Eine Reise in die Vergangenheit, eure Kinderbücher
30.10.2023 um 21:28.lucy. schrieb am 13.10.2023:Der Trotzkopf ist der Titel eines 1885 erstmals erschienenen Buches von Emmy von Rhoden.Das mochte ich auch sehr gerne - hast du die Fortsetzungen auch gelesen und falls ja, wie gefielen sie dir? Ich fand sie ganz ok, aber verglichen mit dem "Original" schon etwas enttaeuschend. Schreibstil und/oder Atmosphaere der Fortsetzungen passten fuer mich nicht so gut zum ersten Band, wobei sich die Abweichungen natuerlich dadurch erklaeren lassen, dass sie von anderen Autorinnen stammen als der postum erschienene Erstband, aber meiner Erfahrung nach gab es durchaus auch Buchserien, bei denen trotz unterschiedlichen Autoren und spuerbar abweichenden Schreibstilen trotzdem die ganze Reihe zusammenpasste.
Zudem empfand ich den (von der insgesamt dritten Autorin der Reihe, Suze la Chapelle-Roobol, geschriebenen) letzten Band kurioserweise als gut zum zweiten und dritten (beide von Emmy von Rhodens Tochter Else Wildhagen geschrieben) passend, sodass letztendlich dann das Originalbuch fuer mich the odd one out war, nur eben in diesem Fall hinsichtlich Schreibstil/Plot im positiven Sinne.
Neben den offiziellen, von Else Wildhagen "anerkannten" Fortsetzungen (ihre eigenen und der vierte Band von Suze la Chapelle-Roobol) gibt bzw. gab es ja noch einige andere Fortsetzungen, die Frau Wildhagen als Plagiate betrachtete (und somit, nehme ich an, inzwischen nicht mehr erhaeltlich sind) - gibt es hier jemanden, der diese zwischen die Finger bekommen hat? Mich wuerde die Handlung davon interessieren.
Zurueck zum Originalband - den habe ich insgesamt sogar in zwei Versionen gelesen, zuerst aus der Bibliothek - genau dieser LeseRiese auf dem Bild, das
@.lucy. gepostet war und dann spaeter in einem entweder selbst gekauften oder geschenkt bekommenen Sammelband, der alle vier Teile enthielt. Ich hatte damals den Verdacht, dass die Sammelband-Version gegenueber der LeseRiesen-Version leicht gekuerzt worden war, konnte es aber wohl nie mit Sicherheit sagen. Dagegen war und bin ich mir weiterhin absolut sicher, dass einige Woerter/Textstellen geaendert worden waren - beispielsweise gibt es doch diese Weihnachtsgeschenkeszene, in der die Schuelerinnen durch Scherzgeschenke ihre Macken gegenseitig aufs Korn nehmen, und Ilse bekommt von Nellie(?) einen Korb mit einem kuenstlichen Hund als Anspielung auf ihre Ankunft im Internat mitsamt ihrem realen Hund. Dieser "nachgemachte" Hund war im LeseRiesen aus Pappe, in meiner Sammelbandversion aber aus Pluesch. In der selben Szene bekommt Orla von irgendeiner Mitschuelerin eine Zigarettenschachtel geschenkt als Anspielung auf ihr heimliches Rauchen, und Fraeulein Guessow sieht in beiden Varianten die Schachtel, woraufhin folgender Spruch (evtl. leicht abweichender Wortlaut) folgt "Ich will nicht hoffen, dass du rauchst" (LeseRiesen-Version: "wie eine der sogenannten Empanzipierten" - waehrend dieser letzere Teilsatz in meiner Sammelbandversion entweder entfiel oder durch eine voellig andere Aeusserung ersetzt wurde). Im LeseRiesen lesen die Maedchen an einer Stelle eine Erzaehlung oder ein Buch von Ottilie Wildermuth, im Sammelband war es ein maennlicher Autor (dessen Name mir entfallen ist, den ich aber wahrscheinlich identifizieren koennte, sollte er mir mal wieder irgendwo unterkommen, denn es duerfte sich auch hierbei um eine reale Person handeln, die ich vor Jahren mal bei Wikipedia nachgeschlagen hatte). Noch irritierender als die Wortaenderungen empfand ich allerdings, wenn ploetzlich mittendrin voellig neue Saetze auftauchten oder die Wortreihenfolge innerhalb von Saetzen veraendert wurde (gerne in Kombination mit voellig geaenderten Woertern), da ich die LeseRiesen-Version quasi auswaendig kannte und dann in dieser neueren(?, ich nehme zumindest stark an, dass die Sammelbandversion, also nicht nur meine Ausgabe davon, sondern der gesamte Text darin, spaeter erschienen war als der LeseRiese) ploetzlich mittendrin "Schluckauf" beim x-ten Mal lesen im Autopilotmodus des (eigentlich) selben Buchs bekam.
Da ich mir gerade nicht sicher bin, wie man hier Spoilertext "verstecken" kann, umschreibe ich einfach mal nur grob noch etwas, das ich erwaehnen will (wer den ersten Band gelesen hat, weiss, um was es geht) - dieser Handlungsstrang kurz nach Weihnachten(?), der eine juengere Mitschuelerin von Ilse betrifft. Ich konnte es damals, beim erstmaligen Lesen, einfach nicht fassen, dass die Autorin *das* wirklich so in die Handlung eingebracht hat, waehrend ich wohl unterschwellig gleichzeitig den Verdacht hatte, dass exakt das passieren wird, da der Handlungsstrang sonst eher weniger "Sinn" ergeben haette.
Jetzt, wo ich so darueber nachdenke, bin ich mir sicher, dass ich auch vom zweiten Band zwei Versionen gelesen habe (ebenfalls wieder als einzelnes Bibliotheksbuch und als Teil meines eigenen Sammelbands), mir da aber keine Aenderungen am Text aufgefallen oder in Erinnerung geblieben sind. Mag aber daran liegen, dass ich die Nachfolgebaende aus o. g. Gruenden nicht so oft gelesen habe wie den ersten.