Warum will niemand mehr einen handwerklichen Beruf erlernen?

@davros
In welchem handwerklichen Beruf hast du gearbeitet?

Ich denke, das liegt an der Zeit.
Den Kindern und Jugendlichen wird suggeriert, dass man Popstar, Model oder Schauspieler sein muss um glücklich zu sein. Wir brauchen dazu doch nur den TV anmachen und schon werden einem die Schönen und Reichen gezeigt. Das wird dann das sein, was viele als Erstrebenswert halten..

@Angelkiller2

Ach man... vertraue doch keinen Umfragen... und vor allem, wenn du Umfragen anführst, die in diesem Bereich durchgeführt wurden, wäre es nicht schlecht, wenn du die Quellen dazu postest.

Denn NUR die ausgewiesenen "repräsentativen" Umfragen können wirklich etwas aussagen. Das muss in der Quelle dabei stehen, dass diese repräsentativ sind... dazu steht dann auch, wieviele Personen befragt wurden.

Alle anderen Umfragen sind Mumpitz und haben RTL 2 Niveau.

Und hier eine aktuelle Statistik zu den beliebtesten Ausbildungsberufen 2013. Da sind schon auch Handwerker an der Spitze.

Dagegen muss man dann auch fairerweise die Anzahl der Studierenden in einem Jahr stellen, aber nicht die, die im gleichen Jahr Abi gemacht haben... denn auch diese könnten später Jobs ergreifen, die auch durch die Ausbildungsberufe hätten erlangt werden können (obwohl das wohl nicht alzu häufig anzutreffen wird sein).

Dennoch... die Absolventen von Universitäten und Fachhochschulen werden wohl in den Berufen entweder akademische Laufbahnen ergreifen oder aber in höher gestellten Büro-Jobs (bzw. dem allgemeinen höher gestellten Dienstleistungssektor) anzutreffen sein.

Stellen wir also mal gegenüber, in 2013:
Kraftfahrzeugmechatroniker/in: 19.775
Industriemechaniker/in: 13.563
Elektroniker/in: 11.586
Zahnmed. Fachangestellter: 11.265 (ist auch ein Handwerker, ja)
...und ich habe in einer weitergehenden Statistik auch die Tischler noch gesehen.
Tischler: ca. 7.500

= zusammen 63.689 (das sind jetzt nur die beliebtesten handwerklichen Ausbildungsberufe, nach neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen).

Studierende 2012/2013: 2.499.409

Okay... viel mehr... sieht man schnell... ABER man KANN es nicht vergleichen, da hier, bei den Studierenden, einfach ALLE Fachrichtungen vertreten sind... ich kann jetzt auch nicht ALLE Ausbildungsberufe dagegen stellen, oder?

Machen wir es trotzdem mal:
Auszubildende 2013: 1.391.886 (Statistisches Bundesamt, Berufliche Bildung - Fachserie 11 Reihe 3 - 2013)
Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im gleichen Zeitraum: 525.897

Aber... wie will man hier vergleichen? Soll ich Studienfächer nehmen, die irgendwie auch handwerkliche Aufgaben später im Beruf nach sich ziehen?

Okay... kann ich machen, irgendwie... was nehme ich da? Vielleicht Maschinenbau? Passt das?

Man sieht also, wie schwer diese ganze Sache ist... daher werden sich seriöse Statistiken mit solchen Fragen kaum auseinandersetzen.

Original anzeigen (0,2 MB)

Auch ein Chirurg ist Handwerker.

...abschließend kann man, wie ich finde, nicht einfach so ein Pauschalurteil abgeben, warum NIEMAND keinen handwerklichen Beruf erlernen will.

Man kann dahingehend ja mal schauen, wie die Entwicklung in den Handwerksberufen ist.

von 2009-2013 (Quelle: Statistisches Bundesamt, Berufliche Bildung - Fachserie 11 Reihe 3 - 2013)

Auszubildende im Handwerk (Ausbildungsbereich).
2009: 455.568
2010: 434.907
2011: 414.207
2012: 400.131
2013: 381.387

Okay... hier lässt sich tatsächlich ein Abwärtstrend feststellen, denn die Zahl der Auszubildenden im Ausbildungsbereich "Handwerk" hat tatäschlich kontinuierlich abgenommen.

Aber... es ist ein TREND und keine Aussage "Niemand will mehr"... man muss jetzt weiter beobachten, über die nächsten Jahre, ob sich der Trend wieder umkehrt, weiter zunimmt oder stagniert.

99zwerge schrieb:Auch ein Chirurg ist Handwerker.

Sehe ich auch so... zwar nicht nur ein Handwerker, aber auch... das stimmt.

Könnte man dann auch zu den Studierenden im Maschinenbau nehmen... oder?

Schwierige Sache...

@moric

moric schrieb:Auszubildende im Handwerk (Ausbildungsbereich).
2009: 455.568
2010: 434.907
2011: 414.207
2012: 400.131
2013: 381.387

Man muss auch den Demografischen Wandel berücksichtigen.


Allgemein geht der Trend wohl zum studieren und sich die Hände nicht schmutzig machen. Aber das niemand mehr will, das erlebe ich so nicht.

Was man aber sagen kann und da wird mir jeder Recht geben der irgendeinen Handwerklichen Beruf erlernt hat (und die Studenten werden mir an den Hals springen wollen):
Wenn man eine richtige Ausbildung durchgemacht hat und dann ein paar Jahre in dem Beruf gearbeitet hat, ists ein Graus mit jemandem zusammen zu arbeiten der rein von der Uni kommt und vorher nichts praktisches erlernt hat. Da treffen 2 Welten aufeinander. Die Theoretische und die Praktische.
Und, so weit lehne ich mich mal raus, die Praktische hat im allgemeinen mehr Ahnung (natürlich nicht allgemeingültig).
Aber wenn da ein Theoretiker kommt und meint weil er den höheren Abschluss hat ist er der checker geht vieles in die Hose. Aber so etwas will öffentlich niemand hören.

@Geisonik
Wenn Du Dich nun noch weiterbildest, hast Du meistens größere Chancen aufzusteigen als wenn Du direkt von der Schulbank kommst.

@Badbrain
Warum ich?

@Geisonik
Ich möchte Deine Meinung stützen und sage nur, wenn Du Dich als Handwerker dann bildest, kannst Du auch groß werden, falls gewünscht.

@Badbrain
Achso.
Ich dachte du hättest mich beim @dden verwechselt oder so, weil ich das nicht ganz auf mich beziehen konnte^^

Klar, erst klassisch Ausbildung, ein paar Jahre Erfahrung sammeln und dann Studium :Y:

Nur Studium :N:

Natürlich nur auf Handwerkliches bezogen. Für Ärzte nicht zu empfehlen :D

Geisonik schrieb:Und, so weit lehne ich mich mal raus, die Praktische hat im allgemeinen mehr Ahnung (natürlich nicht allgemeingültig).

Jetzt bei der Hausrenovierung würde ich mir oft wünschen einen Handwerksberuf erlernt zu haben. Weil leider hilft mir das programmieren beim renovieren sowas von gar nicht weiter :D

Die Zahl der Ausbildungsverträge nimmt ab. Nicht nur im Handwerk. Das liegt aber nicht daran, dass keiner mehr einen handwerklichen Beruf erlernen möchte, sondern stattdessen alle studieren wollen. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass die Zahl der Jugendlichen die in der BRD die Schule verlassen, von Jahr zu Jahr abnimmt.

@Bodo
Damals sagte mal ein Kumpel (Student) zu mir, als ich gerade am rumschrauben war und er daneben stand und zuschaute:
Er: Darf ich dir mal helfen?
Ich: Warum?
Er: Ich will auch mal was richtiges lernen.

:D
Das fand ich sehr amüsant von ihm

Bodo schrieb:Jetzt bei der Hausrenovierung würde ich mir oft wünschen einen Handwerksberuf erlernt zu haben. Weil leider hilft mir das programmieren beim renovieren sowas von gar nicht weiter

Geht mir auch so... was würde ich dafür geben, so richtig Ahnung von Reperaturen rund ums Auto zu haben.

Mein Auto hat mich in den letzten sechs Monaten ein Vermögen gekostet (TÜV fertig machen und die damit verbundene große Inspektion, die ich machen musste).

Bspw. musste ich alleine für eine neue Scheibenwichanlage fast 300 Euro hinblättern.

Das ist doch Wahnsinn, man... hätte ich DAS wenigstens selber machen können.

Geisonik schrieb:Das fand ich sehr amüsant von ihm

Aber exakt so ist es :D

Hab in den letzten Jahren viel alleine erlernen müssen, weil als "Diskettenlutscher" hat man auch nicht das Geld jeden Tag Handwerker zahlen zu können :D

moric schrieb:Geht mir auch so... was würde ich dafür geben, so richtig Ahnung von Reperaturen rund ums Auto zu haben.

Würde mir wohl auch sehr viel Geld einsparen, der Corsa hat jeeeeeden Tag was anderes und einen Scheibenwischermotor selbst wechseln --> Ich hab mich noch nicht drüber getraut. Nur mehr bis Oktober halten *auf Holz klopf*

Ach ja, Autoschrauber müsste man sein. Ich erinnere mich:

Es gibt Menschen, die sind bereit, ihr Seelenheil und viel Geld für Schnick-Schnack aus dem Fenster zu werfen. In der Garage ruhte bis vor einiger Zeit ein rund 40 Jahre altes Jaguar E Cabrio, und wenn ich dessen Unterhalts- und Reparaturkosten auf die Laufleistung umrechne, komme ich auf Betriebskosten pro Stunde wie für einen Tornado.

Aber gnä' Frau hängen daran. Ihr Kindheitstraum und mein Trauma. Wie oft habe ich diese Krücke irgendwo abgeschleppt. Ersatzteile dafür werden vermutlich von Bill Gates persönlich in Platin handgefertigt. Glücklicherweise haben wir die Karre zwischenzeitlich an einen reichen Trottel verhökert.

Ich glaube, der Mensch, der in einer Hamburger Oldtimer-Fachwerkstatt an der Karre rumgeschraubt hat, ist heute Millionär.

Wie sagt man im Kreise Grüner Witwen gern:

Handwerker haben goldene Hoden.

Bodo schrieb:Würde mir wohl auch sehr viel Geld einsparen, der Corsa hat jeeeeeden Tag was anderes und einen Scheibenwischermotor selbst wechseln --> Ich hab mich noch nicht drüber getraut. Nur mehr bis Oktober halten *auf Holz klopf*

Also... gerade sich ein Auto leisten, ist zum Luxus verkommen, finde ich... wenn ich nur das Wort "Reperatur" höre, wird mir schon schlecht. Egal, was dran ist, unter 200 Euro geht irgendwie gar nix.

Also... wenn Handwerkerberuf, jedenfalls für mich, dann kommt da nur der Automechaniker in Frage... DAS lohnt sich wirklich.

Und... wenn man sich den beliebtesten Ausbildungsberuf im Ausbildungsbereich anschaut, dann IST das auch der Kraftfahrzeugmechatroniker/in mit 19.775 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen in 2013.

DAS hat sicher seinen Grund ;-)

@Bodo

Bodo schrieb:Nur mehr bis Oktober halten *auf Holz klopf*

Dann wird endlich der bestellte Veyron geliefert?

Ist wie beim menschlichen Körper. Es muss halt alles zusammenpassen, damit es rund läuft. Dafür brauchts alles vom Aalfischer bis zum Zytologen.

Es gibt Menschen, die sind bereit, ihr Seelenheil und viel Geld für Schnick-Schnack aus dem Fenster zu werfen. In der Garage ruhte bis vor einiger Zeit ein rund 40 Jahre altes Jaguar E Cabrio, und wenn ich dessen Unterhalts- und Reparaturkosten auf die Laufleistung umrechne, komme ich auf Betriebskosten pro Stunde wie für einen Tornado.

Handwerker haben goldene Hoden.

Lol... made my day.

Obwohl das mit Sicherheit überhaupt nicht lustig war, so eine Geldvernichtungsmaschine in der Garage zu haben... mir reicht da schon meiner und das ist ein gerade mal sieben Jahre alter Renault Clio.