@vegani Du hast natürlich Recht mit dem Einwand, dass man ihm nicht hinter den Kopf schauen konnte.
vegani schrieb:Auch arbeiten mit falscher Identität ist kriminell.
Ja, aber systematischer Scheckbetrug + falsche Identität ist deutlich krimineller als "normale Arbeit" mit falscher Identität.
vegani schrieb:Er hatte das Verbrechen gedeckt
Aber nicht nur das. Die Polizei erlebte ihn als "unkooperativ". Er verweigerte eine Blutprobe und Finger- und Fußabdrücke. Das macht m.E. keinen Sinn, wenn er nicht der Täter war. Warum kooperiert man dann nicht zu 100% und gibt alles ab, was die von einem wollen (zumal ja EH das schon getan hatte). Natürlich hat er dafür die Erklärung mit der bevorstehenden Flucht. Aber hier an der Stelle hätte man das Rad nochmals herumreißen können. Hätten die beiden sich gut abgesprochen und erklärt, was sie an dem Abend in Washington gemacht haben und hätte er bereitwillig alles abgegeben - er wäre vermutlich nie in den Fokus der Ermittler geraten und hätte gar nicht erst flüchten brauchen.
vegani schrieb:Warum hat er dann so auf die DNA Analyse gehofft?
Weil er wusste, dass er wenig oder nicht geblutet hat und alle Beweismaterialien, die es nach der Zeit noch gab, waren Blutspuren. Blut besteht aus Plasma und Blutkörperchen. Das Plasma trocknet einfach weg und hinterlässt bestenfalls ein paar Eiweißrückstände, die nach den Jahren degeneriert sind. Die Blutkörperchen lassen sich in rote Blutkörperchen (diese haben keinen Zellkern (mehr) und können nicht zur DNA Analyse dienen), den weißen Blutkörperchen (mit Zellkern) und Thrombozyten - zur DNA Analyse kannst du (vereinfach gesagt) nur die Leukozyten nehmen. Wenn die aber 25+ Jahre alt sind ... dann kommt sowas raus wie bei JS - eine Menge Proben, aus denen keine DNS zu gewinnen war. Das wusste er vermutlich - das Ergebnis entlastet und belastet ihn ja nicht ... es kam nichts wirkliches raus. Anders wäre es im Fall 2015, wo du auch andere Dinge auf DNS testen kannst und man auch weiß, dass man keine in Polen verpackte Billigbäuschen nehmen sollte.
vegani schrieb:FALLS er wirklich diesen Doppelmord nicht begangen hat, ist sein Verhalten völlig verständlich und nachvollziehbar.
Da möchte ich dir wiedersprechen ... hätte er diesen Doppelmord nicht begangen, ist m.E. nach nicht nachzuvollziehen, dass er mit in die (schriftliche) Planung eingestiegen ist, das Alibi kreiiert hat, nicht das, was er wusste, weitergegeben hat, nicht mit den Behörden kooperiert hat, seine Blutprobe verweigert hat, geflüchtet ist, mehrfach gestanden hat, .... um nur einige Beispiele zu nennen.
vegani schrieb:Ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum das ständig wieder als Indiz für seine Schuld herangezogen wird.
. Weil er recht detailliert gestanden hat, mit sehr interessanten Punkten (z.B. das Außenlicht). Das war Täterwissen, was er hier offenbart hat. Auch der Sockenabdruck.
vegani schrieb:für den Gardner gäbe es keine größere Katastrophe, als wenn nun Beweise für Sörings Unschuld auftauchen würden. Seine ganze Karriere wäre eine Farce.
Das ist ja ein Lieblingsargument von JS, dass Gardner nur auf seine Kosten Karriere gemacht hat. Gardner hat nun 29 mehr Jahre Berufserfahrung. Er steht mit Sicherheit kurz vor der Pensionierung. Seine Laufbahn würde sich nicht ändern, es war ja nicht der einzige Fall, den er gelöst hat, nur eben der einzige "High Profile Case".
vegani schrieb:Danke für den Link, aber ich konnte nirgendwo lesen, dass er den wirklich ablehnt.
Was nicht heißen soll, dass ich es nicht glaube.
Da gebe ich dir Recht - es gibt noch einen besseren Link, wenn ich ihn nur wieder finden würde ...
:D. Wird nachgeliefert, versprochen.
vegani schrieb:eine Ansammlung von an Haaren herbeigezogenen Kleinigkeiten, die man nach Belieben interpretieren kann.
All das lag ja der Jury auch vor (zusammen mit den Briefen, die bis heute nirgends publiziert sind, sondern nur in Virginia einsehbar sind. Diese sind derart gelagert, dass die britische Polizei konkret bei der Polizei in Bedford nachfragte, ob die Menschen ermordert wurden. Die Jury -das bitte ich zu bedenken- brauchte lediglich vier Stunden, um zum Schuldspruch zu kommen - für so einen Fall eine extrem kurze Zeit, da sie ja alles nochmals rekapitulieren mussten. Sie mussten zu einem einstimmigen Urteil kommen - das funktionierte problemlos. Solche Kleinigkeiten können da gar nicht vorgelegen haben.