Ohje. Hier ist inzwischen wieder so viel geschrieben worden, das schaffe ich jetzt nicht alles durchzulesen.
Möchte einfach nur noch mal auf den Beitrag von
@fumo auf Seite 49 eingehen.
(Bitte um ein Nachsehen, falls eventuell im Verlauf der Debatte bereits genannte Punkte sich nun wiederholen sollten.)
Radikalfeminismus:
Eine der wichtigsten Initiatorinnen und Theoretikerinnen des radical feminism war Shulamith Firestone. Sie
postulierte, dass am Ende der feministischen Revolution „nicht einfach die Beseitigung männlicher
Privilegien, sondern der Geschlechterunterschiede“ stehen müsse.[50] Weitere einflussreiche
Theoretikerinen des Radikalfeminismus sind Catharine MacKinnon und Mary Daly.[51]
. ....
Nach dieser Theorie gibt es kein „typisch männlich“ und „typisch weiblich“,
sondern nur durch geschlechtsspezifische Sozialisation und Aufgabenteilung begründete
Verhaltensunterschiede zwischen den Geschlechtern.
Die existierenden Unterschiede kann man nicht beseitigen, auch nicht durch Postulate oder Forderungen. Sie
sind einfach da. Fraglich ist aber schon, warum diese Unterschiede so sehr thematisiert werden müssen, und
wozu dieses Kategoriendenken überhaupt dient.
Die Kernunterschiede zwischen den Geschlechtern sind nämlich tatsächlich größtenteils
anatomisch / biologisch! Es mag zwar auch bestimmte "typische" Persönlichkeitsmerkmale und
Verhaltensweisen geben, doch diese werden ja vor allem durch Hormone geprägt, und auch wenn es
natürlich einen typisch weiblichen bzw männlichen Hormonstatus gibt, sind hier bereits von Mensch zu
Mensch große Schwankungen / Abweichungen üblich.
Dekonstruktivistischer Feminismus/Postfeminismus:(Damit haben wir es in dieser Diskussion zu tun)
Judith Butler, Autorin von Das Unbehagen der Geschlechter, und andere Vertreterinnen des feministischen
Dekonstruktivismus und des Postfeminismus bauen auf dem de Beauvoirschen Egalitätsfeminismus auf und
gehen einen Schritt weiter: Sowohl das biologische Geschlecht (sex) als auch das soziale Geschlecht (gender)
seien gesellschaftliche Konstrukte, deshalb müsse das Geschlecht als Klassifikationseinheit abgelehnt
werden.
Ins Zentrum dieser Theorie tritt die Differenz unter Menschen, das heißt, angenommene Gemeinsamkeiten
und Geschlechtsidentitäten werden „aufgelöst, dekonstruiert“ – die Unterschiede
der Menschen eines Geschlechts seien stärker als die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Stattdessen
wird davon ausgegangen, dass es so viele Identitäten gibt, wie es Menschen gibt. Auch die in den
vorherigen Ansätzen angenommene Zweigeschlechtlichkeit wird aus dekonstruktivistischer Sicht bestritten
und durch Vielgeschlechtlichkeit ersetzt.
Das ist in meinen Augen so weit auch richtig. Bis auf den letzten Punkt. "Vielgeschlechtlichkeit" braucht es
gar nicht. Wie schon oft geschrieben würde es (mir) genügen, wenn das Thema Geschlecht einfach einen geringeren
Stellenwert hätte. Wenn das im Alltag einfach unwichtiger wird, dann ist auch jedes tatsächliche,
gefühlte oder konstruierte Geschlecht egal, dann muss man darüber gar nicht mehr diskutieren.
Es ist letztlich nur in medizinischer und fortpflanzungstechnischer Hinsicht von Bedeutung, welchem Geschlecht
ein Mensch angehört. Es ist ein körperliches Merkmal, bzw eine Ansammlung körperlicher Merkmale, nicht mehr, nicht weniger.
Diese Forderung stellt einen tiefen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte eines jeden Menschen dar.
Versteh ich absolut nicht. Kannst Du erklären warum Du das so siehst?
Aus meiner Sicht trifft das Gegenteil zu, denn diese Sichtweise räumt der Persönlichkeit viel
größere Entfaltungsmöglichkeiten ein als das starre Korsett aus Rollenbildern und Stereotypen
bzw kategorischem Denken, in dem wir gegenwärtig noch leben!
Wir müssen uns an dieser Stelle also
fragen: Geht es wirklich um eine Überprüfung der Sprache auf Diskriminierung ODER sind Forderungen
nach "gleichem Lohn für gleiche Arbeit usw." seitens der Feministen nur das Schutzschild, um sich
gesellschaftlich unangreifbar zu machen, um ihr Kernanliegen, schöner verschleiert als der Inhalt eines
Trojanischen Pferdes, ..... die Infragestellung des biologischen Geschlechts voranzutreiben?
Keine Ahnung. Man kann ja nun auch nicht alle Feministen und Gendertheoretiker in einen Topf werfen.
Innerhalb der Bewegungen gibt es auch wieder erhebliche Unterschiede und zt unterschiedliche Auffassungen.
Radikale Auswüchse hat ja irgendwo jede Bewegung / Ideologie. Ich finde es auch nicht sinnvoll, wie beim Thema
Religion oder politische Ausrichtung, immer die Extremisten zur Contra-Argumentation heranzuziehen.
Eine Infragestellung bestehender sozialer Normen und bewährter gesellschaftlicher
Denkmuster (und dazu tragen die Themen der Feministen bei) finde ich jedoch alles andere als verkehrt.
Denn nicht immer ist alles Bewährte auch sinnvoll und gut.
Man separiert die Menschen heutzutage ja auch nicht mehr nach Rassen bzw Hautfarben.
Warum separiert man nach wie vor so stark bei den Geschlechtern?
Vielleicht sollte man versuchen, "dekonstruieren" nicht als "abschaffen" zu verstehen. (Und diese unbegründete Angst davor abzulegen.)
Geschlechter können nicht abgeschafft werden, aber ihr Stellenwert innerhalb der Gesellschaft könnte sich ändern.