@demented @FrauLehrerinFrauLehrerin schrieb:Was sind 3, 6 oder 9 Monate ohne Party oder Urlaub, wenn sein Vater im Sterben liegt? Mir kommt fast die Kotze hoch, wenn ich sowas lese. Euer Leben geht danach weiter, aber jemanden beim Sterben zu begleiten und in seinen letzten Lebensmonaten dabei sein, wäre für mich das MINDESTE. Aber sich da noch zu beschweren, dass evtl. der Urlaub flachfällt und man am Wochenende nicht mehr rausgehen kann....krass.
Ich finde, ihr übertreibt. Niemand kann erwarten, dass sie ohne Unterlass und permanent auf Abruf bereit stehen und ihr ganzes Leben nur noch diesem einen Inhalt unterordnen, zu Hause sitzen und darauf warten, bis das Telefon klingelt. Das dürfte eine ziemlich deprimierende Belastung werden, bis zu Depressionen. Das Sterben ist unausweichlich und jeder wird mal sterben. Es ist notwendig, dass sich die Beteiligten während des Sterbeprozesses einer nahen Person auch schönen Dingen widmen, die davon ablenken und für eine Weile vergessen lassen. Sie führen einem Positives vor Augen, das durch den Sterbefall ja nicht aus der Welt verschwindet. Nur wer selbst gesund und einigermaßen im Gleichgewicht lebt, kann sich auch um andere kümmern. Das ist faktisch so.
Niemand aus der Verwandtschaft hat das Recht, so etwas von ihnen zu verlangen und ihr schon gar nicht. Da könnt ihr euch künstlich hysterisch erkotzen, soviel ihr wollt. Vielleicht muss der Urlaub nicht unbedingt sein - das ist eine heikle Frage, die ich für diskussionswürdig halte und in der ich zustimmen würde, dass man den aufsparen kann, für eine schönere und unbelastete Zeit.
Die Forderung, sich an diesen Sterbefall zu binden, und zwar so:
Metallica schrieb:Also keine Freunde mehr treffen, nicht mehr am Wochenende weggehen, rein gar nichts mehr. Den Urlaub sollen wir nun auch stornieren.
grenzt schon an Tyrannei. Und ich denke nicht, dass selbst der Sterbende das verlangen würde oder es bloß wollte. Ich finde, die TE wird genug belastet sein, sodass ihr ihr nicht vorwerfen sollt, ihr sei es egal. In solchen Sondersituationen denkt man oft nicht ganz klar und manche Dinge, mit denen man sonst gut zurechtkommen würde, erschlagen einen förmlich oder erscheinen verzerrt. Ihr geht es hier um ein spezifisches Problem.
@Metallica Ihr solltet das meiner Meinung nach unter euch beiden besprechen und darüber nachdenken, was ihr vor euch und anderen vertreten könnt, nachdem ihr euch mal in die Lage aller Beteiligten versetzt und abgewogen habt, was diese wollen, was diese von euch legitim fordern können und wie eure Beziehung zu denjenigen aussieht. Ihr habt Ansprüche und ein Recht auf euer zufriedenes Leben und solltet eure Beziehung und Gesundheit nicht gefährden lassen. Und ihr habt das Recht, die Unterstützung der Brüder mit einzufordern.
Der Urlaub muss meiner Meinung nach nicht sein - außerdem würde er euch wohl kaum Spaß machen, wenn ihr jeden Moment mit einem gewissen Anruf rechnen müsstet. Und dieser dann auch noch durchkommt... Spart euch das Geld, die Trauer und eventuelle Vorwürfe, die ihr später vielleicht nicht mehr leicht abschütteln könnt. Holt den Urlaub nach, wenn ihr frei dafür seid. Aber wer sollte euch sonst hindern, von der Arbeit Urlaub zu machen und Spaß und ein gesundes Leben zu haben? Niemand kann das verlangen. Geht mit Freunden aus, unternehmt gemeinsam Dinge und tut, was euch gut tut. Und vergesst auch mal eine Weile.
Wenn euer (Schwieger-)Vater euch was bedeutet, solltet ihr natürlich genug Zeit mit ihm verbringen und darauf achten, dass eure Beziehung nicht dadurch belastet wird, das heißt zumindest, euch nicht zu sehr in den Sog, der das Sterben umgibt, hineinziehen zu lassen. Wägt eure Entscheidungen gemeinsam und so ab, dass jeder seine Sichtweise beitragen kann, ohne dass einer zu sehr dominiert. So, dass ihr sie guten Gewissens vertreten könnt. Und vergesst nicht, selbst "zu leben".
Ansonsten hab ich hier auch schon Beiträge zu Pflegehilfe usw. überfolgen, informiert euch dahingehend. Sicher habt ihr Anrecht auf sowas. Und vielleicht redet ihr auch mit seinem Vater über diese Sache und wie er das sieht. Es betrifft schließlich großteils auch ihn.