Pippen schrieb:Der Fall wird nur "klar", wenn man Jens' Geständnisse für ebensolche hält und dafür gibt es keinen Grund, weil Jens 1. sein Geständnis widerrufen hat, mit 2. der plausiblen Begründung, er wollte dadurch EH schützen, was 3. erwiesenermaßen ein - der! - Hauptgrund für falsche Geständnisse ist, die es 4. im Übrigen nicht nur ganz selten gibt.
Oder man widerruft ein Geständnis, weil man feststellt, dass die Ermittler gar nicht soviel in der Hand haben, wie man zum Zeitpunkt des Geständnisses glaubte.
Ich bin kein Vernehmungs- und Geständnisexperte. Aber das was Söring sagte, klingt wie das Minimum dessen, was jemand zugibt, der glaubt, es gäbe eindeutige Spuren, die auf seine Tatbeteiligung hindeuten.
Ich hab das an anderer Stelle schon mal gesagt, das Geständnis redet die Tat klein: Er wollte nur eine Aussprache. Aber dann wurde er provoziert, er wollte sogar weggehen, aber Herr Haysom habe ihn daran gehindert. Das habe ihn getriggert und dann war Herr Haysom tödlich verletzt. Und dann griff ihn auch noch Frau Haysom an. Er hat sich gewehrt. Dann ein Blackout.
Und wenn sich dann angeblich ein Nebel über das Geschehen gelegt hat, dann kann man natürlich nicht mehr so genau wissen, wo die Körper lagen. Vielleicht so? Oder so? Alles wie ein Traum.
Naja.
Venice2009 schrieb:Ich habe jetzt keine Zeit den ganzen Thread durchzusuchen, daher ohne Quellenangabe.
Gardner äußerte sich zu der Kleidung. Und zwar stellte es JS so dar, dass er die blutige Kleidung auszog. Hinten im Kofferraum war eine Art Getränkekiste in der er die blutbeschmierte Kleidung packte. Die Kiste wurde entsorgt. Daher keine Blutspuren im Auto.
Da müsstest du mir die Quelle nachreichen.
Ich finde da nur eine Zusammenfassung von Gardner (zitiert von Söring selbst), in der er notiert, wie Söring zum Container gefahren sei und dann wieder zurück. (Ich nehm mal an, dass er das mit dem Auto tat, da erwähnt wird, er habe dabei einen Hund erwischt).
Ist alles etwas Durcheinander, aber es dürfte nur eine Fahrt zum Müllcontainer gegeben haben. Da er dabei seine Kleidung und Schuhe entsorgte, müsste er das in Unterwäsche und in Socken gemacht haben. Er warf auch zwei Messer weg. Am Container bemerkte er dann seine Schnittwunden.
Er fuhr zurück, um den Tatort zu säubern, da muss er dann den Sockenabdruck hinterlassen haben. Er versorgte sein Wunde und fuhr dann zurück nach Washington.
Klingt schon eher so, als ob er einiges Blut (von der Schnittwunde, vom Socken) im Auto hätte hinterlassen müssen.
The interrogation was conducted by Bedford County Detective Ricky Gardner, who dictated these notes onto a tape recorder as soon as the interview was completed: [...]
"Left house...took tableware and clothes to the dumpster at the end of the street...Threw pants, jacket and sneakers into dumpster...Hit small dog on way to dumpster...Drove speed limit all the way back to Washington D.C....
[...]
Jens threw two knives into dumpster...Went back to house to wipe up fingerprints and blood...Swirled footprints in blood on floor...Threw away glasses and silverware in dumpster...Turned off lights when he left house...Drove all the way to D.C. in rental car...Wrapped sheet around him...Jens' hand was cut in fight...Didn't notice cut until he got to dumpster...washed hand and wrapped it in a towel.."
http://lucy.ukc.ac.uk/Soering/chapter09.html#137Aber das was Söring da in den Vernehmungen sagte, muss ja auch nicht unbedingt stimmen.
Kristin73 schrieb:Das Washington-Alibi wurde von JS und EH konstruiert, weil für dieses Wochenende mehr geplant war als ein Gespräch. Ich glaube, beide waren am Tatort.
So sehe ich das momentan auch. Und zum Alibi gehörte der Mietwagen: vor Zeugen abgeholt und zurückgebracht, und zwar ohne Spuren, die auf eine Bluttat hindeuten (oder auf vermeintlich angefahrene Hunde...), alles von Mietwagen-Angestellten bezeugbar.
In dieser Logik würde ein zweiter Wagen Sinn machen: Wenn der Mietwagen als Beleg dienen sollte, dass sie in Washington waren, dann durfte er auch nicht vor dem Haus der Haysoms gesehen werden.
Ein zweiter Wagen würde aber auch bedeuten, dass die Morde geplant waren und nicht Resultat eines mehr oder weniger spontanen Entschlusses während des Washington-Trips - wie letztlich beide behaupten. Und wenn das alles lange geplant war, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass beide vor Ort waren, schon recht hoch.
Falls es einen Zweitwagen gab, dann hatten die Angeklagten ein Interesse daran, ihn nicht zu erwähnen. Ob es tatsächlich so war, weiß ich natürlich nicht.