@Kältezeit @Tussinelda Guten Morgen, Frühausfesteher!
:)Kältezeit schrieb:Wenn Abtreibung, dann bitte auch so früh wie möglich. Die Tötung eines Lebens ist es für mich aber allemal.
Wie gesagt: Auf moralischer und philosophischer Ebene kann man das so sehen, das ist Dir unbenonmmen. Dass es so früh wie möglich sein sollte, und seit es die Möglichkeit dazu gibt auch am besten in den ersten drei Tagen, bevor es überhaupt eine Schwangerschaft ist, da sind wir uns wohl einig.
Kältezeit schrieb:Sondern hoffe einfach, dass verantwortungsbewusster mit Verhütung umgegangen wird, indem man sich bewusst(er) macht, was bei einer Abtreibung eigentlich passiert und man vom Gedanken eines bloßen "Zellklumpen" einfach auch mal abrückt, auch wenn dieses Herunterspielen es leichter macht, dies vor sich selbst zu rechtfertigen.
In meinem (laaaangen ...
;) ) Leben habe ich mehrere Frauen kennengelernt, die Abtreibungen hatten. Solche, die tatsächlich zu blöd zum Verhüten waren und es immer wieder darauf angelegt haben, waren nicht dabei.
Die Gründe waren so verschieden, wie es Leben nunmal sind. Sicher hätte die eine oder anderer sicherer verhüten können, und bei den heutigen Möglichkeiten wäre es in den meisten Fällen gar nicht dazu gekommen. (Z.B. übernimmt in Berlin das Amt die Kosten für Verhütung mit der Pille, wenn man in der Ausbildung ist und ein niedriges Einkommen hat. Früher war das auch eine Kostenfrage, ob man sich die Pille leisten konnte oder auf immer mal reißende Kondome angewiesen war.)
So richtig leicht ist es niemandem gefallen. Das lag aber nicht unbedingt daran, ob sie sich den Zellklumpen oder einen schon lebenden Menschen vorstellten, sondern vor allem daran, dass die
Möglichkeit des Lebens beendet wurde. Nicht, dass das kleine Fötusleinchen getötet wurde, sondern dass all das, was es an Potential enthielt, nicht stattfinden würde. Und auch, dass man die Veränderung des eigenen Lebens nicht erleben würde. Zwar hatte man sich ja selbst gerade dazu entschieden, aber es war ja (in den Fällen, die ich kannte) keine leicht gefallene, unüberlegte Entscheidung, und die Abwägung enthielt natürlich auch eine positive Seite, denn meist ging es ja vor allem um den falschen Zeitpunkt/Partner und nicht um eine Entscheidung gegen Kinder allgemein.
Damit will ich sagen: Man sollte nicht vorschnell über die Gefühle und Beweggründe urteilen und glauben, dass die Überzeugung, dass es in den ersten drei Monaten noch kein eigenständiges Leben ist, was beendet wird, die Entscheidung verantwortungslos gemacht hätte.
Die Rechtfertigung fällt auch nicht unbedingt leicht, wenn es nur ein Zellklumpen ist.
Nur fällt die
Mordvorwurf weg ... und der hat auch bei den Frauen, die sich damals genau das anhören mussten, die Entscheidung auch nicht unbedingt geändert. Sie wussten ja selbst, dass sie nicht aus Heimtücke oder ähnlichem handelten. Höchstens ergab der Mordvorwurf einen Zwang, der es unmöglich machte, sich frei zu entscheiden ... und ich kenne inzwischen auch einige Menschen, die mit dem Vorwurf aufwuchsen, dass sie nicht gewünscht waren und das Leben der Mutter ruiniert hatten. Nicht jede Mutter kann sich mit den Gegebenheiten abfinden und kann das Kind dann unvoreingenommen lieben.
Wo der Mordvorwurf die Entscheidung beeinflusste, war das Umfeld meist auch nicht so tolerant, dass eine Freigabe zur Adoption akzeptiert worden wäre, da hatte man dann nur die Wahl zwischen "Mörderin" oder "Rabenmutter und Schlampe".
Über die Folgen für die Psyche der Kinder müssen wir wohl nicht reden.
Da hatten es die zwei Menschen die ich kannte, die erst als Erwachsene erfuhren, dass die Mutter eigentlich die Großmutter und die Schwester die Mutter waren, doch noch besser.
Das war der Hintergrund, vor dem der Abtreibungsparagraph eingeführt wurde.
Ich betrachte es darum als unbedingt notwendig, dass die Möglichkeit der freien Entscheidung bleibt - nicht nur für die Psyche der Mutter, sondern auch für die des Kindes.