@Jairo Ich will das noch einmal etwas weiterspinnen, obwohl ich nicht weiss, ob wir das hier schon einmal diskutiert haben.
Egal welche Route man wählt, eine Fahrt von Innsbruck per PKW nach Graz dauert mindestens viereinhalb (typische Route durch das deutsche Eck), locker auch mal sechs Stunden. Über Italien sechs Stunden.
Ulrike wusste ja auch, welche Zeit der Zug benötigt und konnte sich denken, dass es per PKW kaum schneller geht. Was bedeutet das:
1) Wenn ihr wirklich jemand angeboten hat, sie von entweder Innsbruck oder Brixen/Bressanone oder Fortezza/Franzensfeste nach Graz zu fahren, dann beträgt der Hin-und-Rückweg ca 10 oder mehr Stunden.
Wer tut das? Wer tut das glaubwürdig? Und von wem würde sie das annehmen?
2) Wie wahrscheinlich ist es, dass sie unterwegs unerwartet einen Unbekannten trifft, der -siehe da- zufällig mit dem PKW auch nach Graz will und sie daher ohne Punkt 1 zu bedenken mitnehmen kann? Aber nur auf der unüblichen Route über das Pustertal.
Wie naiv war Ulrike? Würde sie eine solche Behauptung glauben? Vor allem, wenn am PKW des Unbekannten keinesfalls ein steirisches oder Grazer Kennzeichen ist, sondern ein italienisches? Würde sie dann einsteigen?
3) Wie wahrscheinlich ist es, dass, wenn man einen Freund/Bekannten in Innsbruck ungeplant und unerwartet anruft, er gleich happy sagen wird: "Du, lass den Zug sausen, ich fahre Dich nach Graz?"
Oder, wie wahrscheinlich würde Ulrike eine solche Verabredung spontan in Innsbruck treffen, ohne auch nur den Versuch zu machen, zu Hause anzurufen, um mitzuteilen, dass es auf jeden Fall weitaus später werden wird mit ihrer Ankunft?
Im Licht dieser Fragen komme ich doch immer wieder zu dem Schluss, dass zwei Dinge unwahrscheinlich sind:
A) Ulrike lässt sich auf eine "Mitfahrt? mit Bekannten oder Unbekannten nach Graz ein.
B) Ulrike lässt sich auf eine Tour nach Italien zum Zweck einer Party/etc. ein, um dann später wieder nach Innsbruck zurückzukehren und nach Hause zu fahren.
Neben den anderen oben genannten Gründen ist es vor allem der fehlende Anruf in Graz, der sie mir unwahrscheinlich macht.
Bleibt die durch ihre Mutter nicht ganz unwahrscheinliche Annahme, dass sie sich wirklich unbeabsichtigt in Italien wiederfand, weil sie in den falschen Zug gestiegen ist. Das bedeutet, dass der Täter ihr dann höchstwahrscheinlich unbekannt war und ihr irgendwie versprochen hat, wieder nach Österreich zurückzukommen. Dass sie nur eingewilligt hat, weil die Aussicht eventuell stundenlang bei Nacht auf einem mehr oder weniger verlassenen Bahnhof in Südtirol zu warten, ihr nicht gerade geheuer war.
War der Täter Italiener oder Österreicher? Ich denke, er war in Südtirol zu Hause. Südtirol ist aber ein Sonderfall, die meisten Bewohner sprechen deutsch bzw. einen tiroler Dialekt und sehr viele haben sehr starke Beziehungen nach Österreich, weit mehr als ins eigentliche Italien. Es ist ganz normal, zum Studieren oder auch arbeiten nach Österreich zu ziehen. Das bringt uns zu dem merkwürdigen Gedicht.
Höchstwahrscheinlich von einer Person verfasst, deren Muttersprache Deutsch ist. Einer Person, die durchaus in Österreich wohnhaft sein kann. Wie oben gesagt widerspricht das nicht der Möglichkeit, dass diese Person ursprünglich aus Südtirol ist.