@Robin76 Genau.
Das ist eben das Problem, eigene Gedanken verändern die Erinnerung.
Experimente, wo man Personen zu Geständnissen von Straftaten bringen konnte, die nie erfolgt sind, war Teil dieses Artikels und auch dass Erinnerungen sogar wandern, sprich Erlebnisse, welche nur eine Person einer Gruppe hatte, mit der Zeit auch andere Mitglieder behaupten, dass sie selber diese erlebt hätten. Die Grenzen von Erinnerungen zwischen Mitgliedern einer Gruppe verschwimmen, weil sich offenbar bei Erzählungen sich die Mitglieder teilweise so stark in die Situation des anderen hereinversetzen, dass dieser Effekt auftritt, dass allein die Vorstellung dieser Situation einen Veränderung des Gedächtnisses bewirkt und derjenige dann nach einer gewissen Zeit selber meint dieses Erlebnis gehabt zu haben.
Eigentlich stehen diese Erkenntnisse im Widerspruch zu dem starken Einfluss, den Zeugenaussagen auf Gerichtsurteile haben. Denn auch dazu gibt es Untersuchungen mit fiktiven Fällen. So hatten in einer Studie in einem fiktiven Fall Gerichte ein Urteil zu fällen. Der Fall wurde dann so modifiziert, dass ein Zeuge auftrat, sich im Laufe der Verhandlung aber feststellte, dass seine Aussagen unglaubwürdig sind.
Trotzdem hatte dieser Zeuge einen entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis. Ohne den Zeugen lag die Schuldspruchrate bei 30%. Mit dem Zeugen bei 70%. Das ist eben ein großes Problem mit der freien Beweiswürdigung, sie beruht nicht auf rein objektiven Gründen, da spielen eben auch subjektive Ansichten eine Rolle, wie vermutlich die Ansicht, dass sich der Zeuge das wohl nicht ohne wirklichem Vorfall aus dem Finger gesaugt hat. Die psychologischen Erkenntnisse, welche man u.a. in dem Spiegel-Artikel findet, aber in Wirklichkleit schon lange bekannt sind, b estätigen diese Ansicht jedoch nicht, eher im Gegenteil.
Sicherlich sind das alles nur fiktive Fälle, in der Praxis hat man meistens nicht nur Zeugenaussagen sondern auch andere Hinweise, so dass der Einfluss in der Realität nicht ganz so drastisch ausfällt und in der Realität es meist doch zum richtigen Ergebnis kommt. Aber gerade bei Fällen, wo keine Spuren existieren, wird die Fehlerrate höher als gewünscht sein.