Venice2009 schrieb:Selbst die DNA-Analyse ist zwielichtig zu betrachten.
Ja, sie bringt eines der Hauptindizien (dass die "Blutgruppe 0"-Spur von ihm stamme) ins Zwielicht. Aber auch das spricht für dich anscheinend gegen Söring, obwohl du es natürlich nur gut meinst mit ihm:
Venice2009 schrieb:Ich will Söring nicht als Täter sehen.
;-)
Venice2009 schrieb:Es wurde eine Person mit der Blutgruppe 0 gesucht. Die Blutgruppe die JS hat.
Das muss nicht unbedingt ein "Entweder einer von ihnen oder beide zusammen" sein. Wenn Elizabeth die Morde verübte, dann muss nicht zwangsläufig Söring dabei gewesen sein. Es gab immerhin Spuren am Tatort, die weder ihm noch ihr zugeordnet werden konnten (Haar in Waschbecken, Fingerabdrücke).
Dass es so als Pärchen-Sache gesehen wird, dürfte an Jens Söring selber liegen, der die Geschichte wie ein Shakespeare-Drama aufzog, als eine Geschichte übergroßer Liebe, Betrug, Hass, Aufopferung.
Die Anklage unterstellte ihm - diese Leitmotive bereitwillig aufgreifend - deshalb auch eine Art emotionaler Abhängigkeit als Motiv für die Morde.
Es ist dieselbe emotionale Abhängigkeit, die Söring skizziert, um in seinem Geständnis die Morde zu erklären. Zusammen mit einem psychologischen Gutachten und orchestriert durch einen Anwalt, um - so mein Eindruck - auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren zu können. Der Wahrheitsgehalt dieses Geständnisses scheint mir schon allein deshalb beschränkt.
Später taucht diese emotionale Abhängigkeit als Grund auf, warum er an Elizabeths Stelle ein Geständnis abgelegt haben will.
Die Anklage bewertet das mal so mal so, ohne zu begründen, warum sie einmal diese Liebe als Motiv akzeptiert, ein andermal jedoch nicht. Dadurch wird das für mich beliebig und willkürlich. Zumal der kleinere Liebesbeweis (falsches Geständnis, das aus Sicht Sörings kalkulierbar war) als unglaubwürdig eingeschätzt wurde, der absurd große Liebesbeweis (Dopplemord aus Liebe) dafür als glaubwürdig galt.
Mir scheint, dass eine emotionale Bindung bei allem eine deutlich geringere Rolle gespielt haben dürfte, und diese Bindung als Joker verwendet wird, um alles Mögliche erklären zu können. Für mich ist deshalb diese emotionale Beziehung der beiden mit sehr vielen Fragezeichen versehen - und verliert als Motiv an Gewicht. So aufregend und spannend dieses Motiv auch ist, irgendetwas stimmt damit nicht.
Um die Geschichte schlüssig zu erzählen, wäre es vermutlich besser, wenn man auf alles Shakespearesche verzichten würde. Möglicherweise wäre dann auch Jens Sörings Rolle eine deutlich geringere.
Wenn man die Geschichte runterkocht, dann bleibt vielleicht nur noch der Hass einer Tochter auf ihre Eltern, der in Mord mündete. Und ein "bester Kumpel", der auch mal Liebhaber sein wollte, und der deshalb diese Situation auszunutzen versuchte.