Kat Hill - Baptism, Brotherhood, and Belief in Reformation GermanyEine quellenbasierte Studie über die Täuferbewegung hauptsächlich in Sachsen und Thüringen.
Der Hauptteil handelt von der allen sehr widersprüchlichen Strömungen gemeinsamen Hauptüberzeugung: die Ablehnung der Kindstaufe.
Sehr gut herausgearbeitet ist die Vielfältigkeit der religiösen Überzeugungen und wie widersprüchlich diese waren.
Auf der einen Seite gab es eine egalitäre Strömung, deren Grundlagen von den Bauernkriegen stammte, die sowohl Gemeineigentum wie auch eine Gleichstellung der Frau wie sexuelle Freizügigkeit ("seid fruchtbar und mehret euch" ... Sex ist von Gott gewollt und Kommunion) predigte und lebte.
Die andere, manichäische Richtung sah in allem Materiellen (bis hin zur Schöpfung des Universums und der Erde) die Tat des Teufels, Gott könne nur immateriell sein. Für diese Bewegung galt selbst die eheliche Vereinigung, da materiell, als teuflisch.
Die radikalsten Täufervereinigungen waren diejenigen, welche das Weltende prophezeiten und sich als Vertreter des himmlischen Jerusalems sahen. Jan van Leidens Herrschaft in Münster 1534/35 mag bekannt sein, aber dass bereits um 1528 eine Täufersekte um Hans Römer das himmlische Jerusalem in Erfurt errichten wollte und all diejenigen, die nicht konvertieren wollten, ermordet werden sollten, ist für mich neue Information.
Gegen diesen Radikalfundamentlismus wandten sich sowohl die katholische wie die lutheranische Kirche (Luther selbst auch).
Ein bis zwei Generationen danach, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, zerbrach die Täuferbewegung. Ihre Führer waren verstorben: natürlich oder zum Teil hingerichtet.
Der Verdienst von Kat Hill ist, dass sie in Deutschland vor Ort lateinische und frühneuhochdeutsche zeitgenössische Quellen ausgehoben hat, welche die Grundlage dieses Buchs bilden.
https://global.oup.com/academic/product/baptism-brotherhood-and-belief-in-reformation-germany-9780198733546?cc=at&lang=en&http://www.torch.ox.ac.uk/dr-kat-hill