catbone schrieb:Es ist nämlich einfach bescheuert, wenn schlechtes passiert und man sich selber dann die Schuld dafür gibt. Hoffentlich klingt das jetzt ab.
Das passiert, wenn man versucht mit etwas Verstand an den Inhalt dieser Bücher heranzugehen.
Schauen wir doch einmal in anderen Vertreter dieser Gattung und lesen nicht nur, sondern durchdenken das Gelesene auch - und zwar differenziert.
Vorlage soll "Das verlorene Geheimnis vom Gesetz der Anziehung" von Beate Emmer, Marcin Tereszkiewicz sein, wofür man bei Google Books auch eine Vorschau erhält.
- Seite 17: "Ob es dir gefällt oder nicht, du bist verantwortlich dafür wie dein Leben in jedem Aspekt aussieht.
Erster Schlag mitten ins Gesicht derer, denen es von Haus aus nicht so gut geht, wie etwa denen, die in Armut aufwachsen oder denen, die von ihren Eltern verprügelt werden oder denen, die tagtäglich einen Spießrutenlauf durchmachen, weil sie eine körperliche Behinderung haben.
Da bekommt man den Eindruck die Zielgruppe seien Menschen, denen es an sich verdammt gut geht, die aber den Hals nicht voll genug bekommen.
Womit wir direkt weiter Seite 17 zitieren:
- "Du kannst der sein der du sein möchtest, das tun was du tun möchtest, das haben was du haben möchtest. Du erhälst was du auswählst."
Also frei nach dem Motto, das Leben ist ein Wunschkonzert. In welchem Paralleluniversum sind wir denn hier auf einmal?
Diese offenkundige Gier und Maßlosigkeit ist eine Unverschämtheit.
- Seite 25: "Es hat keine Bedeutung was du im Leben machst, sondern wichtig ist wie du darüber denkst."
Damit lässt sich jeder Blödsinn rechtfertigen...
-Seite 26: "Nicht die Menschen, die im Leben körperlich schwer arbeiten erreichen das was sie im Leben wollen, sonder die, die bewusst oder unbewusst das Gesetz der Anziehung nutzen."
Quadratunsinn. Zeig mir einen erfolgreichen Menschen, sei es Musiker, Ladenbesitzer oder Sportler, der dort ist, wo er ist, ohne sich dafür jeden Tag viele Stunden seines Lebens investiert zu haben. - Berufserben einmal außen vor gelassen, aber wer wird schon Berufserbe sein, wenn er so ein Buch liest?....
- Seite 52: "Kannst du es in dir entdecken, auch wenn es nur das kleinste Gefühl von Abneigung ist, zu dem was du machst? Wenn ja, wird das Ergebnis deines Handelns nie voll zufriedenstellend und lohnend sein."
Dünnbrettbohrerei hoch 10, aber das Kapitel trug ja schon die gradiose Frage "Ist Anstrengung notwendig?", was hier auch wieder versucht wird zu verneinen, weil einem ja alles zugeflogen kommt, wenn man sich nur erst einmal so richtig bequem zurückgelehnt und anfangen zu träumen hat.
Zwei Seiten weiter wird die Notwendigkeit von Disziplin auch noch völlig verneint.
Ich weis jetzt schon, dass mir gleich wieder einen Haufen Leute erzählen wollen, ich hätte es falsch verstanden, hätte nicht richtig gelesen und bestimmt fragt dann irgendwann auch noch jemand, warum ich mich denn damit auseinandersetze, wenn ich mir nichts davon verspreche.
Berechtigte Frage. Warum lese ich solch ein Buch denn überhaupt?
Die Methodik des positiven Denkens ist durchaus wertvoll und auch sinnvoll, aber sie hat nun einmal auch Grenzen des Möglichen.
Eine positive Lebenseinstellung macht bei weitem noch kein erfülltes Leben und bringt einen auch nicht unmittelbar zur Glückseeligkeit. Das ist einfach eine Verklärung der Realität - die ja aber auch in diesen Büchern gern verneint wird.
Es ist richtig, dass wir für unser Handeln verantwortlich sind und auch, dass wir es selbst sein müssen, die irgendwann einmal eine Idee entwickeln oder einen Plan fassen, wohin wir wollen, aber weil wir eben nicht allein durchs Leben gehen und das Miteinander erfordert, dass wir zwischendurch auch die anderen berücksichtigen, ist es eine Fars, was in diesen Büchern versprochen und vom Leser abverlangt wird.
Diverse Konzepte der erprobten und handfesten Motivations-/Psychologie schimmern in diesen Texten noch durch, aber was dann dort daraus gezaubert wird, ist traurig anzusehen.
Da kann man nur wärmstens empfehlen, einmal auch einen genaueren Blick auf die ursprünglich psychologischen Konzepte zu werfen.
Abschließend interessiert mich aber doch eins:
Ihr, die ihr den Inhalt dieser Bücher offenbar sehr ernst nehmt, wärt ihr so freundlich und erzählt mir einmal ein paar Ziele, die ihr mit dieser Methodik verwirklicht habt?
Könnt ihr mir weiterhin mit ein paar Details beschreiben, ob und wenn, was sich seit dem in eurem Leben verändert hat, seit ihr diese Literatur gelesen habt? Bzw. konkreter gefragt, hat sich in eurem Umwelt, eurer Realität etwas verändert oder nur eure Art und Weise in wie Welt zu schauen?