Warum will niemand mehr einen handwerklichen Beruf erlernen?

was ich nicht verstehe, ist dass die Wirtschaft über den Mangel an Fachkräften motzt, wenn sie es doch selber verursachen.
nehmen wir mal den Bäcker oder Metzger.
früher gar nicht so übel bezahlte Berufe, man kann in ihnen sowohl der normalen Arbeit nachgehen, als auch kreativ sein und den Monat mit dem Gehalt gut überstehen.
der Kunde ging zum Fleischer/Bäcker holte sich n qualitatives Produkt, wo man noch die Arbeit raus schmeckt. Man aß nicht jeden Tag Fleisch etc.
Heute denkt sich der Kunde, dass das Fleisch/Brot aus dem Aldi doch auch reicht, man dafür jeden Tag Fleisch essen kann und lässt den Handwerker links liegen, während man Wurst auf Brot isst, das von unterbezahlten osteuropäern in deutschen wurstfabriken zusammen geschmissen wird.
das Geld landet nicht beim Fleischer und dem gesellen, sondern bei Akademikern, die sich abends bei nem völlig überteuertem Kobe steak über die vielen billigen Arbeitskräfte freuen, die die haben.
seit Supermärkte billiges Fleisch führen ist die fleischbranche im Niedergang und wenige wollen aufgrund der Bezahlung noch Fleischer lernen.
bei den Bäckern ist es genau so.
Und n liberaler Fleischmarkt, hat diese Probleme erst möglich gemacht.
mehr und mehr Fleischereien können sich den fortbestand nicht mehr leisten

@Gruselschinken

Es ist immer einfach, die Schuld bei den großen zu suchen. Wer will denn alles so günstig? Der Kunde trägt da wohl auch einen ziemlich großen Teil bei.

Nicht nur beim Fleisch, auch beim Dachdecker, Elektriker usw.

@OddThomas

aber die großen bieten den mist den sie verkaufen ja an und haben ihre eigenen Handelswege geschaffen.
Kauf dir n Pfund hack beim Fleischer und eins vom Aldi und mache Frikadellen daraus. du wirst merken was für nen unterschied das ausmacht, was das reagieren auf die Nachfrage ausrichtet.
Das ist auch n Grund, warum vermehrt auf bio gesetzt wird, was bei der traditionellen Nutztierhaltung unsinnig Wäre. das Überangebot schadet der Branche und dem Gesundheitswesen.
Ich hatte für kurze Zeit in nem Supermarkt ahn der fleischtheke gearbeitet.
wir bekamen fertig ausgebeinte Fleischstücke, die nicht mal mehr zugeschnitten werden mussten. das ist kein Handwerk, das ist nur noch Dienstleistung und damit eigentlich betrug am Kunden.
Etiketten kann ich jedem Schwein anhängen und behaupten es wäre aus der Region, während es in irgendwelchen grenznahen Schlacht und wurstfabriken war.
Es muss nur geboren, gezüchtet und geschlachtet worden sein, unter welchen Bedingungen ist im Einzelhandel fast egal, Hauptsache es wird kein teurer Handwerker dafür bezahlt, der ne gerechte Entlohnung erwartet.
für so etwas braucht man keine Ausbildung,

Die Zeiten, als das Handwerk noch goldene Boden hatte, sind leider vorbei. Preiskämpfe drücken leider brutal die Preise. Jedoch bietet das Handwerk immer noch eine solide Ausbildung mit Wissen, auf welches man aufbauen kann. Gerade in der Branche Elektro/Metall gibt es diverse Möglichkeiten seine Fachkenntnisse auszuweiten, sich für die Industrie zu qualifizieren, oder durch Schule vom Techniker bis hin zum Master.
Wichtig ist nur, eine anständig Ausbildungsstätte zu finden und keine der vielen Ausbeuter Betriebe, die nur eine billige Arbeitskraft benötigen.

Wir haben im Nachbarort eine Metzgerei................. Solange die "Alten" den Laden schmissen lief der Laden bombe. Samstag gegen 9 einkaufen, da stand man vor der Tür. Die Qualität stimmte denn der Inhaber war Metzgermeister und schlachtete selberl Der Preis stimmte und es kamen die Leute bis aus Nürnberg um einzukaufen.

Tja und dann übernahm der Junior den Laden. Er heiratete dann eine Frau und ab da gings rasant abwärts. Das Geschäft musste den höchstmöglichen Profit abwerfen, altgediente Metzger und Verkäuferinnen mussten gehen und wurden gegen Billigjobber ausgetauscht. Die Preise waren Großstadtmäßig, sprich sehr teuer und die Ware eher bäh........... Dann gabs vor 2 Jahren auch noch nen Gammelfleischskandal und heute.

Der Laden ist immer leer, wenn Personal gesucht wird dann nur auf 400 € Basis. Ich muss nicht extra betonen dass die Qualität sehr gelitten hat denn es wurden keine Tiere aus der Region geschlachtet sondern er holt das Fleisch aus einer Großschlachterei in Nürnberg. Fazit, ich habe dem Laden schon lange den Rücken gekehrt und kaufe bei einem anderen Metzger der noch Tiere aus der Nähe schlachtet und die Qualität stimmt auch und auch der Preis. Dafür fahre ich gern 10 km weiter da ich maximal 2 mal zum Metzger gehe.

Solche Ausbeuter gibts auch in kleineren Orten. Der Ort den ich meine hat ca 1600 Einwohner.

Draiiipunkt0 schrieb am 18.04.2015:Warum will niemand mehr einen handwerklichen Beruf erlernen?

Weil du als ehrlicher Arbeiter am wenigsten von deiner Arbeit hast. Es profitieren immer die, welche eine Arbeit von anderen erledigen lassen.

Weil alle nur noch "modeln" wollen.

Also ich bin seit 23 Jahren im Handwerk, bzw. nur draussen tätig. Angefangen im Gartenbau über Selbstständigkeit und Strassenbau zum Baggerfahrer im Kabelbau. Das grösste Problem im Moment für den Tiefbau ist wirklich nahezu null Lehrlinge zu bekommen. Wer arbeitet noch draussen? An der Bezahlung wie oft genannt liegt es nicht. Im Tiefbau werden Rekordlöhne gezahlt im Moment. Unter 16 Euro die Stunde kommt dir niemand. Trotzdem macht es niemand. Den Baggerfahrer gibt es so in 10 Jahren nicht mehr. Das ist kein reiner Lehrberuf aber durch Mangel im Tiefbau stirbt er aus. Im Technik Thread kann man schön lesen wie sich viele schlaue Theoretiker die Zukunft der Stromversorgung ausmalen. Nur graben wird ihnen die Leitungen realistisch betrachtet niemand mehr...

Draiiipunkt0 schrieb am 18.04.2015:Warum will niemand mehr einen handwerklichen Beruf erlernen?

Weil die Bezahlung im Vergleich zu dem was man leisten muss miserabel ist.
Zudem studieren heutzutage viele einfach irgendeinen Mist, weil ne Lehre ja bloss was für asoziale RTL2 Zuschauer ist.. dabei vergessen viele zudem, das man durchaus nach einer Lehre ein passendes weiterführendes Studium machen kann.
Aber es gibt trotzdem noch manche die sich das antun, so wie ich bspw.
Ich brauch einfach die tägliche Beschäftigung, Beschäftigung, die nicht nur in meinem Hirn oder auf einem Bildschirm stattfindet. Ich mag meine Arbeit.

Erster Arbeitstag des frisch gebacken Diplom-Ingenieurs. Der kommt zu seinem Vorgesetzten und fragt ihn, was er tun soll. Antwort: "Halle 7 ausfegen!" Empört entgegnet der Dipl.-Ing.: "Erlauben Sie mal, ich bin Diplom-Ingenieur!" Darauf der Chef: "Oh, entschuldigen Sie bitte. Das habe ich nicht gewusst. Dann lassen Sie sich bitte in der Handhabung des Besens von der Putzfrau unterweisen!"

Laut diverser Umfragen ist kaum ein Jugendlicher dazu bereit einen Handwerklichen Beruf zu erlernen.

Das sehe ich nicht so muss eine komische Umfrage sein, allerdings lebe ich nicht in Deutschland bei uns in AT gehen sehr viele in die Lehre sei es Bäcker oder Bürokaufmann.

Ich bin fast 22, falls das noch unter Jugendlich fällt ^^

Und ich würde gerne einen Handwerklichen Beruf lernen Schlosser/Mechaniker am liebsten Büchsenmacher (was sowieso ausstirbt)

Sonst etwas im EDV Bereich was allerdings nicht unter Handwerk fällt außer vielleicht Hardwarekomponenten zusammen zu basteln.

MFG

Doors schrieb:.: "Erlauben Sie mal, ich bin Diplom-Ingenieur!" Darauf der Chef: "Oh, entschuldigen Sie bitte. Das habe ich nicht gewusst. Dann lassen Sie sich bitte in der Handhabung des Besens von der Putzfrau unterweisen!"

:D

Na wie schon gesagt weil jeder studieren will... Baggerfahren stell ich mir angenehm vor mittlerweile sogar mit Klimaanlage :-D nunja spass beiseite Deutschland schafft sich selbst ab , in Zukunft werden handwerkliche Tätigkeiten vll nur noch "Facharbeiter" aus Bulgarien und Rumänien erbringen...

Für Handwerker gibt es immer weniger Notwendigkeit. Jemand, der klassisch reparieren kann, ist heute nicht mehr nötig/ gefragt, weil defekte Teile einfach ausgetauscht werden.
Das ist bei Maschinen so, bei Autos, beim PC.

Eine komplette Baugruppe ist schnell gewechselt. In der Zeit wäre der frühere Handwerker noch auf Fehlersuche.

Man kann aber auch fragen, will denn niemand mehr in seinem erlernten Beruf bleiben.

Ich kenne selbst etliche Personen, die nach ihrer Ausbildung den zweiten Bildungsweg einlegten und studierten. Die Gründe sind meist die mangelhaften Möglichkeiten zur Weiterbildung, geringes Gehalt bei annähernd gleicher Tätigkeit wie die eines Akademikers, schlechte Erfahrungen mit Mittelständischen Unternehmen etc. Noch einige mehr, aber das nur zum Denkanreiz.

Es macht nämlich schnell den Eindruck, die Schüler wollen die Ausbildungen nicht, weil man ihnen den Floh ins Ohr setzt sie müssten studieren. Mehr noch ist das Problem dass die Ausbildungsbedingungen an den jeweiligen Standorten sehr schlecht sind und Auszubildende oft als billige Arbeitskräfte ausgeschlachtet werden, um dannach nicht mal unbedingt übernommen zu werden. Ausbildung attraktiver machen, nicht nur Werbung für den Mittelstand schalten, es besteht Handlungsbedarf.

DeadPoet schrieb:Mehr noch ist das Problem dass die Ausbildungsbedingungen an den jeweiligen Standorten sehr schlecht sind und Auszubildende oft als billige Arbeitskräfte ausgeschlachtet werden

Mir ist klar, was du meinst. Aber das hängt mehr noch vom jeweiligen Auszubildenden ab als nur vom Unternehmen.

Zum Masterstudium meiner kleinen Schwester gehörte ein Praktikum bei einem der Big Four. Während es Praktikanten gab, die den von dir beschriebenen Weg gehen mussten (Akten sortieren, Kaffee kochen und kopieren), wurde ihr von Beginn an Verantwortung übertragen. Sprich: sie war auf Dienstreise, beim Mandanten, hat die Jahresabschlüsse mitgemacht, Stellungnahmen übernommen usw.

Es gehört eben nicht nur ein ausbeuterischer Betrieb dazu, sondern auch ein Rückgrat und eine klare Vorstellung von der persönlichen/ beruflichen Weiterentwicklung. Es gibt eben junge Leute, bei denen sofort klar ist, dass sie sich nicht zum Bürosklaven degradieren lassen und den ganzen Tag nur Hilfsarbeiten erledigen.

hexenlady schrieb am 21.04.2015:Text

Doors schrieb:Erster Arbeitstag des frisch gebacken Diplom-Ingenieurs. Der kommt zu seinem Vorgesetzten und fragt ihn, was er tun soll. Antwort: "Halle 7 ausfegen!" Empört entgegnet der Dipl.-Ing.: "Erlauben Sie mal, ich bin Diplom-Ingenieur!" Darauf der Chef: "Oh, entschuldigen Sie bitte. Das habe ich nicht gewusst. Dann lassen Sie sich bitte in der Handhabung des Besens von der Putzfrau unterweisen!"

So, genau so........

@niurick


Auszubildende mit 16-18 Jahren können nicht auf der gleichen charakterlichen Entwicklungsstufe sein wie Masterabsolvent/innen. Von daher schlägt der Vergleich etwas fehl - aber auch ich weiss was Du meinst.

Sicherlich hilft eigenes Engagement und Zielstrebigkeit dabei, sich gewisse Freiheiten in seinem Betrieb zu erarbeiten.
Aber selbstverständlich braucht es einen gewissen Rahmen und bestimmte Angebote an die Auszubildenden, welche Entwicklung erst ermöglichen. Wird dieser Rahmen nicht geboten, dann kann kaum Eigeninitiative erwachsen.

Ich rede ja nicht von allen Betrieben, und auch nicht von einem speziellen Berufsfeld - aber man sollte das Konzept Ausbildung neu denken

@dino

dino schrieb am 18.04.2015:wirklich leichter?
Wieviele Leute kloppen sich denn heute um einen sauberen Bürojob während man sich nach Handwerkern die Finger leckt? Und als Handwerker hast du immer noch die Möglichkeit, in der Nachbarschaft, in der Familie, bei Freunden usw. was privat dazu zu verdienen (jaja Schwarzarbeit aber zeigt mir einen Handwerker der das nicht macht).

Mein Vater war Handwerker, hat jetzt nen kaputten Rücken mit Anfang 50, musste ne Umschulung machen und hat ne beschissene Rente in Aussicht, obwohl er seit dem 17. Lebensjahr geschuftet hat UND er hat noch 15 Jahre Arbeit vor sich.
Die Wirtschaft und die Politik sollten sich nicht wundern, dass so wenig Leute ein Handwerk erlernen wollen, wenn sie ihre Leute so verheizen und dann sich selbst überlassen, wenn sie sich kaputtgearbeitet haben.

Für zu wenig Geld zu anstrengend. Dann lieber als Maschinenführer in der richtigen Firma am Pc sitzen und im Internet surfen und dafür noch 2000 Euro netto bekommen.

Ich hab nen handwerklichen Beruf erlernt. Aber ich hab mich nach 3 Jahren in dem Beruf und auch in anderen Handwerklichen Berufen entschieden doch studieren zu gehen. Handwerkliche Berufe machen viel Spass, aber es ist eben einfach so, dass man viel zu wenig verdient für viel zu viel Arbeit. Da arbeitet man 9-10 Stunden am Tag, harte körperliche Arbeit, und kriegt dann dafür so ca. 1100 - 1400€ Netto raus, eben je nach Beruf und wie lange man schon dabei ist und ob man Geselle oder Meister ist. Geht natürlich bei manchen Betrieben nach oben, dann sinds vllt 1.800. Aber ich kann mit wesentlich weniger Aufwand auch wesentlich mehr Geld verdienen also wieso Handwerker bleiben?