Friedrich Schiller - Maria StuartDieses 1800 veröffentlichte Stück zeugt von Schillers Wirrniss bezüglich der politischen Gestaltung einer Gesellschaft, die er vier Jahre später im
Wilhelm Tell ablegt.
Maria Stuart hat ihren Ehemann ermorden lassen und flieht von Schottland nach England, um vor Verfolgung geschützt zu sein. Aufgrund von Falschaussagen ihrer Schreiber wird sie wegen eines Mordkomplotts gegen Königin Elisabeth inhaftiert, zum Tode verurteilt und nach Unterzeichnung des Urteils durch Elisabeth hingerichtet.
Schiller möchte Maria Stuart als Frau präsentieren, die zu einer moralischen Person wird und als moralische Person eine ideale Herrscherin sein kann. Doch lässt sich letztlich nur herauslesen, dass sie als strenggläubige Katholikin ihre Taten gebeichtet hat. Das überzeugt nicht. "Ich habe gemordet? 'tschuldigung." Das ist schwach. Und das Argument Marias, dass Elisabeth keine legitime Königin sei, weil sie eine Bastardin sei, ist noch eine Stufe tiefer.
Elisabeth selbst zögert lange, ob sie das Todesurteil unterzeichnen soll, und selbst nach Unterzeichnung möchte sie diese wieder rückgängig machen, obwohl sie persönlich aufs Heftigste beschimpft wurde und einem Messeranschlag nur mit Glück entkommen hat können, was den Verdacht bezüglich Marias Mordkomplott unterstützt hat.
Schiller stellt Elisabeth hin, als ob sie das Todesurteil nur getrieben von einer Kamarilla und einem wütenden Mob auf der Straße unterzeichnet hätte. Dieses Konzept überzeugt nicht, um Elisabeth als Übel darzustellen, wo noch dazu ein möglicher Krieg mit Frankreich ansteht und Maria enge Verbindungen zum katholischen Frankreich pflegt.
Es kann schon sein, dass 1799/1800 Schiller von republikanischen Optionen aufgrund des Jakobiner-Terrors, des darauffolgenden Großbürgerregimes und schließlich Napoleons Machtübernahme als Konsul angepisst war, aber was hier als politische Alternative angeboten wird, ist nichts anderes als katholischer Absolutismus. Republikanische (Parlament) und demokratische (Volk) Entscheidungsträger werden als egoistisch, eigennutzgesteuert und tyrannisch diffamiert.
Schiller im Irrweg. Nicht sein bestes Drama.