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07.08.2020 um 18:08Jules Verne - Von der Erde zum mond
Verlag Bärmeier und Nikel
sehr gut, auch die alten Ilustrationen
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Verlag Bärmeier und Nikel
sehr gut, auch die alten Ilustrationen
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Das große LalulaViele Gedichte, auch um das Mondkalb, sind wohl bekannt, da möchte ich nicht groß darauf eingehen, auch Morgensterns Sprachspiele mit Wortneuschöpfungen, perfekter Metrik (bis hin zu Fisches Nachtgesang, der nur mehr aus Hebungen und Senkungen in Fischform besteht und damit ein Wegbereiter der visuellen Lyrik ist). Aber Das Knie möchte ich vorstellen, da dieses Gedicht noch vor dem großen Abschlachten im Ersten Weltkrieg einen doch den Atem anhalten lässt.
Kroklokwafzi? Semememi!
Seiokrontro - prafriplo:
Bifzi, bafzi; hulalemi:
quasti basti bo...
Lalu lalu lalu lalu la!
Hontraruru miromente
zasku zes rü rü?
Entepente, leiolente
klekwapufzi lü?
Lalu lalu lalu lala la!
Simarat kos malzlpempu
silzuzankunkrei (;)!
Marjomar dos: Quempu Lempu
Siri Suri Sei []!
Lalu lalu lalu lalu la!
Das KnieEine schlichtweg großartige Gedichtsammlung, auf gutenberg.org (Archiv-Version vom 02.09.2020) online.
Ein Knie geht einsam durch die Welt.
Es ist ein Knie, sonst nichts!
Es ist kein Baum! Es ist kein Zelt!
Es ist ein Knie, sonst nichts.
Im Kriege ward einmal ein Mann
erschossen um und um.
Das Knie allein blieb unverletzt –
als wär’s ein Heiligtum.
Seitdem geht’s einsam durch die Welt.
Es ist ein Knie, sonst nichts.
die in Bordellen staken, in südamerikanischen Republiken putschten, Arbeiter in Kohlenbergwerken ertrinken ließenGleich darauf gleitet der Text wieder in die Absurdität ab:
Die luxuriösen Bordells auf Chios hatte er bereits der internationalen Friedensgesellschaft zur Lösung der Balkanfrage mit gutem Profit verkauft.Sehr schräg.
RUDOLF: Fluch jedem Krieg! Doch besser mit den TürkenWenn die kaiserliche Herrschaft geschwächt wird, dann kommen die Fürsten mit ihrem Ansinnen, unter ihnen die Adeligen und schließlich das nicht adelige Volk, das "Scheusal" genannt wird. Grillparzers Angst vor einer Revolution wird in wenigen Sätzen formuliert.
Als Bürgerkrieg, als Glaubens-, Meinungsschlachten.
RUDOLF: Der Reichsfürst will sich lösen von dem Reich,Sein Bruder Matthias hingegen lässt sich von den Erzherzögen der Familie in einen Waffenstillstand treiben. Rudolf kommentiert dies lakonisch:
Dann kommt der Adel und bekämpft die Fürsten;
Bis endlich aus den untersten der Tiefen
Ein Scheusal aufsteigt, gräßlich anzusehn,
Mit breiten Schultern, weitgespaltnem Mund,
Nach allem lüstern und durch nichts zu füllen.
Ihr habt gehandelt, wohl! Das Tor geht aufMatthias ist als König von Ungarn, König von Böhmen und Erzherzog von Österreich am Ende doch auch nur ein Getriebener von den radikalen antiprotestantischen Erzherzögen Maximilian und Ferdinand, die Matthias machtlos werden ließen, da sie seinen Berater Bischof Klesel davonjagten. Auch diese Geschichte ist schwierig zu lesen, da die Story hinten und vorne chronologisch nicht mit den realen Ereignissen zusammenpasst.
Und eine grasse Zeit hält ihren Einzug.
Hätt' ich gehört auf das, was dorther tönt,Das ist nicht Rudolf. Das ist Grillparzer. Der düstere Prophet des Kommenden.
Wär' längst getilgt die Lehre samt den Schülern
Und in Verbannung geiferte der Trotz.
Ich aber duldete mit Vaterliebe,
Die Überzeugung ehrend selbst im Irrtum.
Verflolgt ward niemand wegen seiner Meinung:
Ich bin so gut nicht, als es etwa scheint -
Die anderen nennen's schwach, ich nenn es gut.
Denn was Enschlossenheit den Männern heißt des Staats
Ist meistenfalls Gewissenlosigkeit,
Hochmut und Leichtsinn, der allein nur sich
Und nicht das Schicksal hat im Aug' der andern;
Indes der gute Mann auf hoher Stelle
Erzittert vor den Folgen seiner Tat,
Die als die Wirkung eines Federstrichs
Glück oder Unglück forterbt späten Enkeln.
In der Welt bleiben nur jene Gemeinschaften erhalten, die zumindest im biologischen Sinne in der Lage sind, sich selbst zu erhalten. Und Hand aufs Herz: Ungarn ist heute noch kein solches Land.Auf Basis dieses Bedrohungsszenarios lehnt Orbán eine Immigrationspolitik ab, da eine solche die ungarische Nation und ungarische Kultur noch mehr gefährde. Auch sehe er sich nicht dazu verpflichtet (2018):
Wir kennen kein einziges Dokument, in dem stünde: "Wenn du der Europäischen Union beitrittst, musst du zu einem Einwanderungsland werden." Als wir beitraten, haben wir uns zu nichts dergleichen verpflichtet.Auch sieht Orbán den Grenzschutz als Grundbedingung der inneren Freiheit, und Ungarn würde dieser Verpflichtung für den Schengenraum nachkommen (2018):
Die Außengrenze muss verteidigt werden, dies ist die Vorbedingung für den freien Verkehr im Inneren.Bis jetzt eigentlich nicht über den "Standard" hinausgehend, aber was er bei dem von ihm regelmäßig besuchten Sommeruniversitätskurs im rumänischen Baile Tusnad 2017 äußerte, lässt mich dann doch aufhorchen:
Es gibt keine kulturelle Identität ohne eine stabile ethnische Zusammensetzung. Die ethnische Zusammensetzung eines Landes zu verändern ist identisch mit der Veränderung der kulturellen Identität. Ein starkes Land kann sich so etwas niemals erlauben, besonders wenn es nicht durch irgendeine Weltkatastrophe dazu gezwungen wird.Auch im Hinblick auf die ethnische Vielfalt in Ungarn und die Magyarisierungspolitik ab dem Ende des 19. Jahrhunderts frage ich mich: Meint der das, was er da sagt? Welche Folgen hat das, wenn Politik auf Basis dieser Prämisse durchgezogen wird? Kurzfristig hatte ja auch die Kurz-Strache-Regierung mal den Südtirolern österreichische Pässe angeboten gehabt. Da war das Salvini-Italien etwas verschnupft.
In unserem Fall gibt es keine starke ungarische Gemeinschaft, und es gibt keinen starken ungarischen Staat, wenn es uns nicht gelingt, das Weltungarntum in einer Gemeinschaft zu vereinen.
Die kommenden Jahrzehnte werden eine Hauptfrage in Europa besitzen, und diese lautet, ob Europa das Europa der Europäer bleiben wird. Sie lautet, ob Ungarn das Land der Ungarn bleiben wird. Ob Deutschland das Land der Deutschen sein wird. Ob Frankreich das Land der Franzosen sein wird. Ob Italien das Land der Italiener sein wird oder nicht. Wer wird in Europa leben? Dies ist die historische Frage, der wir heute ins Auge blicken müssen.
Verwöhnte, verschonte, überbehütete Kinder sind vom schnellen Instanterfolg abhängig und können deshalb kein Durchhaltevermögen entwickeln.Die Auswirkungen beobachtet Kraus anhand vieler Statistiken und Umfragen, und er füllt den Text mit vielen Elternanekdoten, die er vermutlich aus dem Fundus seiner Arbeit als Schuldirektor entnimmt.
Kontrollierte Kinder kennen kein Dürfen, überbehütete Kinder kennen kein können, verwöhnte Kinder kennen kein Müssen und kein Sollen.Wie sehr diese Überfürsorglichkeit die Lebenswelt von Kindern begrenzt, zeigt er aus einer Studie im Schwedischen Trollhätten. Dort wurde der Mobilitätsradius von Kindern im 20. Jahrhundert erhoben:
Denn wer das Leistungsprinzip in der Schule untergräbt, setzt eines der revolutionärsten demokratischen Prinzipien außer Kraft. In unfreien Gesellschaften sind Geldbeutel, Geburtsadel, Gesinnung, Geschlecht Kriterien zur Positionierung eines Menschen. Freie Gesellschaften haben an deren Stelle das Kriterium "Leistung" vor "Erfolg" und "Aufstieg" gesetzt.Von den vier Erziehungsstilen (autoritär, laizzes-faire, permissiv und autoritativ) plädiert er für den autoritativen Stil (in der Schule wie im Elternhaus), bei dem einerseits eine offene Kommunikation und Aussprache unter Berücksichtigung der Interessen aller stattfindet, andererseits klargestellt sein muss, wer die letzte Entscheidungsinstanz ist. Erwachsene müssen für Kraus zwei Funktionen erfüllen: eine Rolle als Vorbild und eine Rolle als Autorität, wobei Letztere nicht erzwungen sein kann, sondern sich aus einer authentischen Handlungsweise, die auch Erwachseneninteressen formuliert, von selbst ergebe.