blorgempire schrieb:Es hieß die letzten Tage ja, dass der Richter hier mitliest. Mal schauen, ob er jetzt auch den Mut hat, Stellung zu beziehen.
Wenn seine Argumente gut wären, bräuchte er da nichtmal Mut für. Dann könnte man ja offen diskutieren. Dass sich kein JS-Anhänger mehr hier reintraut, lässt aber vermuten, dass sie ihren Argumenten selbst nicht trauen.
Habe eben noch ein Interview mit G-R in der Welt von 2022 gefunden. Man glaubt es kaum, was man da liest:
WELT: Was genau hätte die deutsche Justiz denn anders gemacht?
Guise-Rübe: Wir hätten uns beispielsweise viel intensiver mit der Entwicklung von Herrn Söring, seiner Kindheit, dem Aufwachsen beschäftigt. Ist er Borderliner, hat er irgendwelche anderen psychischen Probleme, die zu so einer Tat führen könnten? All das wäre in dem Prozess besprochen worden, vor allem um deutlich zu machen, ob jemand, der vorher nie strafrechtlich in Erscheinung getreten ist, der in einem Premium-Haushalt als Diplomatensohn aufgewachsen ist, überhaupt in der Lage zu einem Mord gewesen wäre. Er hatte eine ganz andere Zukunft vor sich. Warum soll er dann so plötzlich falsch abgebogen sein?
Die Entwicklung des Täters aufzuklären (soweit von Belang) ist schön und gut, aber hier schwingt wieder ganz deutlich die (absurde) Ungläubigkeit mit, dass ein so harmlos aussehender Kerl aus gutem Hause so eine Tat begangen haben könnte.
Ich bleibe dabei: Bei einem Täter namens Kevin mit langen Haaren, Tattoos und Eltern im Hartz-IV-Bezug hätte es niemals so eine Unterstützung durch Politiker, Medien und einen Frauenclub gegeben (was viel über unsere Gesellschaft aussagt). Da hätte kein Hahn nach gekräht. Solchen Leuten ist offenbar eher ein Mord zuzutrauen als einem anständigen Diplomatensohn…
Dass JS nicht vorbestraft war, sagt ebenfalls überhaupt nichts aus. Auch EH war nicht vorbestraft und das ist mit 18 Jahren halt auch der Normalfall. Außerdem gab es schon unzählige Mörder, die nicht vorbestraft waren, sogar Täter im Rentenalter.
Und dass er eine ganz andere Zukunft vor sich hatte? Hatte EH doch auch. Und tausende andere Leute haben auch schon schwere Straftaten begangen, obwohl sie augenscheinlich eine gute Zukunft vor sich hatten. Es gab schon Chefärzte, die Patientinnen sexuell missbraucht haben (Bamberg). Es gab Multimillionäre, die Steuern hinterzogen haben (man denke an Hoeneß) oder sich korrumpieren ließen. Politiker und Promis, die mit illegaler Pornografie erwischt wurden. Diese Leute haben sich auch sinnlos geschadet, obwohl sie in guten Positionen waren. Sowas passiert halt, auch wenn man das von außen nicht immer nachvollziehen kann.
EH kam übrigens auch aus sehr gutem Haus und war Stipendiantin, nicht vorbestraft und hatte eigentlich eine gute Perspektive.
Aber es geht noch weiter:
Guise-Rübe: Warum hat Jens Söring in Virginia, in den USA, zum Messer gegriffen und nicht zur Schusswaffe, die man dort doch an jeder Straßenecke bekommt? Das wäre doch viel naheliegender gewesen. Warum hat er sich nicht besser auf die Morde vorbereitet, wenn er doch so intelligent ist, wie ihm unterstellt wird?
Das gilt doch alles genauso für EH. Was bringen diese Fragen also?
Davon abgesehen kann es da alle möglichen Erklärungen für geben. Man wird aber nicht herausfinden, was JS sich dabei gedacht hat, wenn er es nicht selbst sagt. Wahrscheinlich ist der finale Entschluss, es an dem Wochenende durchzuziehen, einfach recht spontan gefallen. Vielleicht sogar erst in Washington. Dann ist ein Messer (auch in den USA) immer noch leichter zu bekommen als eine Pistole und man fällt beim Kauf auch weniger auf.
Und was bedeutet, man bekommt dort Schusswaffen an jeder Straßenecke? Soweit ich weiß, waren sie für einen legalen Kauf damals noch zu jung. Und gerade weil die beiden aus gutem Hause kamen, ist es nicht selbstverständlich, dass sie einen illegalen Waffenhändler kannten, der ihnen etwas verkauft hätte. Zumal das ein potenzieller Mitwisser gewesen wäre, den sie sicher nicht gebrauchen konnten. Und dass sie in Washington nicht nach einem illegalen Verkäufer suchten, den sie vorher nicht kannten, ist doch auch verständlich. Wer würde das schon machen? Damit hatten sie doch 0 Erfahrung.
Eine weitere Erklärung könnte sein, dass der Hass und/oder die Mordlust so groß war, dass er die Eltern halt brutal töten wollte.
Das Argument, dass man in den USA leichter an Schusswaffen käme und ein Mord mit einem Messer daher unzweckmäßig erscheinen mag, gilt für beide und auch für jeden potenziellen Dritten. Dann dürfte es in den USA ja eigentlich ausschließlich Morde mit Schusswaffen geben und nicht mit Messern. Tatsache ist doch aber, dass die Haysoms erstochen wurden.