@Optimist Optimist schrieb:Dennoch ist doch aber diese Aussage korrekt, oder nicht?
Genau dieses Nicht-Einbeziehen der Einwohner regt doch diese so auf. Ist das denn nicht verständlich dass es dann Gemotze in Richtung Politik gibt?
Kommunalpolitiker und Entscheidungsträger haben es heutzutage sicher schwer - die Unterbringungsmöglichkeiten sind rar usw... - jedoch mutet es in vielen Fällen schon recht selbstherrlich an, wie über die Köpfe der Einwohner hinweg entschieden wird.
Im Prinzip hast du Recht.
Nur die Schwierigkeit ist ja:
Egal, ob die Anwohner vorher informiert und einbezogen werden oder nicht, häufig gibt es trotzdem Ärger, kurz vor Bezug der Asylbewerberunterkünfte werden diese angezündet und zerstört, wie jetzt reihenweise in der jüngeren Vergangenheit geschehen.
Also wenn die Anwohner informiert werden, werden die Unterkünfte vorher angegriffen, wenn sie nicht informiert werden, werden die Unterkünfte nach Bezug angegriffen. Oder es wird heftig protestiert.
Wie will man das lösen?
Die Ablehnung der Anwohner besteht oftmals auf Voraussetzungen ohne jede Grundlage, ohne Erfahrung mit diesen Menschen, die kommen sollen, zu haben.
Man hat buchstäblich panische Angst vor Menschen, die man gar nicht kennt und auf deren vermeintliche Gefährlichkeit man eigentlich keine Hinweise hat.
Argumente, wie:,,In anderen Asylbewerberheimen hat`s ja so viel Gewalt gegeben, steht in der BILD" oder:,,Man will sich ja noch abends auf die Straße trauen" oder:,,Meinen Kindern sollen keine Drogen angeboten werden/mein Auto soll heile bleiben", diese Argumente werden abgeleitet aus den Erkenntnissen der Boulevardpresse, vom Hörensagen, Facebook oder beruhen meist auf puren Spekulationen.
Natürlich gibt es alle diese Fälle in Zusammenhang mit Asylbewerbern.
Massenschlägereien und Drangsalierungen Schwächerer in Flüchtlingsunterkünften. Belästigungen von Anwohnern.
Drogenverkäufe. Sachschäden und Einbrüche.
Das kann kein vernünftiger Mensch abstreiten! Sollte man auch nicht, denn das sind fraglos Probleme, die behoben werden müssen, auch knallhart mit der Anwendung der geltenden Gesetze, keine Sonderbehandlung.
Aber:
Bei diesen Vereinfachungen, die grade die Boulevardpresse oder viele gewöhnliche Menschen vornehmen, geht das Verständnis für das ,,Warum" flöten, für die Hintergründe der Taten.
Nimmt man das jetzt in den letzten Tagen vielzitierte Beispiel von Massenschlägereien, dann frage ich mich, was denn die Deutschen eigentlich erwarten?
Dass sich alle Asylbewerber den ganzen Tag schön friedllich auf ihre Pritsche hocken und warten, ob ihr Asylantrag genehmigt wird oder nicht, ob sie in eine neue, eigene Unterkunft kommen oder nicht?
Das sind Menschen. Menschen sitzen nicht einfach nur rum und tun nichts. Sie haben Erlebnisse, sie haben Ansichten, Einstellungen, Ängste, Träume, Wünsche, Bedürfnisse, unterschiedliche Persönlichkeiten...
All das prallt aufeinander in Massenunterkünften. Die Menschen da stehen unter ständigem Stress ohne Rückzugsmöglichkeiten, sie sind möglicherweise mit Leuten zusammen, in denen sie ihre Verfolger sehen oder Feinde.
Deutsche, wohlsituierte Fans schaffen es nicht mal, bei Fußballspielen oder auf dem Oktoberfest ruhig zu bleiben, obwohl sie völlig freiwillig dahin gehen und jedderzeit wieder nach Hause gehen können, als Rückzugsort und Sicherheit.
Und dann wundert man sich, Asylbewerber in überfüllten, schmutzigen Massenunterkünften nicht stets ruhig und entspannt sind?
Gemeinhin nennt man sowas:,,Messen mit zweierlei Maß", dass die deutschen Fußballfans oder die Oktoberfestbesucher sich prügeln, kennt und versteht man ja, das gehört irgendwie dazu.
Aber wenn die Asylanten das machen, oh, oh, das geht ja gar nicht, die können einfach nicht mit unserer Kultur, die sind gefährlich...
Quatsch.
Zum anderen finde ich es unglaublich ärgerlich, wie zwar niemand auf die Idee kommt, wenn ein paar Thüringer beschließen, ins Saarland oder nach Berlin ziehen, zu befürchten, dass dann die Kriminalitätsrate extrem steigt, selbst wenn man die Thüringer nicht kennt und eventuell in der Zeitung grad von einer Klopperei in Thüringen gelesen hat - man aber grundsätzlich annimmt, wenn ein Asylbewerber kriminell und gefährlich ist, seien es alle und automatisch stiege die Gefahr für das eigene Wohlergehen.
Das ist so diffus, das entbehrt so stark jeder sinnvollen, gemeinsamen Grundlage, das ist völlig irrational.
Da kann man oftmals nicht umhin, ganz einfach reine Fremdenfeindlichkeit anzunehmen. Andere, logische Erklärungen gibt es kaum.
Ich kann doch nicht sagen:,,In der Zeitung steht, dass sich 200 Leute im Asylantenheim in Leipzig gekloppt haben, jetzt will ich auch kein Asylbewerberheim in meiner Stadt. Viel zu gefährlich.", obwohl dort ganz andere Menschen hinkommen, über die man nichts weiss.