und Vorstellung" gelesen hat am deutschesten.


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Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

13.01.2022 um 14:29
Eine andere "typische" deutsche Eigenschaft scheint das kalte Abendbrot zu sein. Habe vor kurzem einen Karambolage-Beitrag auf arte gesehen, in dem es um dieses Thema ging. Wobei ich auch in diesem Punkt vom Klischee abweiche: ich esse normalerweise ein warmes Abendessen (z.B. Pasta, eine Suppe, Auflauf, Risotto, etc.)


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Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

13.01.2022 um 16:24
Zitat von VymaanikaVymaanika schrieb:Immer nörgeln und meckern, andere zurechtweisen und sich auf "das ist mein Recht!" berufen, dann ist man schon nah dran.
@Vymaanika

Und wenn man dann noch nicht deutsch genug ist, einfach mal öfter die Polizei rufen, wenn der Nachbar falsch parkt oder jemand den Plastikmüll in die Restmülltonne wirft. Dazu eine rustikale Erwartungshaltung an den Staat, was der alles für mich tun muss.

Im nächsten Schritt im Supermarkt beim Bezahlen einfach mal einen wortreichen Streit vom Zaun brechen, dass der Erdbeerjoghurt doch im Angebot ist und sich nicht von den 20 anderen Kunden dahinter an der einzigen Kasse verunsichern lassen.

Zum Arzt gehen und obwohl man nix hat, hinterher auf einen Taxischein bestehen und im Weigerungsfall mit der Presse und 'meinem Anwalt' drohen.

Der häufige Hinweis auf 'mein Anwalt' sollte auch Teil des Einbürgerungstests werden.

Und die Königsdisziplin: Mietminderung wegen Kinderlärm und den kleinen Gummistiefeln, die im Treppenhaus stehen.


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13.01.2022 um 16:46
nörgeln und meckern und jammern (auf hohem niveau) kann ich auch gut. :-)


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Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

13.01.2022 um 19:54
n diesem unseren Lande (H.Kohl, mausetot) - tobt immer wieder die Debatte darum, was deutsch ist bzw. zu sein hat.

Dazu aus dem Keller geholt:

Auch die Hiesigen haben keine Einheitskultur - ebenso wenig wie die Zugereisten.

Offen bleibt nach wie vor die Frage, in WAS sich jemand, der in dieses Land kommt, integrieren soll - und wie weit?

Es stellt sich die Frage, ob es überhaupt so etwas wie eine "deutsche Leitkultur" gibt, an die sich gefällgst jede/r anzupassen hat, wie die wohl aussieht, und ob ich als hier Geborener überhaupt bereit wäre, diese mit zu tragen. Oder muss ich mich selbst ausbürgern?

Ich bin der Meinung, dass es eben keine einheitliche "deutsche Kultur" gibt. Kultur ist immer auch eine Klassenfrage. Was verbindet die "Kultur" der Bayreuther Festspiele mit der der Jungs aus dem Plattenbau von Berlin-Marzahn, was eint den Dokumenta-Besucher mit dem von Wacken?

Wo es keine gemeinsame Kultur gibt - und ich bin froh, dass es sie nicht gibt - da kann sich auch keiner "integrieren", mithin diese Integration auch nicht verweigern.

Jetzt hätte ich gern mal ein paar für ALLE in diesem Land lebenden Menschen einheitliche und verbindliche Eckpfosten der Leitkultur benannt. Bislang konnte mir die noch keiner nennen.

Bitte jetzt nicht mit "Gesetze einhalten", "Wählen gehen", "Steuern zahlen" "ehrenamtlich engagieren", "alle gleich behandeln und bezahlen" kommen - dergleichen halte ich für universell und selbstverständlich und nicht nur für "typisch deutsche Leitkultur".

Ich hätte da schon gern mehr und gern auch Besonderes.

Aus einem anderen Thread 'rübergeholt:

Ach ja, die "kulturelle nationale Identität" - das ist auch schon wieder so ein Wortpudding, der sich nicht an die Wand nageln lässt. Unfassbar, sozusagen.

Das Nebeneinander von Kulturen erlebe ich tagtäglich. Da muss ich nur mal mit zum Schützenverein meiner Frau gehen, bevorzugt zu Festivitäten. Da begegnet mir eine Kultur mit Waffen- und Uniformfetischismus, merkwürdigen Ritualen des Drogenkonsums und erschütterndem Musikgeschmack.

Möchte ich in so eine Kultur integriert sein? Lebendig bzw. nüchtern nie!

Wir haben doch ein Nebeneinander von (Sub)Kulturen. Seit Jahrhunderten. Kultur ist beispielsweise auch immer eine Klassenfrage. Nicht eine Frage der Nationalität.

"Volkszugehörigkeit" bedeutet doch nicht zwangsweise irgendwelche Gemeinsamkeiten, irgendeine "Nationale Identität" oder gar "Mentalität".

Ich bin der Meinung, dass irgendwelche zufälligen Geburtsorte oder Herkunftsländer, irgendwelche gewollten oder ungewollten Migrationsbewegungen den Begriff "Volk" als verwendungsunfähig erscheinen lassen.

Ich bin der Meinung, dass ein Staat aus den Menschen besteht, die darin arbeiten, ihre Steuern bezahlen, sich an die Gesetze halten und wählen gehen. Ist meine persönliche Meinung. Wo die Leute herkommen, was sie glauben oder wie sie aussehen, ist mir dabei völlig wurst und schert mich herzlich wenig.

Eine "einheitliche Kultur", eine "homogene Gesellschaft" gab es hierzulande höchstens scheinbar und auch nur unter erheblichen Zwängen. aber selbst da existierte Unterschiede zwischen "oben" und "unten", zwischen Geschlechtern, Religionen und Regionen. Es gibt und gab halt gewisse Berührungspunkte, temporäre oder punktuelle Gemeinsamkeiten - aber mehr glücklicherweise auch nicht.

Deutsche Mentalität, deutsche Tugend. Da kommt dann immer so etwas wie Sauberkeit, Ehrlichkeit, Pünktlichkeit, Disziplin, Unbestechlichkeit etc.

Aber wem gehören dann eigentlich die Deutsche Bahn (Sauberkeit), die Deutsche Bank (Ehrlichkeit), die Deutsche Post (Pünktlichkeit),die Deutsche Bundeswehr (Disziplin) und der Deutsche Fussball-Bund (Unbestechlichkeit)?

Unterschiedliche Kulturen...
Diese Fragestellung geht von dem meiner Meinung nach falschen Denkansatz aus, dass alle Völker jeweils ihnen eigene Kulturen, Werte, Sitten und Gebräuche hätten, die jeweils alle Inhaber dieser Staatsbürgerschaft teilten oder zu teilen hätten.

Welche Kultur hat der schwule Emo mit dem dachdeckenden Neo-Nazi gemein?
Die Vorliebe für dicke Latten?

Welche Gebräuche hat der nordfriesische Halligbewohner mit dem oberbayrischen Bergbauern gemein?
Das Kassieren von EU-Förderung?

Welche Werte haben VW-Bosse und ihre Putzfrauen Ayse und Fatima gemein?
Penible Sauberkeit?

Welche Sitten haben katholische Kinderschänder und autonome Autoabfackler gemein?
Kerzen anzünden?

Das hiesse Regionen, Klassen, Geschlechter, Subkulturen etc., vor allem aber die Tatsache, dass es Individuen gibt, völlig ausser Acht zu lassen.

Wenn ich dem Beispiel meiner Tochter folgen würde und die dänische Staatsbürgerschaft annähme, wäre ich dann "Deutscher" oder "Däne". Hätte das irgendwelche spontanen Auswirkungen auf mich als Person? Würde ich mich ändern? Wäre ich gar nicht mehr ich selbst?

Den Geburtsort haben wir uns alle nicht aussuchen können, unsere Staatsangehörigkeit können wir wechseln - aber würde das unser Ich verändern?


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Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

14.01.2022 um 13:28
Weiß gerade nicht, ob ich hier schon mal einen Beitrag geschrieben habe, aber passt hier gut rein:

Meinen Vater würde ich zu 99% als deutsch, sogar als deutsche Rarität bezeichnen, ohne dabei aber politisch Rechts zu stehen und schon gar nicht Rechts zu wählen. Er wählt seitdem er 18 ist die SPD.



Mein Vater ist wirklich sehr heimatverbunden und braucht das Ausland nicht, weil Deutschland seiner Meinung nach genug zu bieten hat und wunderschön ist. Die Lübecker Bucht (Ostsee) und insbesondere der Urlaubsort Dahme sind sogar seine zweite Heimat neben Hannover.
Er hat das Motto seiner Mutter vererbt bekommen: Bleibe in der Heimat und alles ist gut und es passiert auch nichts.

Er versucht schon sein ganzes Leben nur deutsche Produkte der unterschiedlichsten Bereiche zu kaufen/zu nutzen. Früher gab es für ihn nichts anderes als Audi und Grundig. Audi ist ihm mit den Jahren aber genauso wie VW zu teuer geworden vom PLV her und darum ist er notgedrungen auf Renaut umgestiegen und geht mittlerweile auch zufrieden fremd. Dem deutschen Grundig trauert er heute noch hinterher und würde gerne Metz-Fernseher kaufen, aber sind ihm diese als Renter auch zu teuer - insbesondere die größeren Modelle. Also muss auch hier notgedrungen das türkische Grundig herhalten. Immerhin laufen die Geräte, so mein Vater.

Beim Essen erfüllt er eigentlich auch jedes Klischee, denn er liebt Kartoffeln über alles und könnte sie neben Fleiß und Wurst deutscher Herkunft täglich essen - dicht gefolgt von Grünkohl.

Seine Heimatliebe setzt sich auch bei Musik und Filmen und Serien fort: Er bevorzugt schon aus Prinzip fast nur deutsche Produktionen der ÖR und liebt deutschen Schlager und Volksmusik wie seine Mutter seit Kindheitstagen. Überhaupt liebt er den deutschen ÖR und sieht er sogar als Pflicht an, diesen zu konsumieren, weil auch am niveauvollsten und informativsten für ihn. Da muss ich ihm sogar etwas zustimmen.
Dass NDR 1 kaum noch deutschen Schlager spielt und Volksmusik gar nicht mehr, hat ihm damals bei Programmumstellung schwer zu schaffen gemacht, kann sich mittlerweile aber auch mit englischsprachiger Musik und umso älter sie ist anfreunden.

Dass unsere schöne deutsche Sprache immer mehr verhunzt wird und durch englische Bezeichnungen ersetzt wird, hasst er wie die Pest. Aber ganz so schlimm ist er dann auch wieder nicht, denn Handy sagt auch er (lach).

Dass unsere Unterhaltungskultur immer mehr amerikanisiert wurde, insbesondere was Filme und Serien angeht, hasst er wie die Pest, weil das seiner Ansicht nach eh nur auch Action und Mord und Totschlag besteht.

Früher war es für mich echt nicht leid und haben auch oft miteinander gestritten, aber heute weiß ich, dass eigentlich nur das Prinzip zählt: Leben und leben lassen. Und mittlerweile finde ich ihn auch richtig besonders im positiven Sinne, denn zumindest gefühlt, auch wenn ich mir viele ältere Menschen von heute so ansehe, scheint mein Vater zu einer echten aussterbenen Rarität zu gehören, mit seiner konsequenten Heimatliebe auf Deutschland bezogen. Prinzipien und klare gewohnte Regeln ohne große Veränderungen sind ihm sehr wichtig, egal mit wie toll internationale Vielfalten in den unterschiedlichsten Bereichen auch sein mögen. Würde er davon Gebrauch machen, wäre es für ihn irgendwie Verrat an seiner Heimat und viele Entwicklungen will er auch nicht aktiv unterstützen.

Und zu guter letzt:

Für richtige schutzbedürftige Flüchtlinge hat er großes Verständnis. Die, die sich nicht benehmen können, sollten aber seiner Meinung umgehend ausgeflogen werden.


Ich würde behaupten, dass mein Vater einem wahren Patrioten am nächsten kommt und nicht mal AfDler oder NPDler so patriotisch eingestellt und konsequent danach handeln sind wie mein Vater.

Mein Vater könnte gar nicht deutscher sein.



Ps.
Corona nimmt er absolut ernst seit Tage 1 und ist mittlerweile auch geboostert. Er vertraut da auch vollends den täglichen Informationen der ÖR und hält auch viel von Karl Lauterbach, den auch sein Sohn zu schätzen weiß.
Überhaupt ist das einzige, was ich wirklich mit meinem Vater gemeinsam habe - nur die SPD. Hier waren wir uns schon immer einig, was die älteste Partei Deutschlands angeht und haben vor Corona auch oft gemeinsam Ortssitzungen und Feste besucht.


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Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

14.01.2022 um 13:49
Ich habe gerade überlegt, wie ich diesbezüglich meinen verstorbenen Vater einschätzen würde.

Er war natürlich wegen seiner Herkunft eher bayrisch-österreichisch geprägt, was sich auch auf seine Speisenvorlieben ausgewirkt hat (eher Knödel als Kartoffeln, gern Grüner Veltliner und Weizenbier, etc.) und er hat sich nicht (nur) Deutschland, sondern genauso stark Österreich zugehörig gefühlt. Die Heimatliebe erstreckte sich also bis Salzburg und Wien, zwei Städte, die er geliebt hat.

Interessanterweise hat er Reisen im Rahmen seiner Interessen immer geliebt, und Aufenthalte in Wien, der Wachau, Tirol und auch Südtirol gehörten zu seinen häufigsten Freizeitbeschäftigungen. Meine Eltern waren da immer recht agil - ein Wochenende zuhause kam nur selten vor. Zumindest der Nachmittagsausflug nach Salzburg oder ins Innviertel war fast obligatorisch.

Außerdem hatte er zeitlebends großes Interesse an Ostasien, ohne jemals dort gewesen zu sein. Er hat im Fernsehen alle Reportagen über China, Tibet, Indien, Sibirien etc. angeschaut und auch Bücher darüber gelesen. Vielleicht habe ich aus dieser Mischung meine eigene Leidenschaft fürs Reisen abgeleitet.

Somit könnte ich weder ihn noch mich eindeutig als rein deutsch bezeichen, da wir alle mit einem Bein in Österreich standen bzw. stehen. Und bei mir kommt noch mein großes Interesse an Norddeutschland und Berlin hinzu, sodass ich mich in einem recht weit gespannten Gebiet heimisch fühle. Und darüber hinaus erstreckt sich meine Wohlfühlzone auch in viele andere Länder Europas und anderer Weltregionen.


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Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

14.01.2022 um 13:59
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Meinen Vater würde ich zu 99% als deutsch, sogar als deutsche Rarität bezeichnen, ohne dabei aber politisch Rechts zu stehen und schon gar nicht Rechts zu wählen.
Verstehe ich nicht, wählen/sind "reine" Deutsche rechts?
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Bleibe in der Heimat und alles ist gut und es passiert auch nichts.
Versteh ich auch nicht, klingt so als wären alle im Ausland kriminell und es würde ständig was passieren?
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Metz-Fernseher kaufen, aber sind ihm diese als Renter auch zu teuer
Schade, mit dem Kauf würde er indirekt Abgaben für den Sozialstaat leisten.


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Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

14.01.2022 um 14:05
Zitat von martenotmartenot schrieb:Interessanterweise hat er Reisen im Rahmen seiner Interessen immer geliebt, und Aufenthalte in Wien, der Wachau, Tirol und auch Südtirol gehörten zu seinen häufigsten Freizeitbeschäftigungen. Meine Eltern waren da immer recht agil - ein Wochenende zuhause kam nur selten vor. Zumindest der Nachmittagsausflug nach Salzburg oder ins Innviertel war fast obligatorisch.
Mein Vater wurde früher von meiner Mutter zur Agilität gezwungen (haha), sodass er auch tatsächlich nochmal andere Länder als Deutschland gesehen hat. Gibt aber auch Länder, da haben sowohl Sohn als auch meine Mutter bei ihm auf Granit gebissen und er wäre dorthin nicht mal geschenkt gereist: USA, Italien, Großbritannien (Ausnahme Schottland) und viele Länder des Nahen Ostens. In die Türkei konnte er sich aber überreden lassen.

So hat jeder Mensch seine Macken.

Und dass sein Sohn natürlich in vielen Bereichen anders eingestellt und auch offener agiert und agiert hat, liegt natürlich auch daran, dass ich zu einer ganz anderen Zeit aufgewachsen bin und sowohl durch die modernere Zeit als auch durch meine weltoffene Mutter anders als mein Vater Baujahr 1953 mit sehr patriotischer und erzkonservativer Mutter geprägt worden bin.

Ps.
Mein letzter Beitrag enthält einige Schreibfehler, könnte ihr behalten. War der Eile geschuldet.


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Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

14.01.2022 um 14:12
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Gibt aber auch Länder, da haben sowohl Sohn als auch meine Mutter bei ihm auf Granit gebissen und er wäre dorthin nicht mal geschenkt gereist: USA, Italien, Großbritannien (Ausnahme Schottland) und viele Länder des Nahen Ostens. In die Türkei konnte er sich aber überreden lassen.
Ich glaube, mein Vater hatte hauptsächlich ein Sprachenproblem. Als bairischer Muttersprachler fühlte er sich schon in Norddeutschland unsicher, und das nichtdeutschsprachige Ausland war ihm generell nicht geheuer. Und obwohl meine Mutter etwas flexibler und aufgeschlossener war bzw. ist, gilt ihre Sorge auch immer der Sprachenfrage. Selbst wenn ich "nur" nach Frankreich reise, kommt als erstes immer die besorgte Frage: "Aber wie macht ihr das denn mit der Sprache?". Wenn ich dann sage, dass ich ausreichend Französisch kann, um mich durchzuschlagen, verwundert sie das immer wieder.


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Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

14.01.2022 um 14:18
Zitat von martenotmartenot schrieb:Ich glaube, mein Vater hatte hauptsächlich ein Sprachenproblem. Als bairischer Muttersprachler fühlte er sich schon in Norddeutschland unsicher, und das nichtdeutschsprachige Ausland war ihm generell nicht geheuer
Für meinen Vater ist alles hinter Frankfurt am Main bis heute Ausland (haha). Mit Österreich konnte er sich aber mal kurzzeitig anfreunden.

Wenn man's genau nimmt, ist er auch nur so richtig patriotisch auf Norddeutschland bezogen eingestellt.
Und Bayern bis auf die Rosenheim Cops (haha), hasst er sogar. Ich kann Bayerns zumindest teilweise empfundene Arroganz, also wie sie sich manchmal geben/präsentieren, zwar auch nichts abgewinnen, aber ich finde es wenigstens als Land schön.

Mit Sprachen hat er es auch nie gehabt. Und mit Englisch kann er bis heute nichts anfangen. Hatte auch nie Englisch in der Schule. Für ihn also wortwörtlich eine Fremdsprache, die komisch klingt. Muss man zu seinen Gunsten berücksichtigen.


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Wann ist man "deutsch/Deutscher"?

14.01.2022 um 14:23
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Und Bayern bis auf die Rosenheim Cops (haha), hasst er sogar.
Dieses partielle Hassen anderer Bundesländer kann ich wiederum gar nicht nachvollziehen, scheint mir aber irgendwie typisch deutsch zu sein. Jedenfalls hört man häufiger von Leuten, die partout bestimmte andere Bundesländer oder Regionen nicht mögen. Zu den anderen Regionen, die oft Zielscheibe solcher Ablehnung werden, gehören ja z.B. Sachsen und Schwaben. Ich selbst habe mich solchen Meinungen immer wiedersetzt und bin oft ausgerechnet dorthin gereist, um meine Vorurteile zu revidieren.

Mein Vater hat eigentlich nie andere Regionen gehasst, er hat sich eher unsicher gefühlt wegen der Sprach- bzw. Dialektbarriere. Aber ich habe nie ein böses Wort über die Leute aus anderen Städten oder Bundesländern gehört.


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