emz schrieb:.
Die Auffindesituation allein dürfte genügen, um von einem Fremdverschulden auszugehen. Einer
Die Auffindesituation beweist eindeutig, dass die Verstorbene nicht ohne Fremdbeteiligung in der Auffindesituation geendet sein kann.
Darüber ob ihr Versterben fremdverschuldet war gibt das keine Auskunft.
Klar sind Sachen wie "Ich hab Panik bekommen, weil sie das Lorazepam von mir hatte und ein tödlicher Unfall in Verbindung damit meine geplante Berufslaufbahn unweigerlich beendet hätte, deswegen habe ich die Leiche verschwinden lassen." usw
totales Klichee und dürfte in der Popkultur weit öfter vorkommen als in der Realität.
Wirklich glaubhaft ist das auch nicht.
Aber geeignet zu erklären, dass die Auffindesituation einen Tötungsdelikt nahe legen mag, aber eben nicht beweist.
emz schrieb:Ich werde jetzt aber nicht auf alle Indizien, die man auch anders deuten könnte, eingehen.
Brauchst Du auch nicht.
Ich gehe einfach mal davon aus, dass es Euch schon aufgefallen ist, dass ich jemand bin, der sich sehr
schwer damit tut selbst dann wenn es nur um eine persönliche Meinung geht zu sagen "Ich halte diesen TV für schuldig."
Das maße ich mir wirklich, wirklich selten an.
Die von Dir angesprochenen "Alle Indizien" bzw ihre Gesamtheit veranlassen mich aber dazu in diesem Fall eine Ausnahme zu machen und zu dem Schluss zu kommen, dass ich persönlich den TV für schuldig halte.
Das ändert aber eben nichts daran, dass zwischen "Ist meiner Ansicht nach der vorgeworfenen Tat schuldig." und "Ich sehe genug und ausreichend einschlägige Beweise die einen Schuldspruch rechtfertigen." für mich zwei paar völlig unterschiedliche paar Schuhe sind.
emz schrieb:Noch sind mir keine Indizien aufgefallen, die einer Tatbegehung durch den Beschuldigten widersprechen.
Das sollte aber auch auf keinen Fall notwendig sein.
Wirklich objektiv und belastend sind in diesem Fall doch nur:
- der TV hatte ein Motiv (bzw mehrere Mögliche)
- er hatte die Möglichkeit zur Tatbegehung
und
- er hat bei der Ermittlung nachweislich gelogen (wenn wir mal davon ausgehen, dass es mehr als nur unwahrscheinlich ist, dass ausgerechnet die angeblichen Anrufe von Maria aufgrund von irgendwelchen Datenfehlern nicht nachvollziehbar waren)
Alles andere mag in der Gesamtheit "beeindrucken", ist aber jeweils einzeln genommen einfach mal von eher zweifelhafter Beweiskraft, so als Beispiel:
- der TV ist nicht die einzige mögliche Quelle für Lorazepam und dass es überhaupt im Zusammenhang mit ihrem Tod steht ist keineswegs bewiesen
- den besagten Spaten wird ja wohl mindestens ein Geschäft im Umkreis führen und das wird kein Einzelstück sein, ich such mich auch dumm und dusslig, weil ich die Gartenkralle, die ich erst vor wenigen Wochen gekauft habe nicht mehr finden kann und bisher gibt es meines Wissens an dem besagten Spaten keine Spuren des TV und auch keine Seriennummer oder sonstwas, das sicher klar stellt, dass es wirklich dieser Spaten ist
- das der TV die letzte Person ist, die nachweislich mit dem Opfer zusammen war trifft auf praktisch jeden ungelösten Fall für den Lebenspartner zu, vor allem wenn man zusammen lebt
Ich verstehe jeden, der keine Zweifel an der Täterschaft hat, habe ich wie gesagt selbst nicht.
Meine Zweifel richten sich ausschließlich auf die Qualität/Eindeutigkeit der Beweise.
Es geht hier um so viel mehr als einen Mord.
Möchte ich wirklich in einem Land leben in dem aufgrund der hier vorliegenden Beweise und Indizien eine "Beweislastumkehr" eintritt bei der der TV seine Unschuld beweisen muss statt umgekehrt?
Zwar sollte bei jeder Strafsache gleich sauber gearbeitet werden, aber es geht hier darum einem Angeklagten eins der schwersten Verbrechen vorzuwerfen das unser Rechtssystem kennt und das auch mit der schwersten Strafe belegt ist, die es in unserem Land gibt.
Wenn dann nun plötzlich gilt:
"Er hatte mögliche Motive, die Gelegenheit und log bei seiner Darstellung rund um das Verschwindens der Verstorbenen, dazu kommen eine Hand voll Indizien die nur in ihrer Gesamtheit beeindrucken, einzeln aber kaum was aussagen, deswegen muss ihm nun nicht mehr die Tat nachgewiesen werden, sondern er muss seine Unschuld beweisen."
Das fände ich persönlich noch viel gruseliger als einen Mörder, der mit seiner Tat davon kommt.
monstra schrieb:Das ist auch schwer möglich, weil es eben noch keine Prozess gegeben hat. Für die Anklage und die Durchführung einer Hauptverhandlung reicht ein "hinreichender Tatverdacht".
monstra schrieb:Alles, was bisher bekannt ist, reicht für die Anklageerhebung.
Das sehe ich ganz genau so. Mir stellt sich nur die Frage ob es clever ist Anklage zu erheben nur weil das geht.
Als dieser TV schon einmal in U-Haft saß hat man sich ja dagegen entschieden und die Ermittlungen gegen ihn vorläufig eingestellt.
Wie vermutlich Viele, die anhand der Gesamtsituation hinreichend sicher sind, dass er ganz zu Recht verdächtigt wird, war ich ob dieser Entlassung durchaus irgendwie "enttäuscht" und fand den Gedanken, das er "davon kommen" könnte nicht grade angenehm.
Aber zu sagen "Wir lassen das erstmal mit der Anklageerhebung." ist tatsächlich weniger schlimm als einen Prozess zu überstürzen, der dann mit einem Freispruch endet und zwar nicht, weil alle von der Unschuld des TV überzeugt sind, sondern weil die vorgebrachten Beweise und Indizien einfach nicht ausgereicht haben.
Denn nach einem Freispruch ist es ja fast egal was noch an Beweisen auftaucht, da gibt es fast gar kein zurück mehr.
Als es dann diese Pressekonferenz gab und die Rede davon war, dass man jetzt nicht wieder intensiv am Fall arbeite, sondern auch Haftbefehl erlassen wurde und eine Anklage vorbereitet wird, da hatte ich ziemlich "große Erwartungen" was diese "neuen Erkenntnisse" die das Ruder rumreißen wohl sein werden.
Wenn aber aus ermittlungstaktischen Gründen nichts sonst zurück gehalten wurde, dann ist doch das Einzige was sich seit der Entscheidung den TV aus der U-Haft zu entlassen und eben noch keine Klage zu erheben geändert hat doch die Tatsache, dass eine neue Messmethode Spuren von Lorazepam nachweisen konnte, die für ältere Messmethoden zu gering waren.
Wenn ich nu nicht irgendwas übersehe, dann ist das die einzige (bekanntgegebene) "Neuerkenntnis" und wie gesagt, aufgrund der Tatsache, dass Lorazepam aus mehr als einer Quelle kommen kann und auch die neue Messung keine Auskunft darüber gibt ob dieses Medikament überhaupt eine Rolle gespielt hat.
Woher kommt dann die Erwartungshaltung, dass diese Erkenntnis ein derartiger "Gamechanger" sein könnte?
Der TV war z.B. wohl mehr als einmal dumm genug seine Taten zu filmen.
Ist es da wirklich klug jetzt Anklage zu erheben obgleich die wirklich objektiven Beweise so dürftig sind und somit einen Freispruch zu riskieren statt noch ein wenig zu warten und weiter zu graben in der Hoffnung, dass sich doch noch Beweise finden lassen, die die Anklage auf
etwas festere Beine stellt?