Willibald Alexis - Der falsche WoldemarWillibald Alexis (Pseudonym von Georg Wilhelm Heinrich Häring) veröffentlichte 1842 einen historischen Roman über einen Abschnitt der brandenburgischen Geschichte von 1348 bis 1356.
1320 ist mit dem Fürsten Woldemar der letzte Herrscher aus dem Geschlecht der Askanier verstorben, und den Fürstentitel erhält 1323 der achtjährige Wittelsbacher Ludwig, Sohn von Ludwig den Bayern (Doppelkönig mit Friedrich von Österreich).
Brandenburg wird zu einem feudalanarchischen Gebiet, in dem das Leben durch Einfälle von außen (vor allem Banden aus Litauen und Polen) sowie durch Machtkämpfe zwischen rivalisierenden adeligen Gutsbesitzern für die Bevölkerung zur Qual geworden ist.
1348 erscheint ein Pilger beim Bischof von Magdeburg, der behauptet, er sei der alte Askanier Woldemar, dessen Beerdigung nur fingiert gewesen sei, und er habe die letzten Jahre in Jerusalem verbracht. Einige alte Adelige identifizieren ihn anhand des Siegelrings und einer Stirnwunde.
Schließlich wird Kaiser Karl IV. überzeugt und er belehnt Woldemar mit dem Fürstentum Brandenburg (gegen Ludwig). Das Lehen währt jedoch nur zwei Jahre, da Karl nicht mehr von der Echtheit Woldemars überzeugt ist.
Woldemar verweigert eine Einladung zum Reichstag in Nürnbert, an dem über seine Legitimität entschieden werden soll, über ihn wird die Reichsacht verhängt. Das Land versinkt im Bürgerkrieg, bis Woldemar am Ende seiner Kräfte sein Fürstenamt zurücklegt.
Der Roman ist sehr lang und wegen der vielen langatmigen Dialoge auch kein leichtgängiges Lesevergnügen (Adalbert Stifter ist Alexis keiner), dennoch sind einige Aspekte des Romans beachtenswert:
- das Mittelalter ist kein Ort idyllischer Projektionen
- Dörfer werden geplündert und niedergebrannt
- Dorfbewohner werden ermordet und versklavt
- Frauen werden vergewaltigt, verschleppt, ermordet
- Adel, Junker, Stadtbürger, Bauern stehen fast unversöhnlich gegenüber
- das Reich ist ein Chaoshaufen egoistischer Fürsten
Bezugnehmend auf diesen Hintergrund wird im ganzen Text permanent die Frage nach legitimer Herrschaft gestellt. Ein eigentlich sehr interessantes Konzept, aber wegen des gewählten Schreibstils und Aufbaus verliert sich diese Frage in zerfledderten Einzelheiten.
Eine radikale Redaktion und Lektorierung hätte diesem Roman gut getan, so ist er nur mehr ein literarhistorisch interessantes Dokument, aber kein Text, der immer noch fesseln kann.
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