Ich glaube, die Höhe von Hartz IV ist nicht das Problem, man muss eben wirtschaften lernen, dann kommt man mit dem Geld aus.
Das Problem ist eher, wie in der Praxis mit den Menschen umgegangen wird.
Dass Unterlagen "verloren gingen", hab ich zum Glück nie selbst erlebt, dieses Spiel haben die mit mir nicht ausprobiert, aber ich hör das öfter von anderen.
Umgangsstrategie:
Man legt zu all den Unterlagen, die man einreichen will, ein Deckblatt an, auf dem unter dem Punkt "Anlagen" alle Dokumente aufgeführt sind, die beiliegen. Von diesem Deckblatt macht man eine Kopie, geht persönlich zum Amt, um die Sachen abzugeben, und lässt sich dort auf die Kopie einen Eingangsstempel geben. Damit wurde direkt bestätigt, dass alle aufgeführten Anlagen abgegeben wurden. Dann kann zwar immer noch alles im Amt verloren gehen, aber man hat dadurch keine Sanktionen zu befürchten, da man mit der gestempelten Deckblattkopie nachweisen kann, dass die Unterlagen komplett dort eingegangen sind.
Sanktionen wie Kürzungen hat man nur zu erwarten, wenn man Termine nicht wahrnimmt oder ähnliches.
Da ich arbeite und nur Aufstocker bin, also nicht komplett abhängig von Hartz IV, muss ich noch zusätzliche Anlagen ausfüllen und einreichen, wie z.B. eine Vorschau auf mein zu erwartendes Einkommen in den nächsten 6 Monaten. Als ich anfing, selbständig zu arbeiten, hab ich also eine Steigerung von Monat zu Monat aufgeschrieben, wenig im ersten Monat, etwas mehr im zweiten und so weiter. War realistisch.
Die Flachzangen im JobCenter haben aber den monatlichen Durchschnitt daraus errechnet und die Leistung, die ich von ihnen erhalte, daran angemessen, so dass ich im ersten Monat viel zu wenig Geld hatte - keine Chance, damit über die Runden zu kommen.
Ich hab also hingeschrieben, sie mögen das bitte korrigieren und die Auszahlung der Leistung an meine Einschätzung anpassen - keine Reaktion. Ich musste mir in der Familie Geld leihen, das ich dann im 5. und 6. Monat, wo ich mehr verdiente und vom Amt sozusagen zuviel Geld bekam, erst erstatten konnte.
Ich hab daraus gelernt und bei zukünftigen Einschätzungen der nächsten 6 Monate immer etwas untertrieben. Ich zahle lieber zurück, als dass ich plötzlich im Regen stehe.
@Simowitsch Simowitsch schrieb:Dann wäre das ein echter Neuanfang und er denkt positiv, dass er jetzt einen 1€ Job als Sprungbrett für einen besser bezahlten Job annehmen wird.
Die 1€-Jobs und andere Jobs mit geringem Gehalt, die den Hartz-VIern vermittelt werden, sind ein großes Problem für viele, da sie den Betroffenen oftmals mehr kosten als ihm einbringen. Fahrgeld wird in vielen Fällen erstattet, aber nicht immer, und je nachdem, wo man lebt, kann die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ein teures Unterfangen werden. Ebenso die Verpflegung. Ich hab von einem Fall gehört, wo es nicht erlaubt war, Lebensmittel mitzubringen, aber es gab eine Kantine.
Letztenendes hatte dieser HArtz-IVer, solange er dort arbeiten mußte, ca. 50 € weniger im Monat als ohne diese Arbeit.
Davon abgesehen sind viele dieser Jobs völlig überflüssige Aktivitäten, durch die die eingeteilten Zwangsarbeiter sich nur noch mehr gedemütigt oder verschaukelt fühlen. Es gibt ABMs, die nur dazu dienen, den Menschen daran zu gewöhnen, von einer bestimmten Uhrzeit bis zu einer bestimmten Uhrzeit an einem vorgeschriebenen Ort zu sein und zu tun, was man ihm sagt, da kann er dann also z.B. 8 Stunden lang Leder in kleine Schnipsel zerschneiden. Könnte man auch einfach wegwerfen. Oder was Kreatives mit machen.