Warum will niemand mehr einen handwerklichen Beruf erlernen?

@pamir
Zeit ist das kostbarste, was wir Menschen im Leben haben. Was soll ich mit nem 1000er mehr, wenn ich dafür kein Leben mehr habe. Mag sein, dass das die ganzen Karrierebesessenen, Workaholics und Menschen, die sich über Statussymbole definieren, da draußen nicht verstehen können. Mich wollen sie auf der Arbeit auch in eine Rolle drücken, soll Networking an Wochenenden machen, unbezahlt und alles. Ich sage Nein. Motiviert mich eine Gehaltserhöhung dazu, mehr zu arbeiten? Nein. Ich sage immer öfter Nein, seitdem ist mein Leben auch viel besser. :D

@Heijopei

Das auch, gibts sicher viele denen das wichtiger ist als alles andere

@Daenerys

Ich bereue auch nicht das ich nein gesagt habe, ich hätte mehr Stress und das sehe ich auch meinen Kollegen an, an deren Stelle ich jetzt womöglich wäre. Ist einfach nicht mein ding, das Leben ist zu kurz um sich dafür so abzumühen und das Privatleben hinten anzustellen, meiner Meinung nach.

@pamir

pamir schrieb:Ist einfach nicht mein ding, das Leben ist zu kurz um sich dafür so abzumühen und das Privatleben hinten anzustellen, meiner Meinung nach.

Sehe ich genauso , und daran gibts auch nix zu Rütteln

Ist halt nicht so prestigeträchtig. Es mag zwar snobistisch klingen, aber Fakt ist nunmal, dass viele Handwerker intellektuell eher einfach gestrickt sind. Mehr als Stammtischgelaber powered by BILD bekommt man meist auch nicht zu Ohren. Die Aufstiegschancen sind überdies auch nicht gerade blendend, wenn man nicht mindestens den Meistertitel sein eigen nennt und sich selbstständig macht

Handwerk?
pah...
Ich bin gelernter Fleischer und habe bislang gesamt 1 Monat in dem Job geschafft...
Was soll ich pro Monat Überstunden Kloppen für nen undankbaren Lohn?

@Gruselschinken

Gruselschinken schrieb:Was soll ich pro Monat Überstunden Kloppen für nen undankbaren Lohn?

Sei froh wenn du sie überhaupt noch bezahlt bekommst, die meisten Firmen haben ja schon Betriebsvereinbarungen wo Überstunden als freiwillige Mehrarbeit laufen und man sich für garnichts den Arschabarbeitet.
Gerade wenn sich irgendwelche Investoren einkaufen und dann auf einmal das Sagen haben nimmt sowas gerne greifbare Formen an, die schmeissen sogar den Chef raus wenns sein muss und er sich allzusehr hinter seine Belegschaft stellt .
Und dann kann man sich mit einem neuen Geschäftsführer rumärgern der nur die jährliche Umsatzsteigerung im Auge hat um die Investoren zufriedenzustellen.

Ein Hoch auf den Kapitalismus :shot:

Das Interesse an einem Handwerklichen Beruf fehlt, weil den Kindern ja heute schon andere Dinge vermittelt werden!

Mein Sohn ist im Kindergarten, die Kinder dort kennen nicht mal mehr eine Gans, einen Schwan, eine Kuh usw. ihnen wird nicht mehr gelernt woher Milch usw. kommt.
Sie sehen von den Eltern kaum noch das was repariert wird - der Schrank ist kaputt? Gehen wir zum Roller, da kostet er nur 80€.
Eltern gehen mit ihren Kindern nur noch auf Spielplätzen, aber kaum noch in die Natur, um Tiere und Pflanzen zu entdecken!

z.B. Kann mein Sohn sein Kindergartenfreund schon Apps runterladen, spielt Asphalt 8, hat ein eigenes Spielhandy usw.

Man ist doch heute nur noch "Dreck", als Handwerker!
"Was du bist nur Schreiner, Maler, KFZ-Mechaniker? Ich hab Jura, Geschichte, XYZ Studiert!"


Mir ist es wichtig, dass mein Kind noch seine Sachen und Arbeit schätzt!
Mein Sohn durfte schon Nägel in Bretter klopfen und andere Handwerkliche Sachen machen!
Er kommt täglich raus an die Luft beobachtet Tiere oder entdeckt Pflanzen! Er weiß das sein Fleisch mal ein Tier war und nicht im Supermarkt wächst!
usw.

Es liegt einfach an der Erziehung! Und wenn die Eltern nur noch ständig Fotos für Facebook machen, ständig telefonieren oder am TV sitzen, woher sollen Kinder das dann noch lernen?

collectivist schrieb:Ist halt nicht so prestigeträchtig. Es mag zwar snobistisch klingen, aber Fakt ist nunmal, dass viele Handwerker intellektuell eher einfach gestrickt sind. Mehr als Stammtischgelaber powered by BILD bekommt man meist auch nicht zu Ohren. Die Aufstiegschancen sind überdies auch nicht gerade blendend, wenn man nicht mindestens den Meistertitel sein eigen nennt und sich selbstständig macht

Da scherst du jetzt viel zu viele Leute über einen Kamm. Es ist bei weitem nicht jeder Handwerker intellektuell eher einfach gestrickt. Es gibt viele Handwerker, die ein Studium mühelos geschafft hätten, aber aus verschiedensten Gründen kein Studium absolviert haben. Einige wollten nicht, andere konnten nicht.

Es ist doch nach wie vor häufig der soziale Hintergrund, der über Studium oder kein Studium entscheidet. Wenn die Eltern studiert haben, dann studieren häufig auch die Kinder. Es ist für sozial Schwache heute zwar einfacher, ebenfalls ein Studium zu absolvieren, aber die soziale Herkunft ist noch immer ein Faktor.

Jemand mit einer handwerklichen Ausbildung in Kombination mit (guten) betriebswirtschaftlichen Kenntnissen hat heute sicher gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt und braucht sich vor Akademikern nicht zu verstecken.

Emodul

Mein Mann arbeitet seit 40 Jahren auf dem Bau. Wir haben manches was viele Akademiker trotz Studiums nicht schaffen. Ein großes Haus das uns gehört und nicht der Bank, ein Auto und natürlich die Kinder. Hätten wir das Geld das wir in die Kids investiert haben dann wären wir vermutlich Millionäre.

Mein Mann macht selten Überstunden, sicher kommts mal vor aber eher selten und die werden auch bezahlt. Bei nem Stundenlohn von über 16 € kann man auch nicht meckern. Und Handwerker einfach gestrickt? Welche Handwerker kennst du denn? Ich kenne sehr viele und das sind verflixt tüchtige Leute denen mancher Akademiker nicht das Wasser reichen kann. Aber es ist wie überall, Ausnahmen bestätigen die Regel.

Und ja ich stimme zu dass manche Handwerksberufe besser bezahlt werden müssten.

Ich frage mich auch des öfteren was die ganzen Akademiker machen wenn es keine Verkäuferinnen und keine Handwerker, sei es der Autoschrauber, der Heizungsmonteur oder einfach der Elektriker und und und nicht geben würde? Die ständen doch da und würden wie Babys schreien weil sie genauso hilflos wären. Im Endeffekt brauchen wir die Handwerker nötiger als die Akademiker. Ok das ist jetzt provozierend aber es soll auch zum nachdenken anregen.

In diesem Sinne noch nen schönen Tag.

LittleDarky schrieb:Es liegt einfach an der Erziehung! Und wenn die Eltern nur noch ständig Fotos für Facebook machen, ständig telefonieren oder am TV sitzen, woher sollen Kinder das dann noch lernen?

@LittleDarky

Klasse Beitrag!

Die Wertevermittlung schon in der Kindheit ist das, was einen Menschen prägt. Wen man schon als Kleinkind eingehämmert bekommt das ein einfacher Handwerker " weniger wert ist in der Gesellschaft" als ein Akademiker, man also schon von klein auf nur auf "Spitzenleistung" getrimmt wird braucht man sich über faqlsche Wertevorstellungen, Vorurteile und Klassen-Gesellschaftsdenken nicht mehr wundern.

Nicht wenige auf "Studium" gedrillte Menschen scheitern jedoch und hängend ann oft jahrelang in der Luft....tja, warum wohl?

hexenlady schrieb:Bei nem Stundenlohn von über 16 € kann man auch nicht meckern.

*Ironie an*: Tja, du vergißt wohl, das es mehr als genug Menschen gibt die noch nicht mal für 25€ pro Stunde früh morgens um 6:00 Uhr aufstehen würden......" *Ironie aus.*

Sicherlich könnten die Anreize eine handwerkliche Ausbildung zu beginnen noch erhöht werden - nicht nur über den Verdienst. Wo man da am besten anfangen soll?

Tja, das zu entscheiden überlasse ich lieber den studierten Fach-Akademikern...die haben nämlich studiert und somit den vollen Durchblick was das Handwerk betrifft...^^

@LittleDarky

Viele Kinder werden zu einseitig auf´s Studium fixiert erzogen, ohne die Vielfalt der Handwerksberufe zu beleuchten.

Es gehört auch zur Bildungserziehung den Kindern andere Berufe zu vermitteln, als die als vermeintlich profitableren Berufe, auch wenn einem das als Erziehungsberechtigtem nicht passt und die Wünsche arg aus der strukturierten voll umfänglich aus der bisherigen Lebensweise geschlagen sind. Leitbild sollte immer sein, es gibt auch kreative Friseure, die 100,00 Euro die Stunde und mehr verdienen. Schneider, die ein zigfaches dessen verdienen, was ihre Mitbewerber verdienen. Zeichner, die sich aus der Menge herausheben und schon in jungen Jahren ihren Lebensunterhalt sichern. Es kommt sicher auch darauf an, Talent zu erkennen, zu fördern und den Nachwuchs ans Arbeiten zu gewöhnen.

Auch das im Kindergarten die Tiere und deren Produkte vermittelt werden halte ich für ein absolutes Muss. Kein Erwachsener wird ein Kind ernst nehmen, das die Grundbegriffe und deren Bedeutung nicht versteht bei Fragen, um eine ebenso lächerliche wie abwertende Antwort zu geben. HSK ( Heimat und Sachkunde) ist in der Grundschule übrigens ein Fach welches entscheiden kann, ob ein Kind ein Übertrittszeugnis bekommt oder nicht, neben Deutsch und Mathematik. Also eine sehr peinliche Sache für die Erzieherinnen deines Sohnes im Kindergarten.

@Bauli

Ja, statt KiTa- und Grundschulkindern die
Unis zu öffnen, wäre es genau so wichtig,
ihnen die Backstuben und Schreinerwerkstätten
zu öffnen.

emodul schrieb:Es ist bei weitem nicht jeder Handwerker intellektuell eher einfach gestrickt.

Wo hab ich denn geschrieben, dass ausnahmslos jeder Handwerker einfach gestrickt ist?? Viele sind nicht gleich alle!

emodul schrieb:Es ist doch nach wie vor häufig der soziale Hintergrund, der über Studium oder kein Studium entscheidet.

Hier hast natürlich recht, ist tatsächlich so. Das liegt aber auch daran, dass Nicht-Akademiker-Eltern weniger Wert auf die Bildung ihrer Blagen legen

gibt doch genug perspektivlose hauptschüler die verzweifelt nach lehrstellen suchen. wo ist denn da das handwerk? ist ja nicht so als wäre kein nachwuchs mehr da.

Es geht ja schon bei den Bewerbungen los. Vielleicht sollten Handwerksbetriebe dort auch mal über ihren Schatten springen und nicht sofort Schüler mit schlechteren Noten oder begrenztem Allgemeinwissen aussortieren. Was sagt denn das über handwerkliche Begabung aus wenn einer nicht weiss wie der Bundespräsident heißt? Vielleicht hat derjenige schon öfter beim Vater in der Garage mit rumgebastelt, geschraubt, gelötet, gebohrt usw. Einfach mal ne Woche in der Werkstatt mitmachen lassen zB. In den Ferien und schauen was jemand draufhat, dann aussortieren.

Straßenreiniger und Mülllader: Was haltet ihr von diesen Berufen?

Meine Frage geht in die gleiche Richtung :)

@Angelkiller2 Es ist echt schade das dasgute AlteHandwerk im Aussterben ist... ich hab mehrere Handwerkliche Berufe erlernt, vom Schlosser, über Zerspaner, Kranbau, Elektriker zum Koch.

Gerade in meiner Augenblicklichen Situation, bin ich froh, diese Fertigkeiten zu haben, um vieles, wo ich mir keine Handwerker leisten kann, selber zu machen.

Ich verstehe einfach nicht, warum es so abstoßend für Junge Menschen ust, ein gutes Handwerk zu erlernen, zumal sich so viele Technische Neuerungen entwickelt haben, das die Berufe eher interessanter als früher geworden sind.

Da wo die Verzahnung aus Handwerk und Technischem Fortschritt gut gelungen ist, Maschinenbau mal als Beispiel angeführt, ist das Handwerk, trotz immer noch vorhandener schwerer Arbeit, sauberer geworden.

@Schrotty

Schrotty schrieb:Ich verstehe einfach nicht, warum es so abstoßend für Junge Menschen ust, ein gutes Handwerk zu erlernen, zumal sich so viele Technische Neuerungen entwickelt haben, das die Berufe eher interessanter als früher geworden sind.

Weil es kein gutes altes Handwerk mehr gibt?

Was wird denn noch repariert , heutzutage gehts doch nur noch um das austauschen von baugruppen und nicht ums reparieren.

Oder was ist mit dem alten ehrwürdigen Beruf des Autoschlosssers passiert ?
Und das zieht sich durch alle bereiche.

@Heijopei Da hast du Recht... aber gerade in dem Bereich, hat sich ja auch vieles gewandelt. Viele Arbeiten sind dank Automatisierung und neuerer Werkstoffe leichter geworden, was eigentlich, die Handwerklichen Berufe Attraktiver machen sollte.

Nebenbei erlangt man neueres Wissen, im Punktu Zukunftstechnologien und Informatik, was das Handwerk auf ein höheres Level hebt.

Meines erachtens nach, liegt die unattraktivität, an einem völlig Überholtem Darstellungsbild, gestiegenen Ausbildungsanforderungen, welche von viel zu wenigen Schulabgängern noch erfüllt werden ( Bildungsmissere ) und auch daran, das es den Schülern zuwenig nahe gebracht wird.

Zu meiner Zeit, gab es Praxisorientierte Schultage, wie

Einführung in die Produktion und Produktive Arbeit.

Sachen die erst langsam wieder ins Bewustsein der Schulräte einsickern.

Auch hatten wir Landwirtschaftstage, um in den Landwirtschafts Berufen Erfahrungen zu sammeln....