monstra schrieb:und natürlich auch das Nachtatverhalten, das für eine vorsätzliche Tötungshandlung und nicht für einen Unfall spricht.
Hm. Welches Nachtatverhalten meinst du jetzt genau? Das Verschleiern, das Vergraben oder das Musikalbum, an dem er bastelte?
Seltsam ist das alles schon: Mal angenommen es war so, dass er die Tötung für diesen Tag geplant hatte und dann die tote Maria Baumer einen Tag lang wirklich zu hause liegen ließ und der Familie mitteilte, dass sie verschwunden sei und nach Nürnberg oder HH gefahren sei. Hätte er nicht einplanen müssen, dass die Familie oder ggf. die besorgte Schwester vorbei kommen, um mit ihm zu reden oder auf einen weiteren Anruf von Maria dort warten wollen, um mit ihr selbst zu sprechen, wenn sie ihn noch einmal auf dem Festnetz anruft? Oder, dass sie so besorgt sind und mit einem Male vor der Türe stehen, weil dieses Verhalten von Maria so völlig anders war als gewöhnlich?
Für so einen Fall kann er doch Maria Baumer nicht einfach tot im Bett und offen in der Wohnung liegen gelassen haben.
Dass er tagsüber die Grube nicht ausgegraben hat mag ja noch nachvollziehbar sein, um nicht gesehen zu werden. Dass er von dem Fußballspiel wußte spricht dafür, dass er wirklich erst an dem Abend unterwegs war, jedenfalls um sie zu wegzubringen. Dennoch ist das alles komisch und so richtig durchgeplant wirkt das eigentlich nicht, zumal er auch noch den Spaten vergaß - vorausgesetzt es war alles auch so.
Aus dem, was man durch die Presse weiß, ist nicht klar, ob er die Grube nicht doch schon vorher vorbereitet hatte. Dies ließ sich wohl nicht klären, oder kam es darauf gar nicht mehr an? Es wäre jedenfalls ein gesicherter Beweis, dass er die Tat geplant hatte. Der bloße Kauf des Spatens jedenfalls nicht und das Benutzen beim Vergraben auch nicht (zwangsläufig). Auch wenn beides in der Kombination ein Indiz sein könnte, sicher ist es aber nicht.
Was mir recht gesichert erscheint ist, dass Maria Baumer von der Medikamentengabe nichts wußte, da sie ansonsten wohl kaum zu einem Arzt gegangen wäre, um ihre Aussetzer abklären zu lassen. Denn mir erscheint ebenso gesichert, dass diese Medikamente zu solchen Erinnerungslücken "Aussetzern" führen können, wie sie sie beschrieb. Bei bewußter Einnahme dieser Medikamente wäre ihr Verhalten unlogisch gewesen.
Weder habe ich ein rundes Bild zu dem Angeklagten, noch zu seiner wirklichen Motivation. Da er dazu schweigt, kann man nur vermuten, aber dies ist nun einmal entscheidend bei der Begründung des Motivs und der Begründung eines vorsätzlichen heimtückischen Mordes.
Angenommen sie hätte an dem Abend wirklich Medikamente eingenommen, die aber nur in der Kombination mit den Medikamenten die er ihr vorher schon in den Kakao getan hatte, tödlich gewesen wären, dann hätte er jedenfalls wirklich einen Grund gehabt, sich schuldig an ihrem Tod zu fühlen, und dann hätte er fürchten müssen, dass auch eben auffliegt, dass er ihr über einen längeren Zeitraum solche Mittel heimlich verabreichte - warum auch immer. Dass man diese Medikamente noch hätte nachweisen können, dürfte ihm auch klar gewesen sein, da er ja damit fachlich vertraut war. Dann machte auch Sinn, warum er ihren Tod verschleiern wollte, um von sich abzulenken, weil er nämlich doch eine Ursache für ihren Tod gesetzt hatte und zwar nicht nur durch das zur Verfügung stellen solcher zudem noch geklauten Mittel, sondern
durch die heimliche Beibringung dieser Mittel. Aber ein heimtückischer Mord wäre so zumindest deutlich schwerer zu begründen gewesen. Allerdings kommen natürlich noch weitere andere Umstände (Internetrecherchen etc.) hinzu.
So in der Deutlichkeit wurde dieses Szenario aber gar nicht erläutert. Denn es sollte so dargestellt werden, dass er gar nichts damit zu tun habe und nur die eigene, bewußt und gewollte Medikamenteneinnahme von Maria selbst zu ihrem Tod führte. Warum hat er ein Unfallszenario nicht damit begründete, dass er zugegeben hat ihr etwas schon gegeben zu haben (ohne Tötungsabsicht). Es ist ja etwas anderes jemanden zu betäuben oder jemanden mit Medikamenten in tödlicher Dosis wirklich auch töten zu wollen.
Im Medizinschrank habe er Tavor in zwei Dosierungen und Tramadol gegeben, was von einem Skiunfall dort noch vorhanden war. Sie habe ihm gesagt, dass sie vor dem Schlafen noch etwas eingenommen habe.
Quelle: Mittelbayerische Newsblog vom heutigen Tag
Neu war übrigens der Hinweis, dass diese Mittel noch von einem Skiunfall im Haus gewesen sein sollen und zudem, dass sie ihm auch gesagt hatte, dass sie etwas genommen habe. Warum kam er damit eigentlich nicht vorher? Das hätte ihn ja eigentlich entlasten können. So am Ende machte dies doch aber gar keinen Sinn mehr, weil das eher dafür sprach, dass sein Verschleiern des Todes und das Vergraben sinnlos waren. Wenn diese Mittel zu Hause herumgelegen hätten wegen des Skiunfalls, hätte er sich dafür ja nicht schuldig fühlen müssen und Marias Zugriff auf diese Medikamente wäre erklärbar gewesen.
Vor dem Hintergrund, dass er jetzt aber wiederum einräumt gewußt zu haben, dass sie etwas eingenommen hat, stellt sich noch einmal die Frage nach dem Zeitpunkt und wann er ihr den Kakao gab, von dem angenommen werden muss, dass er von ihm beigebrachte Medikamente enthielt.
Das Verbringen ihrer Leiche macht nur dann Sinn, wenn er sie wirklich töten wollte und ihren Tod verschleiern wollte. Oder aber, wenn es ein "Unfall" war, für dessen tödlichen Ausgang er auch tatsächlich eine Ursache gesetzt hatte und dies verschleiern wollte. Mit der bloßen zur Verfügung stellen von Medikamenten aber insgesamt ein sehr schwaches und auch unglaubwürdiges Motiv.
Ich bin interessiert daran, wie das Gericht die Entscheidung begründen wird. Eine Verurteilung wegen heimtückischen Mordes erscheint nicht unwahrscheinlich, muss aber gut begründet werden. Da man aber als Außenstehender auch so viel nicht weiß, insbesondere zeitliche Abläufe und etliche Details zu Internetverhalten etc., wird das Gericht hier über mehr Informationen verfügen, die es zusammenfügen wird. Ob es zu der Feststellung der besonderen schwere der Schuld kommen wird, wird überaus interessant und spannend sein. Ich kann nicht in die Zukunft schauen, aber es würde mich nicht wundern, wenn sie nicht verhängt wird. Ich meine aber, dass dies entscheidend darauf ankommen wird, wie das Gericht die Tat insgesamt würdigt und für wie gefährlich es den Täter hält. Dies ist nämlich ein entscheidender Punkt, den ich in der Berichterstattung über die Gutachten zu dem Angeklagten vermisst habe: Es wurde gar nicht über eine Gefährlichkeit des Angeklagten gesprochen und ob weitere Straftaten (dieser Art) von ihm zu erwarten sind, zumal er ja kein unbeschriebenes Blatt ist.
Von daher wird man sehen, wie das Gericht entscheiden wird.
(Alles worauf ich mich hier beziehe ist im heutigen Newsblog der Mittelbayerischen zu finden. Einzelzitate habe ich jetzt nicht jedes Mal gemacht, ich hoffe, dass dies mit dem Verweis auf den Bericht vom heutigen Tage so in Ordnung ist.)