@ElvisP die von dir erwähnten Briefpassagen wurden auch im Film thematisiert und dort von den Schauspielern Imogen Poots und Daniel Brühl sogar vorgelesen.
Der Film The Promise hat also kein Geheimnis aus diesen Briefpassagen gemacht.
Eine Passage hat ungefähr gelautet, daß Elizabeth geschrieben hat, warum sich ihre Eltern nicht einfach hinlegen und sterben und daß sie ihnen den Tod wünscht (...will them to death....) und noch einige ähnliche Passagen, die von den Schauspielern vorgelesen wurden.
Vermutlich waren diese und ähnliche Passagen der Grund aus dem die damaligen Ermittler in England da stutzig geworden sind.
Ich meinte jedoch etwas ganz anderes, denn Chuck Reid kannte nicht nur "isoliert" diese Briefpassagen, sondern er kannte die Gesamtumstände dieses Falles und er kam trotzdem zu der Auffassung, daß sein Nachfolger Ricky Gardner, den er in einem Filmausschnitt als Anfänger bezeichnet hat, da zuviel hineininterpretiert hat.
Dies nochmal zum von dir weiter oben nochmal angesprochenen Thema Briefpassagen.
@Yoshimitzu Du hast oben die Frage nach der zweiten Chancen gestellt.
Zunächst hätte Jens meines Erachtens die Chance auf ein richtiges Berufungsverfahren gehabt.
Man redet bei Berufungsverfahren nicht ohne Grund auch von einer zweiten Tatsacheninstanz, in der es gerade nicht nur um die Überprüfung von Rechtsfehlern gehen soll, sondern auch um eine nochmalige Bewertung alter und neuer Beweismittel.
Die erste Anhörung für dieses Berufungsverfahren fand vor demselben Richter statt, der schon in der ersten Instanz dargelegt hat, daß er mit dem Bruder von einem der Opfer, nämlich Nancy Haysom befreundet war.
Und es ging bei dieser Anhörung nur um die Frage von erstinstanzlichen Rechtsfehlern. (genauso wie auch bei allen weiteren Berufungsinstanzen).
Und im Gegensatz von
@Venice2009 bin ich der Ansicht, daß Jens eine Mängel neuer und auch alter Tatsachen und Beweismittel vorlagen, die in einer zweiten Tatsacheninstanz in tatsächlicher Hinsicht (nicht nur in rechtlicher Hinsicht) hätten geprüft werden müssen.
Hierfür nur einige Beispiele:
Der Sockenabdruck,
Das FBI täterprofil, daß damals von der Staatanwaltschaft nicht offengelegt wurde,
der neue Zeuge,
die Ungereimtheiten und Widersprüche in den Aussagen von Elizabeth, z.B. ihre Äußerunge, daß Jens angeblich völlig blutverschmiert und nur in einem Laken bekleidet bei ihr ankam, ihre ständig wechselnden Versionen über die von ihr angeblich gesehenen Kinofilme, wo sie im Gegensatz zu Jens noch nicht mal korrekte Angaben über die Anfangszeiten machen konnte etc.
Das damals nicht thematisierte Tatmotiv, nämlich der sexuelle Mißbrauch.
die Tatsache, daß Jens ein Alibi hatte, denn die Staatsanwaltschaft hat selber eingeräumt, daß einer der beiden ein Alibi hatte und daß gerade nicht beide gemeinsam die Tat begangen haben.
Die Tatsache, daß Jens angebliches Geständnis diverse Fehler aufwies, die jedoch in der ersten Instanz nicht hinterfragt wurden.
Und auch die Tatsache, daß das Thema "falsches Geständnis" in der Kriminalwissenschaft ein häufiges Phänomen ist.
Dies sind einige der (alten und neuen) Tatsachen und Beweismittel, die in einer zweiten Tatsacheninstanz hätten verhandelt werden müssen.
Bei Jens liefen jedoch alle Berufungsverfahren ins Leere, da er nie eine zweite Tatsacheninstanz hatte, da es nur um die Überprüfung von REchtsfehlern ging.
Zusätzlch war auch noch die 21 Tage Regel eine weitere Hürde in Bezug auf das Einbringen NEUER Tatsachen und Beweismittel zwecks Prüfung in der nachfolgenden Berufungsinstanz.
Zu guter letzt war auch die Tatsache, daß ein nachfolgender Gouverneur "rückwirkend" eine bereits erfolgte Haftüberstellung nach Deutschland wieder rückgängig machen konnte ein rechtliches No Go.
Denn es hätte zunächst ein neues Gesetz erlassen werden müssen, wonach es überhaupt rechtlich zulässig ist, daß eine bereits erfolgte Haftüberstellung quasi rückwirkend wieder rückgängig gemacht werden kann.
Nicht ohne Grund weist Jens, meines Erachtens völlig zurecht daraufhin, daß er auch in diesem Fall "Jusitzgeschichte" geschrieben hat, da es noch nie vorkam, daß ein nachfolgender Gouverneuer die Entscheidung eines Vorgängers rückwirkend wieder zurückgenommen hat.
Alles in allem hatte er nie eine faire Chance, so mein Fazit.
Und ich vermute auch, daß viele user, die gerade vehement gegen Söring sind, sich noch nicht mal den Film angesehen haben, um noch weitere Tatsachen zu dem gesamten Sachverhalt zu erfahren oder sich auch nur gefragt haben, warum Elizabeth sich dagegen gewehrt hat für den Film auch nur interviewt zu werden.