@FFDieses Thema ist emotional sehr aufgeladen, daher nochmal der Versuch, zu deeskalieren.
Ganz ehrlich. Ich würde nie deine persönlichen Erfahrungen in Abrede stellen oder bestreiten, dass es "dort draußen" sehr viele Sexualverbrechen gibt. Genauso, und das liegt leider in der Natur der Sache ("Im Zweifel für den Angeklagten"), zweifle ich nicht daran, dass sehr viele Täter mit heiler Haut davonkommen, eben weil man ihnen die Schuld nicht überzeugend nachweisen kann. Ja, mit Sicherheit wird auch nicht immer Anzeige erstattet usw. Über diese Punkte müssen wir nicht sprechen, da rennst du bei mir offene Türen ein.
Nur ist es leider so, dass man sich mit konkreten Zahlen beschäftigen muss, um etwas Handfestes zu haben, das über den persönlichen Erfahrungshorizont hinausgeht. Genau das ist ja der Sinn einer Statistik. Man will anhand einer Stichprobe Aussagen über die Grundgesamtheit treffen. Dass Rauchen schädlich ist, wird man nicht dadurch belegen, dass man sich 3 kettenrauchende Freunde anschaut, die alle mit 55 an Krebs gestorben sind - sondern mit einer ausreichend großen Stichprobe. Im vorliegenden Fall geht es u.a. darum, wie häufig es sich bei Vergewaltigungsvorwürfen um Falschbeschuldigungen handelt (eigentlich macht die Studie noch viel mehr, aber das ist ein Teil davon).
Und um zu bewerten, ob die Studie uns hier sichere Anhaltspunkte liefern kann, schaut man sich die Methodik an. Es wurden 100 Fälle betrachtet (was schon recht wenig ist, das nur am Rande). Bei diesen wurde geprüft, wie sie verlaufen. Einige Verdächtige wurden nicht angeklagt usw. Die Zahlen sind objektiv und eindeutig. Dass jemand verurteilt wurde, ist keine Interpretationssache. Die Frage nach der Dunkelziffer blendet man hier explizit aus, es geht nur um die 100 Fälle der Stichprobe. Mit denen will man etwas nachweisen.
Nun lassen sich aber bei eben dieser Studie methodische Mängel erkennen. Zumindest in der Kurzfassung (die Langfassung kenne ich nicht).
Das ändert nichts an deinen Erfahrungen oder an der Realität. Es verhindert nur, dass man mit eben dieser Studie mal eben so konkrete Zahlen belegen kann. Denn die Autoren bleiben nicht bei objektiven Daten, sondern beginnen ganz offenbar mit Interpretationen, ohne das klar als Hypothese zu bezeichnen. Wenn von 100 Fällen nämlich 4 freigesprochen und 23 verurteilt wurden, dann darf man sich durchaus die Frage stellen, was mit den restlichen 73 passiert ist. Die Daten geben das aber nicht objektiv her!
Was die Autoren nun tun ist im Prinzip zu unterstellen, dass es unter den restlichen Fällen KEINE EINZIGE Falschbeschuldigung gibt - selbst dann nicht, wenn z.B. die Staatsanwaltschaft selbst schon Zweifel hatte und überhaupt kein Verfahren eingeleitet hat. Sie nehmen also das maximal mögliche an. Ich argumentiere, dass dies die Daten in dieser Kurzfassung der Studie schlichtweg nicht hergeben. Sprich die Behauptung, dass es "nur" 4% Falschbeschuldigungen sind, lässt sich allein auf Basis dieser Studie nicht treffen. Nicht mehr und nicht weniger. Ob es nun in der Realität 4% sind, oder 8, oder 15, weiß ich nicht und ich lehne mich auch nicht so weit aus dem Fenster und würde hier etwas behaupten.
"Echte" Vergewaltigungen? Manchmal sagen Gänsefüßchen mehr als das, was zwischen ihnen steht.
Naja, was soll ich denn schreiben. Tatsächlich stattgefundene? Ein Synonym ist z.B. "wahr"
:)