Eine moralische Diskussion zum Thema Lüge

Fierna schrieb:Stell dir vor, du beobachtest, wie sich eine flüchtende Person in einem Gebüsch versteckt. Daraufhin fragt dich jemand, der eine große Axt in den Händen hält, ob du die besagte Person gesehen hast.

Wäre interessant zu wissen, ob die flüchtende Person nicht vielleicht der Serienkiller auf der Flucht ist. :D
Da ist immer wichtig die Umstände zu kennen :)

(Moralische Aspekte bitte mal einfach ausblenden :D )

@kusamak

kusamak schrieb:Aber mal Hand aufs Herz, ist es nicht tatsächlich so, dass sich mehrere Zeugen häufig widersprechen? Wer lügt hier, wer erinnert sich nicht richtig, oder wer handelt möglicherweise Vorsatz.

Genau so ist es und dafür hat man Gerichte, deren Job es ist, das abzuwägen.

Lügen heißt, wissentlich die Unwahrheit sagen, was, wie ich schon sagte, auch durch Weglassungen geschehen kann.

@zombyyyy

zombyyyy schrieb:In diesme Fall hätte ja die Wahrheit eine deutliche Negative Auswirkung und damit ist ja klar was besser ist

Sag das dem Herrn Chesterfield und Immanuel Kant.

Wikipedia: Über ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lügen

@Bodo

Bodo schrieb:Wäre interessant zu wissen, ob die flüchtende Person nicht vielleicht der Serienkiller auf der Flucht ist. :D
Da ist immer wichtig die Umstände zu kennen :)

Solange Äxte nicht als Dienstwaffen bei der Polizei genutzt werden, würde ich das mal ausschließen ;).

@Fierna
Nene, eher Selbstjustiz, keine Polizei :)

Klar sollte man Selbstjustiz nicht befürworten, aber die Umstände einer Situation können diese durchaus in einem anderen Licht erscheinen lassen :)

@Bodo

Bodo schrieb:Klar sollte man Selbstjustiz nicht befürworten, aber die Umstände einer Situation können diese durchaus in einem anderen Licht erscheinen lassen :)

Das wäre aber ein ganz schönes Dilemma. Müsste mir dann zu lange Gedanken über mögliche Konsequenzen machen, als dass ich die Situation irgendwie beeinflussen könnte :D.

@Fierna
Haha, stimmt! Aber gut. Gibt ja die verschiedensten "was wäre wenn"-Geschichten. Alle im Kopf durchzugehen ist ja unmöglich :)

@emz

emz schrieb:Lügen heißt, wissentlich die Unwahrheit sagen, was, wie ich schon sagte, auch durch Weglassungen geschehen kann.

Rein vom gesunden Menschenverstand kann doch nur eine Lüge dann eine Lüge sein, wenn der Lügner etwas faslches bezeugt. Wenn ich etwas weglasse, unerheblich ob mit oder ohne Vorsatz, ist es doch nicht eine Lüge. Unter einer Lüge würde ich das Erzählen einer Unwahrheit verstehen.

Ich verstehe gerade nicht weshalb die eine Weglassung einer Lüge gleichsetzt?

kusamak schrieb: Wenn ich etwas weglasse, unerheblich ob mit oder ohne Vorsatz, ist es doch nicht eine Lüge.

Genau das mit dem Vorsatz ist eben nicht unerheblich.

Wenn ich einen wichtigen Tatbestand bewusst weglasse, will ich damit bei meinem Gegenüber einen völlig anderen Eindruck erzeugen.

Homer J. Simpson:
Zum Lügen gehören immer 2 - einer der lügt und einer der es glaubt!


Mal Spaß bei Seite, wieso sollte man lügen, wenn die Wahrheit jetzt war nicht positiv, aber auch nichts negatives wäre?!
Wenn ich Lüge, dann Lüge ich!
Ist egal ob ich es verschönere oder nicht.

@zombyyyy

Warum gehst du davon aus, dass moral etwas absolutes ist?

Ob eine lüge eine gute sache ist kannst nur du anhand dessen unterscheidne, ob du es für das beste hälst oder nicht.

Wenn du denkst es ist das beste aber es nicht tust weil 'lügen böse ist' ist das dumm.

@emz

emz schrieb:Wenn ich einen wichtigen Tatbestand bewusst weglasse, will ich damit bei meinem Gegenüber einen völlig anderen Eindruck erzeugen.

Ich denke, ich weiß jetzt weshalb wir darüber schon länger diskutieren und keinen Konsens haben. Kann es sein das du die Lüge mit der Täuschung gleichsetzt?

Für die Lüge benötigt es die Sprache, eine Weglassung, also ohne die Sprache einzusetzen mit der Absicht die Wahrheit dadurch anders erscheinen zu lassen ist eine Täuschung.

Dann einigen wir uns doch auf Unwahrheit @kusamak

@emz
Mit Irrtum kann ich mich anfreunden, Unwahr ist mir zu nah am Begriff der Lüge.

@kusamak
Irrtum, dem Begriff haftet so etwas wie Versehen an.
Nein, ich bleibe bei Unwahrheit und orientiere mich dabei eher an der juristischen Sicht.
Wikipedia: Falsche uneidliche Aussage

@emz
Als politischer Mensch und in diesem Kontext habe ich die Diskussion geführt neige ich zur Auslegungung des Deutscher Bundestages. Dort gilt es als unstatthaft, einen Abgeordneten der Lüge zu zeihen. Dies wird regelhaft mit einem Ordnungsruf oder mit einer Rüge durch den Bundestagspräsidenten geahndet. Nicht geahndet wird es dagegen, wenn einem Abgeordneten unterstellt wird, er habe die Unwahrheit gesagt, weil dies die Möglichkeit impliziert, er habe sich nur geirrt. Auch der Vorwurf, jemand habe „wissentlich die Unwahrheit“ gesagt, zieht gemeinhin keine Ordnungsmaßnahme nach sich.
Quelle: Wikipedia: Lüge

@zombyyyy

Um es mal abzukürzen, es gibt keine allgemeingültige Lösung. Es gibt kein grundsätzliches "Lüge leben ist besser " oder "Wahrheit sagen ist besser".

Nö warum, wenn diese Lüge einen positiven Effekt hat, (siehe hier ein Beitrag, wo der betroffenen Person nicht gesagt wurde das sie Sterbens Krank ist).

Ich denke, dass diese Person es irgendwie schon selbst gewusst, warum muss man sie dann noch unnötig damit belasten, sich nicht lieber mit dieser Person schöne unvergessliche Stunden machen.
Sicher ist es nur eine Spekulation von mir (was diese Person betrifft),
da ich echt schwanke, ob ich die Wahrheit über meinen Gesundheitszustand (der mit dem Tod endet) wirklich erfahren möchte, ich weiß nicht ob ich dann meine „paar Lebensstunden“ noch richtig genießen könnte, die Lebensfreude wäre bei mir gleich Null.
Wie gesagt, ich rede hier nur von mir. @zombyyyy

@Fierna
Nur weil der Kant ein Philosoph war, ist er keine moralische Instanz. Ich nenne es einfach dumm, wenn man die Wahrheit sagt und sich selbst dabei in Gefahr bingt.
Woher kenne ich nur diese Story? Ein Typ der auch nicht lügen darf, muß einen Bekannten vor seinen Häschern schützen. Als er gefragt wird, ob er ihn gesehen hat, setzt er sich auf einen anderen Stuhl und antwortet: "Seit ich hier sitze, nicht!"

Wowo, durch das Thema kam eine alte Geschichte in mir hoch...
Mit diesem background noch etwas zum Thema.

Es gibt Menschen die in gewissen Situationen lügen um vermeintlich ihren Gegenüber zu schützen. Zu schützen vor der schmerzhaften Wahrheit, man will den Gegenüber ja nicht aus der Bahn werfen, etc pp.
Allerdings will man in erster Linie sich selbst schützen. Der "Schutz" des Gegenüber ist in dem Fall nur ein Vorwand.

Doch manchmal gibts Situationen im Leben, da ist dieses Verhalten viel viel schlimmer als die Wahrheit direkt zu sagen.