Jim Thompson - The Killer Inside MeDer bis jetzt beste Noir, den ich von Thompson gelesen habe (und die anderen waren auch nicht ohne).
Der komplette Roman ist aus der Perspektive des Hilfssheriffs Lou Ford geschrieben, der als Sohn eines Arztes in einer kleinen westtexanischen Stadt lebt und allen gegenüber nett und freundlich ist. Doch das ist nur Maske.
Lou ist pervers, sadistisch und emotional kalt. Sein einziges Ziel ist, den Tod seines Stiefbruders Mike zu rächen, der als Arbeiter beim lokalen Baulöwen Conway von einem Gerüst stürzt. Doch Lou ist davon überzeugt, dass es Mord war.
Als Lou eine Prostituierte aus der Stadt verweisen soll, freundet er sich mit ihr an und beginnt eine sadistische Beziehung. Elmar, der Sohn von Conway, ist einer ihrer Kunden, und Lou überzeugt sie, Conway wegen seines Sohnes zu erpressen. Während der Geldübergabe ermordet Lou beide: die Prostituierte Joyce und Elmar. Aussehen soll es wie ein tödlicher Streit zwischen letzteren.
Doch das kann nicht gut gehen, es gibt Zeugen, kursierende markierte Geldschein von der Übergabe (Lou hat sich einen Teil abgeknöpft) und Leute, die ihn unter Verdacht haben. Also ermordet er einen jungen Griechen (ihm gab er einen markierten Geldschein) und seine Verlobte Amy (um diesen Mord einem Erpresser, der ihn zur Tatzeit im Haus von Joyce gesehen hat, anzuhängen).
Schließlich wird er auch von seinen Kollegen im Polizeirevier verdächtigt und Lous Versuch, seine Morde zu vertuschen, löst sich im Nichts auf, da Joyce den Mordanschlag Dank einer Operation in Fort Worth überlebt hat.
Am Ende des Romans, als Joyce und Polizisten in sein Haus eindringen, setzt er dieses in Brand. Wer und wie viele Menschen verbrennen, wird offen gelassen.
Wie oben schon geschrieben, ist dieser Roman davon geprägt, dass er ausschließlich in Ich-Form von Lou erzählt wird und Einblick in die Gedankenwelt eines sadistischen und soziopathischen Mörders bietet.
Und wir werden zurückgeführt in die Kindheit Lous, dessen Trauma damit beginnt, dass er von der Haushälterin seines Vaters, einem angesehenen Arzt, geschlagen wurde. Seitdem treibt ihn der Wahn, Frauen dieses Typs ermorden zu wollen (Amy und Joyce).
Dazu kommt, dass sein Stiefbruder Mike eine Misshandlung eines Mädchens auf seine Kappe genommen hat, um den jüngeren Lou zu entlasten, und für diesen als Unschuldiger im Gefängnis gesessen hat. Dass Mike von einem Gerüst gestürzt ist, hat Lou nie als Unfall anerkennen wollen, daher der Mord an Elmar.
Seinen eigenen Geisteszustand beschreibt Lou mit den Worten eines Fachbuchs aus der Bibliothek seines verstorbenen Vaters als Dementia praecox (vorzeitige Demenz) bzw. paranoide Schizophrenie:
"The condition usually begins the period around puberty, and is often precipitated by a severe shock. The subject suffers from strong feelings of guilt ... combined with a sense of frustration and persecution ... which increase as he grows older; yet there are rarely if ever any surface signs of ... disturbance. On the contrary, his behavior appears to be entirely logical. He reasons soundly, even shrewdly. He is completely aware of what he does and why he does it ..."
Stanley Kubrick, für den Thompson zwei Drehbücher verfasste, schätzte diesen Roman sehr hoch und fasste sogar eine Verfilmung ins Auge.
"Probably the most chilling and believable first-person story of a criminally warped mind I have ever encountered,"
Zitiert nach http://www.independent.co.uk/arts-entertainment/books/features/jim-thompson-pulp-friction-1987928.html