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Welches Buch lest ihr gerade?

7.318 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bücher, Lesen, Literatur ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

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28.06.2017 um 13:43
25643991z

Ein paar tausend Jahre alt, aber dennoch aktuell. Ein Leitfaden für gutes Handeln.


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28.06.2017 um 14:05
05753555z

Bisher sehr interessant. Der Schreibstil gefällt mir gut, trotz der teils heftigen Schachtelsätze. :D


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01.07.2017 um 16:15
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb am 13.06.2017:Waren das noch Zeiten, als man alles glauben durfte, weil es das blöde Internet nicht gab und man nichts gegenchecken konnte.
Ich glaube, auch ohne Internet hat es immer Menschen gegeben, die kritisch genug waren, nicht allem zu glauben, was sie hörten oder lasen.


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01.07.2017 um 22:29
Johann Wolfgang Goethe - Die Laune des Verliebten

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Vermutlich das erste Theaterstück des 18-jährigen Goethe, er nennt es ein Schäferspiel, aber in diesem Kammerstück mit neun Aufzügen geht es um besitzergreifende Liebe.

Amine und Egle sind Freundinnen, und beide sind verliebt. Amine ist ihrem Eridon hörig (er demütigt sie und lässt ihr keine Spielraum, sie kriecht ihm zu Füßen), während Egle und Lamon eine sehr gleichberechtigte Beziehung führen.

Eridon als Nichttänzer will nicht zulassen, dass Amine mit anderen tanzt, und so greift Egle zu einer List: sie küsst ihn leidenschaftlich. Damit ist Eridon von seiner Eifersucht geheilt und die Beziehung mit Amine wird auch zu einer, in der sich beide eifersuchtslos Freiheiten zugestehen.

Der Kernsatz des Stückes ist, als Egle zu dem eifersüchtig klammernden Eridon sagt:
Sag' mir, glaubst du denn, dass dieses Liebe sei, wenn du sie bei dir hältst? Nein, das ist Sklaverei.
Vor kurzem würde ich das Stück dieses jungen Mannes als nett, nicht berauschend, aber sehr sympathisch eingestuft haben. Nur ... jetzt sind wir bei Zwangskopftüchern und meine Ansicht ist, dass wir in Europa bei dem achtzehnjährigen Goethe ganz von vorne wieder anfangen müssen: Liebe ist etwas zwischen freien Menschen. Das hat er vor 260 Jahren in nicht ganz reinen sechshebigen Jamben zu Papier gebracht.

Die Karussellfahrt beginnt von Neuem. Ich bin auf Seite Goethes.


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01.07.2017 um 23:09
Manfred G. Schmidt - Das politische System der Bundesrepublik Deutschland

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Schmidt ist Politikwissenschafter an der Universität Heidelberg und ich habe die dritte Auflage dieses sehr informativen Büchleins aus dem Jahr 2016 gelesen.

Auf sehr engem Raum wird konzise und sehr reflektiert das politische System Deutschlands vorgestellt und begründet, warum Deutschland eine sowohl nach innen wie nach außen eine semisouveräne konstitutionelle Demokratie ist, die politisch seit 1949 sehr stabil funktioniert.

Besonders der Semisouveränität wird großer Spielraum eingeräumt. Nach innen sind der zentralstaatlichen Souveränität durch bundesstaatlichen Föderalismus wie zentralgerichtlicher Kontrolle Grenzen gesetzt, nach außen ermöglicht der im Grundgesetz festgeschriebene "offene Staat" internationale Bündnisse, welche über Verträge Entscheidungsfreiheiten - wie zum Beispiel die atomare Bewaffnung - einschränken.

Wer sich für das politische System Deutschlands interessiert, dem kann ich dieses sehr informative und nicht meinungsfreie Büchlein sehr empfehlen.

http://www.chbeck.de/Schmidt-G-politische-System-Deutschlands/productview.aspx?product=16513537
http://www.uni-heidelberg.de/politikwissenschaften/personal/schmidt/
Wikipedia: Manfred G. Schmidt (Politikwissenschaftler)


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02.07.2017 um 00:14
102


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03.07.2017 um 05:57
9783407811820


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03.07.2017 um 09:35
Andreas Hock - Bin ich denn der Einzigste hier, wo Deutsch kann?

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Alles Mögliche ist an dem konstatierten Verfall der deutschen Sprache Schuld: Schul-Arbeitsblätter, Lessing, Goethe (mit Iphigenie), preußisches Beamtendeutsch, Fernsehen, elektronische Kommunikation, der deutsche Schlager, Deutsch-Rap, Manager-Sprache, PR-Sprache, die Rechtschreibreformen. Ausgeklammert werden Comics, denn die mag der Autor und sollten statt Lessing im Unterricht eingesetzt werden.

Geschrieben in leicht verdaulichen Kaptiteln von Schularbeitsblattlänge, die sich gerne auch mal widersprechen. Hauptsache die Cashcrop "Sprachverfall" kann pseudo-lustig abgegrast werden. Mit Erfolg. Das Buch war lange in Bestsellerlisten. Ich hab's langweilig und abgelutscht gefunden.

Probekapitel auf Google-Books: https://books.google.at/books?id=Uf8KBAAAQBAJ


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04.07.2017 um 15:30
515ss4Snv4L

Habe bisher knapp über die Hälfte gelesen. Gar nicht mal schlecht. Nicht so spannend, wie ich vermutet hatte. Der Nervenkitzel hält sich in Grenzen.. Mehr Drama, als Thriller.

Bis jetzt.

Vielleicht kommt noch eine überraschende Wendung. Lässt sich jedenfalls gut runterlesen.


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05.07.2017 um 17:56
"Die Witwe" hat mich nicht enttäuscht.

Jetzt gehts weiter mit

Gentry AGood as Gone 179661Original anzeigen (0,4 MB)


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06.07.2017 um 08:18
Ein unglaublich spannendes Buch mit paranormalem Element (Wahrträume und Déjà-Vus)

Cover stillerFeindOriginal anzeigen (0,6 MB)


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06.07.2017 um 22:23
Rafael Chirbes - Am Ufer

9783888978678

Dies ist der 2013 veröffentlichte letzte Roman des 2015 verstorbenen spanischen Schriftstellers Rafael Chirbes, in dem er den 70-jährigen Esteban in einem langen Monolog (einer "existenziellen Sinnkrise" - Christian Thomas in der FR) sein Leben wie die Finanzkrise Spaniens in der Provinz Alicante reflektieren lässt.

Esteban hat die Schreinerei seines anti-frankistischen, aber sehr autoritären Vaters übernommen, den er nun in seinen alten Tagen selbst noch pflegen muss. Während des Booms vor 2008 hat er noch versucht so viel Geld wie möglich rauszuschlagen und auch zu verprassen, aber nun ist die Firma pleite gegangen und Esteban steht vor der Zwangsvollstreckung. Alle Arbeiter musste er entlassen, die Schwarzarbeiter aus aller Herren Länder sind sowieso weg. Nur mehr billige osteuropäische Huren und Kriminelle sind in der Region geblieben.

In allen möglichen Rückblenden und Reflexionen durchdenkt Esteban das Leben seines Vaters, seinen Wunsch Künstler zu werden, seine angebliche Ungeschicklichkeit, seine an Krebs verstorbene Jugendliebe Leonor (die ist mit seinem besten Freund durchgebrannt und hat in Madrid ein Michelin-Restaurant auf die Beine gestellt), die wieder versumpfende Küstenlandschaft Alicantes mit den für ihn völlig unverstehbaren Rad fahrenden und walkenden englischen und deutschen Rentnern.

Der Roman ist großartig geschrieben, aber man braucht schon etwas Geduld, um sich bei den vielen Assoziationen, Zeit- wie Gedankensprüngen und Personen orientieren zu können. Auch die existenzielle Orientierung auf die Grundbedürfnisse des Menschen (Essen, Schlafen, Arbeiten, Vermehrung) ist gewöhnungsbedürftig, da nichts Transzendentales - weder religiös noch gesellschaftlich - als Perspektive übrig bleibt. Die Menschheit wird irgendwann durch einen Vulkanausbruch dahingerafft werden.

Vor allem zu Beginn und am Ende des Romans verdichtet sich der Gedankenstrom zu einem sehr konzisen Denkwerk: zunächst wird festgestellt, dass die marokkanischen Arbeiter während der Krise sich immer mehr einem islamischen Fundamentalismus, der auch gewaltbereit ist, zuwenden, am Ende wird ein Schaubild der spanischen Kleinunternehmer gezeichnet, die das Geld verprassen, welches durch ihre (Schwarz-)Arbeiter erwirtschaftet wird.

Dieses Prassen und Nichtdenken an eine Zukunft ist mit einer der Gründe, warum sie alle am Ende verarmt sind, was Chirbes als Reinigung auffasst und mit der neuerlichen Versumpfung und dem Verfall metaphorisch als Rückkehr alter Zeiten verschriftlicht.

Keine leichte Lektüre, aber hochinteressant.

Infolinks im Spoiler

Der Autor:
Wikipedia: Rafael Chirbes
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/zum-tod-von-rafael-chirbes-epiker-der-entzauberung-13753350.html
http://www.zeit.de/kultur/literatur/2015-08/rafael-chirbes-spanien-tot

Verlagsinfo:
http://www.kunstmann.de/titel-0-0/am_ufer-938/

Rezensionen:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/rafael-chirbes-am-ufer-jede-wirtschaft-schafft-sich-ihre-abfallgrube-12767910.html
http://www.zeit.de/2014/07/rafael-chirbes-am-ufer-roman
http://www.zeit.de/kultur/literatur/2014-02/rafael-chirbes-roman-am-ufer
https://www.profil.at/gesellschaft/rafael-chirbes-virtuoser-wirtschaftskrisenroman-am-ufer-372418
http://www.sueddeutsche.de/kultur/am-ufer-von-rafael-chirbes-immer-wieder-im-sumpf-1.1863077
http://www.deutschlandfunk.de/rafael-chirbes-am-ufer-eine-stimme-fuer-die-abgehaengten.700.de.html?dram:article_id=297609
https://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/schutthalden-im-sumpfgebiet-1.18240162
http://www.fr.de/kultur/rafael-chirbes-am-ufer-im-sumpf-a-607281
http://culturmag.de/rubriken/buecher/rafael-chirbes-am-ufer-2/79009




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07.07.2017 um 22:35
Julia Friedrichs - Gestatten: Elite

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Die Journalistin Julia Friedrichs klapperte vor zehn Jahren private Bildungsinstitutionen in Deutschland von Kindergärten bis Hochschulen (und in den USA Harvard) ab, die sich selbst zur "Elite-Ausbildung" erkoren haben, um herauszufinden, was "Elite" ist.

Das Ergebnis ist wenig überraschend: aufgrund der extrem hohen Gebühren finden sich nur Schüler (und ein paar -innen) reicher Eltern dort. Elite versteht sich als Finanzelite und das PR-Geplappere von offener Leistungselite ist nur Teil eines Bullshitbingos.

Absolvent(innen) schließlich streben ihre Traumberufe an: Unternehmensberater und Investmentbanker.

Flott geschrieben mit lustigen Anekdoten, aber ganz bin ich mir nicht sicher, ob sie nicht doch bereut hat, ein Angebot von McKinsey auszuschlagen, nachdem Friedrichs als Tochter nicht reicher Eltern und Absolventin staatlicher Bildungsinstitutionen das Auswahlverfahren ganz ohne Netzwerk bravourös bestanden hat.

Infos im Spoiler

Autorin:

http://juliafriedrichs.de
Wikipedia: Julia Friedrichs
http://www.taz.de/!5183197/ (Interview)
http://www.zeit.de/2006/21/McKinsey_21 (Zeit-Artikel)
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/karriere/a-545255.html (Interview)

Verlagsinfo:
http://www.hoffmann-und-campe.de/buch-info/gestatten-elite-ebook-3337/


Rezensionen:
https://cms.falter.at/falter/rezensionen/buecher/?issue_id=220&item_id=9783455500516
http://www.spiegel.de/karriere/buch-statt-bwl-bueckware-aus-der-uni-buchhandlung-a-755955-4.html
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/deutsche-elite-von-wegen-vorbild-1515554.html
http://www.deutschlandfunkkultur.de/zu-gast-bei-mckinsey.1270.de.html?dram:article_id=190863
http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/a-537052.html




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07.07.2017 um 23:22
51ehVNB2siL. SX310 BO1204203200


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08.07.2017 um 23:07
Werner Paravicini - Die ritterlich-höfische Kultur des Mittelalters

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Heute habe ich mir ein wissenschaftliches Werk zur mittelalterlichen Kultur der Ritter und des Hofes zu Gemüte geführt. Das Werk besteht aus vier Teilen: einem enzyklopädischen Teil über Definition und Geschichte der ritterlich-höfischen Kultur, einem Überblick über die Wissenschaftslage, einer Bibliographie wie einem Index.

Interessant ist vor allem, dass die ritterlich-höfische Kultur ein Konglomerat aus verschiedenen prägenden Quellen ist (christlicher miles-Begriff, adelig-weltliche Liebesvorstellungen mit akzeptierten außerehelichen Kontakten, militärische Fertigkeiten und Darstellung dieser auf Tournieren, in literarischen Werken überhöhter Tugendkanon).

Die höfisch-ritterliche Kultur ist ein Oberschichtphänomen, jedoch alle Adelsschichten übergreifend, und im späten Mittelalter wird diese Kultur auch von städtischen Patriziern übernommen und formalisiert. Reste dieses Kulturkanons sind bis in die Gegenwart zu beobachten (Formen der Höflichkeit und Regeln der Ehrbarkeit).

Mit nur etwa 180 Seiten und dicht gedrängten Informationen ist das Zielpublikum auch bei einem Verkaufspreis von 250 Euro ein typisches Bibliothekswerk.

Paravicini ist ein ausgewiesener Experte des europäischen Spätmittelalters und derzeit Professor an der Universität Kiel:

https://www.histsem.uni-kiel.de/de/personalverzeichnis/Professuren/paravicini (Archiv-Version vom 12.11.2016)
https://adw-goe.de/mitglieder/personendetails/person/werner-paravicini/
Wikipedia: Werner Paravicini


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08.07.2017 um 23:10
41mi89nBzaL. SX301 BO1204203200


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09.07.2017 um 01:12
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Ich komme gerade aus Paris zurück und lese nun den Rest dieser Liebeserklärung an eine faszinierende Stadt, die vor allem Literaturfreunde ansprechen wird. Der Autor lebt in Paris und erzählt anhand von Spaziergängen durch die Stadt Anekdoten u.ä. welche die berühmten Literaten und Künstler betreffen, die einmal dort gelebt haben.


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10.07.2017 um 22:40
Wolfang Ruge - Gelobtes Land

41jDy72BXbgL. SY346

2012 erschienenes und von seinem Sohn Eugen posthum herausgegebene Erinnerungen Wolfang Ruges über seine Zeit in der Sowjetunion von 1933 bis 1956.

Wolfgang Ruge stammte aus einer Berliner kommunistischen Familie und floh mit seinem Bruder Walter als Sechzehnjähriger in die Sowjetunion, um der Nazi-Diktatur zu entkommen.

Bereits in seiner Moskauer Zeit war er mit schwierigen Lebensbedingungen und Verfolgungen des Stalin-Terrors konfrontiert, und nach dem Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion wurden alle Deutschstämmigen bzw. Deutschen östlich des Urals deportiert, Männer wurden in die "mobile Arbeitsarmee" rekrutiert.

Mobile Arbeitsarmee bedeutete Arbeitslager, für Ruge ein nordsibirisches Forstlager mit einer Essensration von 600 Gramm Brot und einer Wassersuppe am Tag. Die katastrophalen Bedingungen sind sehr eindringlich geschildert.

Das Ende des Krieges bedeutete aber nicht das Ende der Zwangsarbeit, die Deutschstämmigen und Deutschen blieben weiterhin innerhalb des Lagerverbands und waren keine freie Menschen, auch wenn das Lager in einem Ortsverband (Soswa) stationiert war. Zumindest gelang es Ruge in der Zeit bis 1948 ein Fernstudium für Geschichte in Swerdlowsk (heute: Jekaterinburg) abzulegen.

Denn 1948 entschied Moskau, unterzeichnet von Molotow, dass alle verbannten Minderheiten (darunter Deutschstämmige) in "ewiger Verbannung" leben müssen und ihren Verbannungsort nicht weiter als in einem Umkreis von sieben Kilometern verlassen dürfen. Auch Familienzusammenführungen wurden unterbunden: Väter, Mütter, Ehefrauen lebten oft ganz woanders und unterlagen, wenn sie einer der betroffenen Nationalitäten angehörten, ebenso dem Bannkreis-Dekret.

Aufgelockert wurde diese Bestimmung erst mit dem Tod Stalins, sodass schließlich ein Kontakt mit seiner Mutter und seinem Bruder hergestellt werden konnte, und 1956 wurde ihm, seiner russischen Frau und ihrem gemeinsamen Sohn die Ausreise in die DDR gestattet.

Dort arbeitete Ruge als Historiker an der Akademie der Wissenschaften über die Weimarer Republik und schrieb parallel an einer Familiengeschichte.

Die ersten zwei Kapitel dieses Buches wurden in den 1980er Jahren verfasst, die letzten beiden ab 1998. Ruge setzt sich nicht nur mit seiner unfassbar schweren Zeit auseinander, sondern auch mit seiner seit Kindestagen politischen Überzeugung.

Sehr deutlich wird er, als er das 1948er-Dekret, das alle verbannten Minderheiten der Sowjetunion betraf, als Genozid bezeichnet, da Familienverbände auseinandergerissen würden und eine Russifizierung stattfände.

Ein wichtiges Buch, das zwischen den Lagerberichten Solschenyzins und der Abrechnung des Kaderkommunisten Wolfgang Leonhard steht und als Zeitzeugenbericht von großem Wert ist.

Sein Sohn Eugen Ruge hat das Manuskript redigiert, offensichtliche Fehler korrigiert, ein Glossar und ein Personenverzeichnis angelegt.

Infolinks im Spoiler

Der Autor:
Wikipedia: Wolfgang Ruge

Verlagsinfo:
https://www.rowohlt.de/autor/wolfgang-ruge.html

Leseprobe:
https://books.google.at/books?id=3HhsAgAAQBAJ&hl=de&source=gbs_book_other_versions

Rezensionen:
http://www.deutschlandfunk.de/verarbeitung-eines-traumas.1310.de.html?dram:article_id=194555
http://oe1.orf.at/artikel/301894
http://literaturkritik.de/id/16724
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/gefangen-in-einem-gelobten-land
http://www.deutschlandfunkkultur.de/trauma-in-sibirien.950.de.html?dram:article_id=140917
https://www.welt.de/print/die_welt/vermischtes/article13826455/Aufbewahren-bis-in-alle-Zeit.html
https://www.nzz.ch/menschenfreundlicher-marxist-1.16601662
http://www.fnp.de/nachrichten/kultur/Erinnerungen-an-die-Stalin-Zeit;art936,413848
http://www.focus.de/kultur/buecher/literatur-wolfgang-ruges-erinnerungen-an-die-stalin-zeit_aid_707563.html




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12.07.2017 um 19:16
mein-herz-so-weic39f1


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16.07.2017 um 12:30
hab heute morgen das hier gelesen, naja - kein Buch, aber war interessant. und so etwas altes in den Händen zu halten hat etwas.. <3

d8ac169eec les.miserables


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